Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
war wieder unterdrückt. Reza? Sie blinzelte und meldete sich schnell.
»Hallo?«
»Rebekka, die Verbindung ist grauenhaft, ich habe mehrmals versucht, dich anzurufen.«
»Ich weiß. Ich bin im Sommerhaus, so ist das hier oben oft. Ryan ist auch hier. Wir müssen reden, Reza. Was zum Teufel ist los?«
»Ryan ist bei dir?«
»Ja.«
»Rebekka, Ryan hat Brodersen auf mich aufmerksam gemacht.«
»Nein, das kann nicht sein. Ryan will dir helfen, er will uns helfen, wir sitzen hier mit unseren Computern und sehen, ob uns irgendetwas einfällt.«
»Rebekka.« Es rauschte erneut in der Leitung. »Check seinen Computer. Sieh, ob du irgendetwas findest.«
»Wie meinst du das? Das kann ich doch nicht.«
»Mach es. Da muss etwas sein …«
Das Gespräch war weg. Rebekka saß einen Augenblick da und starrte ihr Handy an, während sich eine kalte Angst in ihrem Bauch einnistete. Sie hörte das Wasser im Badezimmer laufen und fischte Ryans Laptop aus der Aktentasche. Rasch fuhr sie ihn hoch, nur um festzustellen, dass man ein Passwort brauchte, um sich einzuloggen. Sie biss sich auf die Lippe, legte ihn zurück und warf einen Blick in die Tasche. Sie enthielt einige Papiere, die sie flüchtig durchsah. Es handelte sich hauptsächlich um Amber-Alert-Berichte und um eine Mappe mit dem Titel Missing children in Europe von der EU -Kommission.
Rebekka suchte weiter und fand unter den Berichten ein paar Kabel. Dann zog sie den Reißverschluss eines größeren Innenfachs auf und entdeckte einen USB -Stick. Sie streckte die Hand danach aus, sah ihn einige Sekunden lang an und wollte ihn gerade zurücklegen, als ein Impuls sie den Stick in ihren Computer stecken ließ. Eine Menge Dateien tauchte auf dem Bildschirm auf, und ihr Blick wanderte an ihnen hinunter. Sie klickte wahllos eine an. Zahlenkolonnen, mit denen sie nichts anzufangen wusste. Sie klickte eine andere an, irgendwelche Grafiken, schloss sie und klickte auf einen Ordner mit dem Namen Craddle . Er enthielt Bilddateien, von denen sie die oberste anklickte. Kurz darauf war ein Farbfoto von einem Kind zu sehen, einem kleinen Mädchen von höchsten vier oder fünf Jahren, das Oralsex mit einem Erwachsenen hatte, einem behaarten Mann, dessen Gesicht nicht zu sehen war. Rebekka wurde schwarz vor Augen, und ihre Hände begannen heftig zu zittern. Sie hörte, wie im Bad das Wasser abgestellt wurde. Trotzdem klickte sie die Bilder weiter durch. Ein neues furchtbares Foto von einem vergewaltigten Kind erschien auf dem Bildschirm. Der Ordner Craddle enthielt riesige Mengen an kinderpornografischem Material. Insgesamt 1927 Fotos.
Rebekka war einen Augenblick wie paralysiert, während sie Ryan draußen im Bad hantieren hörte. Dann riss sie den USB -Stick aus dem Computer, warf ihn zurück in die Mappe und klappte ihren Laptop zu. Im selben Moment ging die Badezimmertür auf und Ryan trat mit nacktem Oberkörper in die Küche. Er lächelte ihr zu, erstarrte jedoch abrupt, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
»Rebekka, was ist los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
Sein Blick wanderte an ihr hinunter und verweilte lange auf ihrem Handy, das auf dem Sofatisch lag. Dann zog er sich ein T-Shirt über den Kopf und kam zu ihr. Sie bewegte sich nicht, und er ließ sich schwer neben ihr auf das knarrende Sofa fallen. Draußen tobte der Sturm immer heftiger.
»Gut. Arbeiten wir weiter an dem Fall Reza.« Ryan griff nach ihrem Laptop, sie wollte ihn daran hindern, doch stattdessen nickte sie nur apathisch. Die letzten Kräfte schienen aus ihr herausgesickert, seit sie die kinderpornografischen Fotos gefunden hatte. Der Computer erwachte zum Leben und ein gigantisches Foto eines sieben- bis achtjährigen Mädchens nahm den gesamten Bildschirm ein. Sie starrte direkt in die Linse, die Augen kugelrund vor Angst, die Wangen streifig von Tränen. Rebekka schluckte schwer, als ihr klar wurde, dass sie vergessen hatte, die Datei zu schließen, nachdem sie die Bilder von Ryans USB -Stick kopiert hatte. Einen Augenblick sagte keiner von ihnen ein Wort, dann spürte sie seine kräftige Hand auf ihrer Schulter.
»Was ist das, Rebekka?« Seine Stimme war leise, doch wenn man ihn gut genug kannte, war deutlich, dass sie vor Wut zitterte. Sie antwortete nicht, sondern saß unbeweglich da, während sie versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.
»Die Bilder waren auf deinem USB -Stick«, antwortete sie tonlos. »Reza hat gesagt, dass du Brodersen den Tipp gegeben
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