Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
klirrende, goldene Reifen, und sie duftete kräftig nach einer Mischung aus Kräutern und einem süßen Parfüm.
»Willkommen bei der Familie Aghajan. Wir freuen uns so, Sie kennenzulernen«, sagte sie in fehlerfreiem Dänisch. In der Wohnung duftete es nach Essen, und Rebekka wurde in ein großes Wohnzimmer geführt, das voller Menschen war. Der Anblick überwältigte sie, doch schon bald entdeckte sie Reza. Er kam auf sie zu, umarmte sie und versicherte ihr, dass sie ganz beruhigt sein könne, dass das nur die engste Familie sei und dass man sie gut aufnehmen werde. Rebekka lächelte. Die engste Familie, dachte sie und zählte vierzehn, fünfzehn Menschen. Ihre eigene engste Familie konnte sie an einer Hand abzählen.
»Lass mich dich ihnen vorstellen«, fuhr Reza fort und zog sie mit sich. »Das hier ist Sahar, meine liebste Schwester.« Reza zeigte auf eine reizende junge Frau, die Rebekka strahlend anlächelte und sagte: »Das sagt er nur, weil er keine anderen Schwestern hat. Herzlich willkommen, Reza hat viel von dir erzählt.«
Sie gingen weiter zu einem jungen Mann, der sie warm anlächelte. »Das ist Fadi, mein Vetter, und neben ihm sitzt Emir, mein kleiner Bruder. Und dort in der Ecke, das ist mein Vater.«
Ein älterer Mann mit einem grauen Bart erhob sich etwas beschwerlich und drückte Rebekka die Hand. Reza nannte ihr die Namen der restlichen Familienmitglieder, doch irgendwann konnte sie sich die Gesichter nicht mehr merken. Im selben Augenblick kam Rezas Mutter zur Tür herein, nahm Rebekka beim Arm und setzte sie zwischen Rezas Vater und den Bruder Emir. Kurz darauf wurden Schüsseln mit Essen aufgetragen.
Anfangs war Rebekka ein wenig verlegen. Die Augen der Familie ruhten auf ihr, und obwohl alle sehr entgegenkommend waren, fühlte sie sich befangen, fast ein wenig gehemmt. Reza warf ihr von der anderen Seite des Tisches einen beruhigenden Blick zu, und sie wischte sich die feuchten Hände an den Hosenbeinen ab und riss sich zusammen. Zwischen den Gerichten, die alle wunderbar schmeckten, gab es Tee und Dugh, ein säuerliches Milchgetränk, und nach kurzer Zeit war Rebekka ganz von den Erzählungen über den Hintergrund der Familie gefangen genommen.
Rezas Vater Alireza war ein blendender Erzähler. Rebekka war fasziniert von seiner Schilderung der Flucht aus Teheran über die kalten Berge, von der Angst, unterwegs ermordet zu werden, und der Anpassung an das neue Land. Sie entspannte sich, stellte Fragen und merkte, wie Reza sie hin und wieder ansah. Sie lächelte ihm zu und konnte nicht umhin, ein wenig neidisch auf ihn zu sein, wenn sie ihn zusammen mit seinen Eltern beobachtete. Sie schienen ihre gegenseitige Gesellschaft zu genießen. Während des Gesprächs streichelte seine Mutter ihm mehrmals zärtlich über die Haare, und Rebekka spürte einen Kloß im Hals.
Die Stunden flogen dahin. Gegen Ende des Abends kam Farida zu ihr und legte ihr ihre zierliche Hand auf die Schulter. »Kommen Sie, meine Liebe – ich möchte Ihnen etwas zeigen.« Sie nahm Rebekkas Arm und führte sie hinaus auf einen großen Balkon. Die Familie wohnte im achten Stock, und die Aussicht über den Nordwesten Kopenhagens war spektakulär. Hunderte von erleuchteten Fenstern strahlten ihnen im Dunkeln entgegen.
»Ist das schön!«, rief Rebekka, und Farida lächelte.
Einen Moment betrachteten sie schweigend die Aussicht. Rebekka hatte das Gefühl, dass Farida ihr gerne etwas sagen wollte, etwas Vertrauliches, deshalb schwieg sie und wartete ab. Farida räusperte sich. »Wir sind sehr dankbar dafür, wie gut es Reza geht und was er bei der Polizei erreicht hat.«
Rebekka spürte in der Dämmerung den Blick der Frau auf sich ruhen. »Reza ist ein tüchtiger und sehr beliebter Ermittler«, sagte sie.
Farida Aghajan zog ihren Schal zurecht, ihre Armbänder klirrten leise. »Jetzt muss er nur noch eine gute Frau finden.«
»Hm, ja.« Rebekka zuckte mit den Schultern und war einen Moment unsicher, worauf Farida hinauswollte. Sie glaubte doch wohl nicht etwa, dass Rebekka und Reza …?
»Sie sind doch Freunde, Sie und Reza. Erzählt er Ihnen nicht, mit welchen Frauen er sich trifft?«
Ihre Augen begegneten sich kurz, bevor Rebekka wieder zu den Lichtern der Stadt hinübersah.
»Reza und ich sind Partner«, antwortete sie. »In manchen Phasen sind wir rund um die Uhr zusammen, dann sehen wir uns eine Weile nicht so oft. Natürlich sprechen wir über persönliche Dinge, aber der Grat ist haarfein, und wir sagen
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