Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
vermisste sogar die Mühe, die seine Mutter ihm machte.
Der eine Ermittler lachte laut auf. »Was sagen Sie da? Dass Sie Ihre Ruhe haben wollen? Jetzt?«
Søren nickte eifrig.
Gundersen rückte näher an ihn heran, sein Lächeln verschwand und machte einem harten Zug um den Mund Platz. »Søren Thomsen, Sie haben gerade einen Mord gestanden. Sie haben gestanden, Sofie Kyhn Larsen ermordet zu haben.« Der Ermittler machte eine Pause, und Søren bemühte sich, schnell zu nicken. »Ruhe ist das Letzte, was Sie bekommen, Søren. Das Allerletzte. Jetzt müssen Sie uns jedes einzelne Detail erzählen, alles was passiert ist – von dem Moment an, wo Sie Sofie aus dem Park mitgenommen haben, bis zu dem, wo Sie ihre nackte Leiche in dem Gebäude in Avedøre Holme versteckt haben. Fangen Sie ganz von vorne an.«
Søren sah ihn verwirrt an. Hatten sie ihm nicht versprochen …
—
»Søren Thomsen hat gestanden. Er hat endlich die Entführung und den Mord an Sofie gestanden. In zwei Stunden halten wir eine Pressekonferenz ab.« Gundersen schlug mit seiner breiten Hand auf den Tisch und konnte seine Begeisterung nur schwer verbergen. Er hatte ein schnelles Meeting einberufen, um die Kollegen zu informieren, die um ihn herumschwirrten wie die Bienen um den Honigtopf, während er begeistert von dem Verhör erzählte.
»Was sagt er konkret zu dem Mord?« Rebekka sah den Vizechef gespannt an. Es freute sie, dass die zahlreichen Verhöre von Søren endlich zu einem Geständnis geführt hatten. Sie hatte selbst einige davon geführt, und sie bezweifelte nicht, dass Søren sich etwas hatte zuschulden kommen lassen. Die Frage war nur, was genau.
»Ja, was sagt er?« Gundersen sah sie gereizt an. »Søren Thomsen hat sich über den Mord nicht in Details ausgelassen, was vermutlich damit zusammenhängt, dass er sich nicht so gut ausdrücken kann.«
Der Vizechef wandte sich der Versammlung zu, sein Lächeln wurde wieder selbstzufrieden.
Rebekka runzelte unwillkürlich die Brauen. »Sagt er gar nichts zu dem Mord, dem Transport, dem Tatort, dem Motiv?« Sie starrte Gundersen ungläubig an, der jetzt sichtlich gereizt war.
»Rebekka, wie du selbst weißt, ist der Mann nicht ganz normal. Bei Weitem nicht. Du warst es, die uns auf seine Spur gebracht hat, und dafür danke ich dir, aber jetzt darfst du uns nicht die Freude verderben. Der Mord an Sofie Kyhn Larsen ist aufgeklärt. Ein Kindermörder läuft nicht mehr frei herum. Wir alle dürften jetzt nachts besser schlafen.«
Unter den Zuhörern wurden hier und da Freudenbekundungen laut, doch Rebekka gab nicht so leicht auf. »Sofie war nackt – liegt dem Mord ein sexuelles Motiv zugrunde, oder wollte Søren keine Spuren hinterlassen? Sollte Letzteres der Fall sein, frage ich mich, ob Søren Thomsen überhaupt der Typ ist, der so weit denkt. So berechnend. Ich bezweifle, dass er dazu in der Lage ist.«
»Søren Thomsen ist nicht direkt geistig behindert, er ist höchstwahrscheinlich leicht autistisch oder leidet an einem ähnlichen Syndrom, aber es gibt keine Diagnose. In seiner Kindheit machte man anders als heutzutage keine solchen Untersuchungen. Aber er versucht aus seiner Andersartigkeit Kapital zu schlagen. Er gibt sich dumm, kindlich und unschuldig – ganz bewusst. Ich bezweifle nicht im Mindesten, dass der Mord an Sofie Kyhn Larsen sexuellen Charakter hat und dass man sie deshalb nackt gefunden hat. Ihre Sachen sind weiterhin verschwunden, möglicherweise hat Søren sie irgendwo als Trophäe versteckt – genau wie die Unterhosen der Mädchen. Er hatte einfach Glück, dass er auf der Leiche und am Fundort keine Spuren hinterlassen hat. Im Übrigen hatte Søren keinen Sex mit Sofie, weil er das nicht kann. Er erträgt keinen Körperkontakt zu anderen Menschen. Das bestätigen auch seine Mutter, seine ältere Schwester und die kleine Karina. Es passt alles perfekt zusammen, Rebekka.«
Sie nickte nachdenklich. Gundersen hatte in einigen Punkten eindeutig recht. Trotzdem war da irgendetwas, das nicht stimmte, das Gefühl, dass etwas falsch war.
»Wer hat ihn zu dem Geständnis gebracht?«
»Simonsen und ich.«
Gundersen nickte zufrieden und erntete Beifall von den Kollegen. Reza klopfte ihr auf die Schulter, lächelte sie müde an und flüsterte: »Die Ehre gebührt vor allem dir, Rebekka. Du bist auf den Mann aufmerksam geworden. Vielleicht bekommen wir jetzt etwas Zeit, unsere Überstunden abzufeiern, wenn das Material gesichtet und alles für den Staatsanwalt
Weitere Kostenlose Bücher