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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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ihr los?
    —
    »Søren ist unschuldig. Er ist mein Sohn, und ich verlange, dass er mit mir nach Hause kommt. Sofort.«
    Eine raue Stimme tönte durch die offene Tür. Rebekka hob die Augen von dem Bildschirm, vor dem sie sich den größten Teil des Vormittags verkrochen hatte. Nach dem Alkoholkonsum des gestrigen Abends und dem wenigen Schlaf fühlte sie sich erschöpft. Rezas später Anruf hatte sie den größten Teil der Nacht wach liegen lassen, und als sie ihn am frühen Morgen zurückgerufen hatte, war er nicht ans Telefon gegangen. Sie hatte Croissants zum Frühstück gekauft, Rezas Lieblingsgebäck, nur um zu erfahren, dass er sich krankgemeldet hatte.
    »Mein Sohn soll sofort mit mir nach Hause kommen.«
    Die raue Stimme wurde lauter, die Frustration war deutlich herauszuhören, und Rebekka erhob sich schwerfällig und trat auf den Gang, wo Super schuldbewusst vor einer sehr dünnen, älteren Dame stand, die Rebekka als Søren Thomsens Mutter wiedererkannte. Das Gesicht der Frau war faltig, und die dicke Schicht Puder, die aufgemalten Augenbrauen und der verlaufene orangefarbene Lippenstift verliehen ihr ein unheimliches Aussehen und erinnerten Rebekka an den mordenden Clown aus einem Horrorfilm, dessen Titel ihr nicht mehr einfiel. Trotz des grotesken Äußeren der Frau war zu erahnen, dass sie einmal sehr schön gewesen sein musste.
    »Kann ich irgendwie helfen?«
    Die Frau drehte sich zu ihr um, nickte und kam mit unsicheren Schritten auf sie zu. Super warf Rebekka einen dankbaren Blick zu.
    »Søren soll nach Hause kommen, und zwar sofort«, wiederholte sie atemlos, als sie Rebekka erreicht hatte.
    »Das ist leider unmöglich, so wie die Dinge liegen.« Rebekka versuchte, so freundlich wie möglich zu klingen, wurde jedoch augenblicklich von der dürren Dame abgefertigt.
    »Ich verlange, dass mein Sohn sofort mit nach Hause kommt. Søren hält das hier nicht aus. Er ist ein schwächlicher Junge, das ist er immer gewesen.«
    »Kommen Sie doch mit in mein Büro, Frau Thomsen.«
    »Ich heiße Elinor …«
    »Kommen Sie mit, Elinor. Dann können wir uns in aller Ruhe unterhalten.«
    Rebekka half der Frau in ihr Büro, platzierte sie auf einem Stuhl und schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein. Elinor Thomsen trug ein schweres, altmodisches Parfüm, das den Gestank nach Urin jedoch nicht zu überdecken vermochte. Der beißende Geruch trieb Rebekka die Tränen in die Augen.
    »Wo ist Søren?« Elinor Thomsen sah sich um, als hätte sie erwartet, dass Søren im Zimmer säße.
    »Søren sitzt in Isolationshaft im Westgefängnis. Er wird des Mordes an Sofie Kyhn Larsen beschuldigt.«
    »Søren ist unschuldig. Verstehen Sie das nicht? Er kann das nicht getan haben, das ist Unsinn. Mein Sohn ist kein gewalttätiger Mann, er würde nicht einmal im Traum daran denken, einem kleinen Mädchen so etwas anzutun. Absolut nicht.«
    »Søren hat aber gestanden, Sofie Kyhn Larsen entführt und ermordet zu haben, Elinor.«
    Elinor Thomsens Gesicht fiel in sich zusammen. Die Runzeln, die aussahen, als wären sie aus porösem Lehm, zersprangen, lösten sich in Staub auf. Dann rief sie empört: »Jemand hat ihn unter Druck gesetzt, gezwungen, bedroht …«
    »Søren hat die Entführung und den Mord an Sofie gestanden, und niemand hat ihn dazu gezwungen. Das garantiere ich Ihnen. Außerdem hat er einen Pflichtverteidiger, der ihm zur Seite steht, wenn er das möchte. So ist das dänische Rechtssystem aufgebaut …«
    Elinor Thomsen hörte nicht zu, sondern starrte Rebekka lediglich wütend an. »Søren redet gerne mit Kindern, weil er leider selbst noch eine Art Kind ist.«
    Die Stimme zitterte leicht und versetzte Rebekka einen Stich ins Herz. Sie bezweifelte nicht, dass es eine schwere Prüfung war, ein Kind wie Søren Thomsen zu haben. Elinor Thomsen trank einen Schluck Kaffee, bevor sie fortfuhr.
    »Søren ist so auf die Welt gekommen. Es war eine schwere Geburt. Wir hatten uns so gefreut, mein Mann und ich. Wir hatten ja bereits Anne-Mette. Sie ist nicht unser eigenes Kind, wir haben sie als Säugling adoptiert, und sie war so eine Freude für uns. Dann bin ich endlich schwanger geworden, sogar mit einem Sohn, und wir waren sicher, dass Søren uns ebenso viel Freude machen würde wie Anne-Mette. Man sah es ihm damals nicht an. Als Kind war er wirklich hübsch.«
    Elinor Thomsen kramte in ihrer abgenutzten, weißen Handtasche, deren Leder an mehreren Stellen gerissen war. Kurz darauf holte sie ein farblich passendes Portemonnaie

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