Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
und Drogen ausgeben. Er konnte sich natürlich ein Auto geliehen oder mit einem Komplizen zusammengearbeitet haben, aber Rebekka verwarf den Gedanken. Sie ärgerte sich, weil sie Gundersen nicht davon hatte überzeugen können, dass sie sich auch auf andere Verdächtige als Allan Larsen konzentrieren sollten. Auf Sofies Stiefvater, Steffen Olsen, zum Beispiel.
Steffen drehte sich schnell auf dem Stuhl um, als Rebekka das Büro betrat. Reza hatte gerade Kaffee eingegossen und war dabei, das Gespräch einzuleiten. Rebekka nickte freundlich, setzte sich leise auf ihren Stuhl und ließ Reza mit der Befragung beginnen.
»Wenn Sie behaupten, in den Jugendklub zu gehen, entspricht das nicht immer der Wahrheit.« Reza sah den Mann ernst an.
»Wie meinen Sie das?«
»Mark, Ihr Stiefsohn, hat gesagt, dass Sie im Klub seien, als wir Ihnen einen Besuch abgestattet haben, und ich bin hingegangen, um mit Ihnen zu reden, aber Sie waren nicht da.«
»Mark lügt, das tut er immer. Er bringt andere liebend gern in Schwierigkeiten. Sie sehen ja selbst, wie weit er dabei geht. Der Junge ist nicht sonderlich helle, er leidet an so einigem und darüber hinaus ist er meistens bekifft oder betrunken. Leider. Ich war bei meinem kleinen Bruder, bei Bo. Wir sehen uns oft. Wir stehen einander sehr nahe. Unsere Eltern sind gestorben, als wir noch sehr jung waren.«
Steffen lächelte selbstsicher, und Rebekka verspürte den plötzlichen Drang, seinem riesigen Ego einen Stoß zu versetzen. Sie erwiderte sein Lächeln und sagte: »Wie ich gehört habe, hat Sofie sich im letzten Jahr den Arm gebrochen?«
Steffens Pupillen zogen sich blitzschnell zusammen, doch es gelang ihm, ruhig sitzen zu bleiben und ihr lediglich einen kühlen Blick zuzuwerfen. Sie sah ihn vor ihrem inneren Auge, wie er als junger Mann vor dem Spiegel gestanden und dieses kühle Auftreten immer wieder geübt hatte.
»Das stimmt, ja.«
Rebekka schenkte sich mit ruhigen Bewegungen einen Kaffee ein und spürte Steffens Blick auf sich ruhen, während sie Vollmilch dazugoss und sich ärgerte, dass sie keine Magermilch hatten. Ihre Jeans saßen langsam ein wenig stramm in der Taille.
»Was denken Sie?« Steffen fiel es sichtlich schwer, seine Erregung zu unterdrücken.
»Ich denke nichts Bestimmtes. Ich stelle lediglich fest, dass sie sich den Arm gebrochen hatte.«
Rebekka antwortete mit ihrer freundlichsten Stimme und trank einen Schluck Kaffee, der stark und ein wenig bitter schmeckte. Ein klassischer Reza-Kaffee.
»Sie ist unglücklich gefallen. Unten im Hof. Vermutlich ist sie über irgendetwas gestolpert, ich erinnere mich nicht an die Einzelheiten, weil ich nicht zu Hause war, als es passiert ist.«
Rebekka musterte ihn eingehend. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass er log, und sie hoffte, dass sie die Krankenakte, wenn sie sie bekamen, gegen ihn verwenden konnten. Reza bat ihn, noch einmal den genauen Handlungsverlauf durchzugehen von dem Augenblick an, in dem er und die übrige Familie im Park angekommen waren bis zu dem Moment, als sie entdeckt hatten, dass Sofie verschwunden war.
»Ihren Nachbarn zufolge waren Sie ziemlich lange weg. Eine Stunde, meinten sie.«
Steffen kniff die Augen zusammen.
»Ich war drüben im Klub. Ich musste ein paar Unterlagen holen, die ich vergessen hatte auf die Post zu bringen.«
»Sie haben seit Wochen einen Ausflug geplant, und mittendrin fällt Ihnen ein, dass sie ein paar Unterlagen aus dem Büro brauchen, und das, obwohl Sie im Urlaub sind? Habe ich das richtig verstanden?«
»Das haben Sie.«
»Sie sind mit dem Auto gefahren?«
Steffen nickte.
»Was haben Sie für ein Auto?«
»Das wissen Sie doch ganz genau. Wir haben einen Mazda. Dunkelblau. Alt. Einer Ihrer Kollegen hat ihn sich angesehen.«
»Sie sagen, Sie sind mit dem Auto gefahren, und trotzdem haben Sie eine Stunde für den Hin- und Rückweg gebraucht? Man fährt knapp zehn Minuten vom Park bis zum Klub. Aber Sie waren eine ganze Stunde weg. Wir sind uns doch einig, dass das ziemlich lange ist, nicht?«
Steffen nickte erneut und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Es hat etwas gedauert. Sie kennen das doch selbst, man war lange nicht im Büro, und dann sind da die Post, ein paar Mails und alles mögliche andere zu erledigen. Da läuft einem die Zeit weg.«
Natürlich kannten sie das. Aber trotzdem.
Steffen beugte sich vor, sah Rebekka eindringlich an und ließ den Blick dann zu Reza wandern.
»Ich liebe meine Arbeit. Sie können gerne
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