Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
einmal im Klub vorbeikommen, dann führe ich Sie herum.«
Sie nickten freundlich. Möglicherweise würden sie ihn beim Wort nehmen. Rebekka räusperte sich.
»Ich möchte, dass Sie uns erzählen, wie Sie in dem dichten Gebüsch auf die Höhle gestoßen sind, bei der Sie Sofies Pullover gefunden haben. Der Platz liegt abseits, kannten Sie das Gelände von früher?«
»Ich war noch nie dort, aber ich habe im Gebüsch nachgesehen, weil ich gedacht habe, dass es Fie ähnlich sehen würde, sich an so einem Ort zu verstecken. Sie liebt Höhlen, und dann habe ich ihren Pullover gefunden und gewusst, dass ich recht hatte.«
»Woher wussten Sie, dass es ihr Pullover war?«
Steffen schien aufrichtig verblüfft über die Frage.
»Öh, ich bin davon ausgegangen. Sie hat jedenfalls so einen.«
Sie sahen ihn ruhig an. Steffen Olsen war auf dem Stuhl ein wenig geschrumpft. Rebekka verstärkte den Druck.
»Als wir gestern miteinander geredet haben, ist uns beiden aufgefallen, dass Sie von Sofie in der Vergangenheitsform gesprochen haben. Wie erklären Sie sich das?«
»In der Vergangenheitsform? Ich verstehe nicht …«
»Sie haben in der Vergangenheitsform von ihr gesprochen, als würde sie nicht mehr leben.«
Alle Farbe wich aus Steffens Gesicht, und er starrte sie mit glasigen Augen an. »Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist. Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
Kurz darauf ließen sie ihn gehen.
»Wir können auf jeden Fall festhalten, dass Steffen Olsen keine schwarzen Haare hat«, konstatierte Reza, als sie wieder alleine im Büro waren.
»Das stimmt, aber er hat ein Motiv, und die Möglichkeit, dass er etwas mit der Sache zu tun hat, besteht. Nicht, dass ich davon überzeugt bin, dass er es war, aber er lügt, was seinen Aufenthaltsort betrifft, während Sofie vom Naturspielplatz verschwunden ist. Das sagt mir mein Bauchgefühl. Und ich möchte darauf wetten, dass er ihr auch den Arm gebrochen hat. Warum sollte sie das erzählen, wenn es nicht stimmt?« Rebekka trank einen letzten Schluck Kaffee, der in der Zwischenzeit kalt geworden war.
»Was hast du eigentlich vorhin gemacht?«, fragte sie unvermittelt.
»Äh, nur ein paar Besorgungen«, antwortete Reza schnell und ging zu seinem Computer. »Ich schreibe den Bericht schon noch, keine Sorge«, fuhr er fort, und bald hörte man das Geräusch seiner Finger auf der Tastatur. Rebekka sah ihn kurz an, bevor sie sich ihrem eigenen Rechner zuwandte.
—
Das Läuten der Türklingel kam so unerwartet, dass Søren sich den Abendkaffee in den Schoß kippte. Im selben Moment lachte Karl Stegger von der Mattscheibe, und Søren warf ihm einen zornigen Blick zu. Der Kaffee ging durch die Hose, breitete sich zu einem großen, dunklen Fleck aus und brannte auf den Oberschenkeln. Trotzdem blieb Søren sitzen, bis das Klingeln so insistierend wurde, dass er es nicht länger ignorieren konnte.
»Ich komme«, rief er, stellte den DVD -Player auf Pause und trottete, das Herz in der Hose, durch die verwohnte Diele, während er sich damit zu beruhigen versuchte, dass es bestimmt nur ein Nachbar war, der etwas fragen wollte oder wieder diese Heiligen mit ihren unheimlichen Heftchen. Diesmal würde er sie allerdings nicht hereinlassen, beschloss er, das Erlebnis war zu erschreckend gewesen. Er hakte die Kette auf und öffnete die Wohnungstür, von der die Farbe abblätterte. Vor der Tür standen zwei Beamte, zwei jüngere Männer, die ihn freundlich anlächelten. Das Herz blieb ihm fast in der Brust stehen. Ihre Uniformen waren blauschwarz und glänzend, Polizei war mit Goldfaden daraufgestickt. Søren schluckte und wagte kaum, zu ihnen hochzusehen.
»Sie sind Søren Thomsen?«
Ein seltsamer tierischer Laut entwich seinem Mund, doch die Kriminalbeamten nahmen ihn für ein Ja.
»Jonas Møller und Torben Hansen, Mordkommission Kopenhagen. Dürfen wir einen Augenblick hereinkommen? Wir haben ein paar Fragen. Reine Formsache.«
Er ließ sie mit zitternden Händen herein. Der eine von ihnen, der älter aussah, mit den Pockennarben und dem verschlagenen Blick, sah ihn so merkwürdig an, fand er. Sie standen ein wenig steif und unbeholfen in der kleinen Diele, in der kein Platz für drei Erwachsene auf einmal war, und Søren drückte sich gegen die Tür zu seinem Zimmer. Wenn die Mutter sie nur nicht hörte. Ihr Schlafzimmer lag glücklicherweise am anderen Ende der Wohnung, direkt neben der Küche, aber trotzdem.
»Sie haben es vermutlich schon in den Nachrichten gesehen,
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