Todessphaere

Min an und riss die Augen weit auf. »Ein Datenverteiler! Ist es das, wofür ich es halte?«
    »Verdammt! Ja!«, rief Svea euphorisch aus. Sie zwang sich zur Ruhe. »Und falls jetzt wieder Fragen kommen, es ist mir egal, wie das Aggregat hierher kommt. Wir müssen den Datenverteiler sofort ins Schiff schaffen!«
    »Wenn es uns noch möglich ist«, flüsterte Gordon. »Seht euch das an.«
    Jedes winzige Granulatkorn unter ihren Füßen entwickelte ein beängstigendes Eigenleben. Die Körnchen begannen unter den Füßen Meyers seitlich davonzufließen und wanderten an den Stiefeln des Mannes empor. Gordon sank langsam in der Düne ein.
    »Das ist Treibsand!«, rief er entsetzt aus und versuchte gegen den bedrohlichen Strom anzukämpfen.
    »Das ist kein Sand«, erkannte Svea folgerichtig. »Das sind winzige Organismen. Milliarden von ihnen. Wir müssen sie durch unsere Anwesenheit geweckt haben.«
    »Sie haben Gordons Blut geleckt«, flüsterte Min blass. »Weg hier!«
    »Nicht ohne die Box!«, rief Svea und fasste einen der Transportbügel. Mit aller Kraft riss sie die Box mit sich und schlitterte den Hang hinab. Sie löste dabei ein lawinenartiges Phänomen aus. Gordon blickte kurz zurück und beobachtete, wie der gesamte Hang zu fließen begann. »Es werden immer mehr, und sie verfolgen uns! Das ist kein mineralisches Granulat, sondern es handelt sich um Lebensformen.«
    »Ganz egal, was geschieht! Dieser Transportbehälter hat die höchste Priorität und muss an Bord der Phoenix!«, befahl Svea gehetzt. »Koste es, was es wolle!«
    »Was ist so wichtig an diesem verdammten Ersatzteil? Lass es einfach liegen und wir sind schneller zu Fuß. Die Box bremst uns aus«, schnappte Gordon.
    »Ohne diesen Datenverteiler wird die Phoenix nicht mehr starten können«, ließ Min die Katze aus dem Sack.
    Gordons Gesicht versteinerte. »Was hat das zu bedeuten, Min?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, fuhr Svea dazwischen. »Zurück zum Schiff! So schnell wir können! Schau auf deine Stiefel.«
    Gordon traute seinen Augen nicht. Das widerstandsfähige Material der Expeditionsstiefel zeigte Zersetzungserscheinungen. Eine Schicht des Sandes heftete fest an dem Obermaterial und ließ sich nicht abschütteln. »Diese Biester fressen sich durch unsere Schutzanzüge.«
    »Lauft um euer Leben«, hauchte Svea und bot alle Kraft auf, die sie noch im Stande war aufzubringen.

Im Bauch des Wals

    Das war leichter gesagt, als getan, denn der Sand regierte aggressiv.
    Svea zerrte die Box durch den Sand, und Gordon kam zu ihr, um ihr zu helfen.
    Unversehens schob sich vor ihn en ein Sandwall in die Höhe, der ihnen bis zur Kniescheibe reichte. Das wirkte wie schwarzes Wasser, wie eine Welle, die nicht zulassen wollte, dass die Raumfahrer wieder in ihr Raumschiff zurückkehrten. Die Aufhäufung bildete einen Kreis und sah aus wie die gewaltige Version einer Sandburg, die ein eifriges Kind am Strand von Lexus II gebaut hatte.
    Mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Sandburg des Kindes nicht gefräßig war.
    »Was tun wir?«, fragte Min.
    »Augen zu und durch!«, schnauzte Svea. Auch ihre Schuhe begannen sich aufzulösen. Ein unangenehmes Kribbeln an den Füßen machte deutlich, was geschah. Die Sandkörner, winzige Wesen, fraßen sich durch organisches Material und machten auch vor Haut, Fleisch und vermutlich auch Knochen nicht Halt.
    Angst, und die Gewissheit, von winzigen Piranhas gefressen zu werden, vermehrten Sveas Kräfte. Sie und Gordon machten einen, dann noch einen großen Schritt und liefen durch den Sandwall wie durch einen magischen Flammenring, der unentwegt wuchs.
    Die Sandburg verschwand, begradigte sich , und eine weiche Welle huschte mit einem wischenden Geräusch hinter den Flüchtenden her.
    Svea fragte sich, warum der Sand sich nicht einfach über sie stülpte? War es ihm nicht möglich, so hoch stabil zu bleiben? Oder spielte er mit ihnen? Vielleicht war er genauso neugierig wie sie?
    Vor ihnen erhob sich das Wrack der Phoenix, und Dimitrij und Leandro winkten aus der geöffneten Luke.
    Im selben Moment stolperte Gordon und fiel der Länge nach hin. Sofort huschte eine schwarze Welle auf ihn zu und begann, ihn zu bedecken.
    »Gordon!«, schrie Svea und ließ die Kiste fallen. Liebe Güte, es waren nur noch ein paar Schritte bis zur Phoenix. Nur ein paar Schritte. Es wäre fatal, jetzt ein Besatzungsmitglied zu verlieren.
    Min war bei Gordon, der sich unter der dünnen Sandschicht bewegte und zappelte. Mit der flachen