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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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würden die Wagen aufschließen und nach Carps Auto suchen.
    »Ich werde ihm nicht die ursprünglichen Dateien übergeben – ich meine, es sind natürlich die echten Dateien, aber ich habe sie neu verschlüsselt, sodass seine Schlüssel nicht mehr greifen«, sagte ich. »Er wird das erst merken, wenn er sie zu öffnen versucht. Aber dann werden wir wissen, ob er uns bei der Übergabe Rachels austricksen wollte.«
    Marvel widersprach sofort: »Aber du hast ihn dann zuerst ausgetrickst. Es könnte sein, dass er deswegen dann Rachel … umbringt.«
    »Er muss den Laptop mit den entschlüsselbaren Dateien haben, sonst ist er geliefert«, sagte ich. »Wenn wir ihn austricksen und er uns überlistet und es schafft, uns zu entwischen
… Dann wird er uns anrufen. Er muss die Dateien samt den richtigen Schlüsseln haben. Wenn er aber beides hat – die Dateien samt Schlüssel und Rachel -, dann kann er machen, was er will.«
    »Keine Computerdateien dieser Welt sind das wert«, sagte Marvel. »Das Leben eines Kindes …«
    »Es sind bereits Leute wegen dieser Sache gestorben – drei Männer, soweit wir wissen, und Carp hat versucht, auch uns zu töten«, sagte ich. »Carp ist ein Irrer. Meinst du denn, es würde ihm etwas ausmachen, auch Rachel zu töten, um eine Zeugin loszuwerden?«
    Alle schwiegen betreten, und ich verabschiedete mich. Marvel ging in die Küche und hantierte mit Geschirr herum, obwohl sie gar nichts gekocht hatte. Ich ging zu ihr und sagte: »Es tut mir Leid, dass es zu diesem ganzen Mist gekommen ist – ich kann dir gar nicht sagen, wie Leid es mir tut … Wir werden Rachel zurückholen.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Marvel. Ich wollte gehen, aber sie fügte hinzu: »Sie war doch erst … wie lange? … eine Woche bei uns. Aber sie passt echt gut in unsere Familie. Und wo ist sie jetzt? Ein Irrer hat sie in den Klauen …«
    »Dafür können wir eigentlich nichts. Der Irre kannte sie schon, bevor wir sie getroffen haben.«
    »Du hast nicht das Gefühl, dass irgendwas an dieser Entwicklung … auf unser Konto geht?«
    Ich atmete tief durch, wiegte den Kopf hin und her und sagte: »Doch. Einiges davon ist durchaus unsere Schuld. Ich fühle mich beschissen. Aber … wir kriegen Rachel zurück.«
    Sie klopfte mir auf die Schulter, und ich ging, fuhr mit dem mir zugedachten Wagen zum Motel. In meinem Zimmer überspielte ich die kritischen Dateien samt den Schlüsseln auf meinen eigenen Laptop, verschlüsselte die Dateien auf Bobbys Laptop mit neu entwickelten Kodes, die ich dann sofort
wieder löschte. Niemand, auch ich nicht, konnte jetzt die Dateien auf Bobbys Laptop mehr öffnen …
    Ich nahm zwei Schlaftabletten, schlief dennoch die folgenden sechs Stunden nur sehr unruhig. Rachels Gesicht schwebte durch das Dunkel des Zimmers, bedrängte mich; ich mochte nicht daran denken, was sie in Carps Krallen wahrscheinlich erleiden musste …
     
    Auf dem Weg zu Johns Haus am nächsten Morgen läutete mein Handy. Am Tag zuvor hatte ich LuEllens Anruf erwartet und Carp bekommen. Jetzt erwartete ich Carps Anruf und bekam LuEllen.
    »Bist du inzwischen zu Hause?«, fragte sie ohne jedes Begrüßungswort.
    Ich brauchte eine Sekunde, ihre Stimme einzuordnen, sagte dann: »Ich bin in Longstreet. Wir haben ein großes Problem mit Carp.«
    »Um Himmels willen …«
    Ich bin sehr vorsichtig bei Gesprächen über Mobiltelefone – sie sind Funkgeräte mit gefährlichen Implikationen -, aber ich berichtete ihr in einer leicht bereinigten Version von den Ereignissen. Sie blieb einen Moment still, sagte dann: »Du wirst das hinkriegen.«
    »Ich gebe mein Bestes«, sagte ich.
    »Kann ich irgendwas für euch tun?«
    »Ich wüsste nicht, was. Geht’s dir gut?«
    »Ich bin paranoid. Bei Gott dem Allmächtigen, ich bin paranoid. Ich habe Angst, einkaufen zu gehen, wegen dieses Überwachungssystems, von dem wir in den Dateien gelesen haben. Es sind ja überall, wo man hinschaut, Kameras aufgebaut …«
    »Wir reden noch mal darüber, wenn ich zurück bin«, sagte ich. »Wo werden wir uns treffen?«

    »Ich dachte … in deiner Wohnung.«
    »Du weißt ja, wo der Schlüssel ist.«
    »Es macht dir nichts aus?«
    »Nein. Im Gegenteil, ich fühle mich geschmeichelt … Ich muss jetzt Schluss machen, Carp kann jeden Moment anrufen. Ich melde mich auf jeden Fall wieder, sobald wir die Sache hier hinter uns haben.«
    »Okay. Ich warte darauf.«
     
    Marvel, John und ich setzten uns ins Wohnzimmer, ließen den Fernseher laufen,

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