Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
hast, dass er sich Kinderpornos herunterlädt.« Sie drehte sich zu Ryan um und sah ihn fest an.
»Warum hast du in meinen Sachen herumgewühlt?« Ryan sah enttäuscht aus.
Rebekka holte tief Luft und antwortete: »Weil Reza mich darum gebeten hat. Er hat angerufen, während du im Bad warst. Er hat gesagt, dass du die Direktion auf ihn aufmerksam gemacht hast. Sind das dieselben Fotos wie auf seinem Computer?«
»Rebekka! Was ist los mit dir? Natürlich sind das dieselben Bilder. Als Rezas Computer beschlagnahmt wurde, habe ich sämtliche Fotos auf einen USB -Stick heruntergeladen, damit wir die Menschen finden können, die das strafbare Material ins Netz gestellt haben. Es geht um eine große Menge Fotos, und es geht um harte Kinderpornografie.«
»Ja, aber Reza hat gesagt …«
Rebekka verlor für einen Augenblick den Faden. Sie verstand überhaupt nichts mehr.
»Ich habe die Aufmerksamkeit nicht auf deinen Partner gelenkt, Rebekka. Brodersen und die Direktion haben mich zu einer Krisenbesprechung gerufen, als unparteiischen Experten sozusagen. Wir haben die Fälle der ermordeten Mädchen diskutiert. Irgendwann habe ich erwähnt, dass ein Insider hinter den Morden stehen könnte. Die Direktion hat eine geheime Untersuchung anberaumt, und dabei hat man die Fotos auf Rezas Computer gefunden. Man hat aus seiner Mundhöhle DNA entnommen, und die hat mit der DNA übereingestimmt, die auf Carolines Leiche und auf ihrem Stiefel gefunden wurde.«
Das Misstrauen und der Widerwille gegen Ryan schwanden. Sie musste zu den Fakten Stellung nehmen. Reza hatte sich anders benommen als sonst. Er hatte die Zeugin nicht treffen wollen, sie hatten ihn nicht erreichen können, als Caroline verschwunden war, und was am wichtigsten war: Rezas DNA war auf Caroline Nørvangs Leiche gefunden worden. Darüber hinaus war er trotz mehrerer Aufforderungen nicht im Präsidium erschienen. Sie seufzte laut.
Ryan sah sie aufmerksam an. »Rebekka, wenn ich dir helfen soll, ist es wichtig, dass du mir vertraust. Habe ich dir jemals einen Grund geliefert, das nicht zu tun?«
Sie schüttelte den Kopf, wagte ihm nicht in die Augen zu sehen, weil sie sich schämte.
»Du siehst müde aus«, fügte er mit sanfter Stimme hinzu. »Ist sonst noch etwas? Du wirkst anders als sonst.«
Einen Augenblick hatte sie Lust, sich ihm anzuvertrauen. Ihm von der Schwangerschaft zu erzählen, von dem Chaos mit Michael und Niclas und davon, wie untauglich sie sich im Moment fühlte – als Mensch und als Ermittlerin. Sie öffnete den Mund, die Worte lagen ihr auf der Zunge, es wäre so leicht. Aber sie ließ es.
»Ich bin müde«, antwortete sie nur, »müde und verwirrt.«
»Komm her, lehn dich an mich. Entspann dich.«
Rebekka tat, was er gesagt hatte, lehnte sich an ihn, spürte sein Herz rhythmisch unter seinem T-Shirt schlagen und schloss die Augen. Die Ereignisse der letzten Monate tanzten an ihrem inneren Auge vorbei. Es fühlte sich an, als würde sie alles durch ein Kaleidoskop sehen, in dem sich die ganze Zeit das Muster veränderte. Verwirrt fiel sie in einen tiefen Schlaf.
—
Rebekka erwachte davon, dass ihr rechter Arm eingeschlafen war. Sie richtete sich auf dem Sofa auf, schüttelte vorsichtig den Arm. Ryan schlief noch. Er schnarchte leise mit offenem Mund. Sie stand auf, streckte sich und ging zur Terrassentür. Draußen war es noch immer dunkel, doch der Sturm hatte sich gelegt. Stattdessen lag nun dicker, grauer Nebel über der Landschaft, der es erschwerte, Umrisse und Konturen zu erkennen. Sie schlich auf die Toilette, ohne zu spülen, um Ryan nicht zu wecken, denn er brauchte seinen Schlaf. Dann ging sie zurück in die Küche und warf einen schnellen Blick auf die Uhr über dem Küchentisch. 04:17.
Ihre Gedanken kreisten erneut um Reza. Sie musste ihn anrufen, versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen, ihn überreden, sich zu stellen. Sie nahm ihr Handy vom Küchentisch, nur um festzustellen, dass sie kein Netz hatte. Sie fluchte leise und beschloss, zur Garage zu gehen, dort war das Netz für gewöhnlich besser. Sie schloss vorsichtig die Küchentür auf, trat hinaus in die Kälte und zog die Tür hinter sich zu.
Der Nebel lag vor ihr wie eine Mauer, und sie tappte Richtung Weg. In regelmäßigen Abständen tastete sie mit den Füßen nach links und nach rechts in der Hoffnung, ihre verlorene Dienstpistole wiederzufinden, doch sie fand sie nicht. Plötzlich türmten sich die Autos vor ihr auf, ihr eigenes stand ganz hinten unter
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