Todesspiel
kam gerade noch rechtzeitig zurück, um ihn an der Einfahrt vorbeifahren zu sehen. LuEllen blieb ihm auf den Fersen, und ich bog hinter ihr wieder auf die Straße ein. Wir waren jetzt beide hinter dem Corolla, folgten ihm auf die I-395 in Richtung Norden.
»Fahr langsamer, viel langsamer!«, funkte LuEllen. »Er fährt ungefähr Tempo fünfundvierzig. Überprüft wahrscheinlich, ob jemand sich verdächtig macht und abrupt vom Gas geht, um hinter ihm zu bleiben. Ich lasse mich langsam zurückfallen.«
Ich ging auf Tempo vierzig herunter, und LuEllen ließ sich hinter mich zurückfallen. Carp bog zwischen dem Pentagon und dem Friedhof von Arlington von der I-395 ab, fuhr auf dem Highway am Potomac entlang, dann über die Brücke, die zum Lincoln Memorial führt. Gleich hinter der Brücke bog er auf eine Landstraße ein, die entlang des Flusses nach Norden verläuft. Ein Straßenschild besagte, dass wir uns auf dem Rock Creek Parkway befanden.
Auf den ersten ein bis zwei Meilen herrschte genug Verkehr, dass wir uns darin verstecken konnten. Carp fuhr immer noch sehr langsam, aber das war, so dachte ich, vielleicht sein
allgemeiner Fahrstil. Es ging weiter flussaufwärts am Potomac entlang, vorbei an Sportlern in Ruderbooten, und wir überholten auch ein Segelboot, das sich mit Motorkraft gegen die Strömung vorankämpfte. Schließlich erreichten wir die Schlucht am unteren Ende des Rock Creek Park. Der Verkehr in unserer Fahrtrichtung wurde immer geringer, und bald würde ich direkt hinter Carp herfahren.
»Ich muss ausscheren«, informierte ich LuEllen. »An der nächsten Straße biege ich ab. Bleib du hinter ihm, solange es noch geht.«
»Okay.«
Der Rock Creek Park ist mehrere Meilen lang und der beliebteste Leichenbeseitigungsort der Hauptstadtregion. Das Ende des Parks besteht aus einer engen, tief eingeschnittenen und dicht bewaldeten Schlucht. An manchen Stellen verläuft der mit Geröll angefüllte Bach in ihrer Mitte, die Autostraße auf der einen Seite und ein Wander- oder Joggingpfad auf der anderen. Als ich an einer schmalen Holzbrücke für Fußgänger vorbeikam, drängte sich mir eine Ahnung auf, was Carp sich dabei gedacht hatte, ein Mountainbike mitzunehmen. Wenn er in diesem Gelände von Leuten in Kraftfahrzeugen oder zu Fuß verfolgt wurde, konnte er ihnen leicht entkommen. Die Frage war nur, ob er dabei bedacht hatte, dass Geschosse aus Feuerwaffen auch in schwierigem Gelände erheblich schneller sind als Mountainbikes.
Eine Seitenstraße tauchte auf; ich setzte den rechten Blinker und bog ein. Sobald Carp außer Sicht war, drehte ich um, wartete, bis LuEllen vorbeigefahren war, hängte mich dann hinter sie, hielt das Tempo, aber in weitem Abstand zu ihr. Und vergewisserte mich immer wieder, dass die Funkverbindung zu ihr funktionierte.
Es ging immer tiefer in den Park, der immer wilder und einsamer wurde. Seitenstraßen gab es nur noch selten, und
wenn Carp irgendwo anhielt, um die nachfolgenden Fahrzeuge zu beobachten, waren wir geliefert.
LuEllen rief mich: »Er ist abgebogen, verlässt den Park! Ich muss geradeaus weiterfahren, sonst schöpft er Verdacht!«
»Ich bleibe an ihm dran«, gab ich zur Antwort.
Ich folgte Carp den Berg hinauf auf einer schmalen Asphaltstraße, die plötzlich breiter wurde und in ebenem Gelände in eine Landstraße mit mehr Verkehr einmündete. Ich verlor den Corolla für einige Sekunden aus den Augen, sah ihn dann aber, rund fünfzehn Wagen vor mir, in eine Straße abbiegen, die als »Sechzehnte Straße« gekennzeichnet war. Ich gab Gas, hupte ungeduldig einen Wagen vor mir an, bekam als Reaktion den Stinkefinger des Fahrers zu sehen, bog dann ebenfalls ab und folgte Carp vorsichtig zwei Blocks weit in ein offenes Sportparkgelände.
Während ich LuEllen meinen Standort durchgab, bog Carp in eine Straße ein, die auf ein kleines Stadion zuführte. Ich hielt vor einer Presbyterianer-Kirche an und beobachtete, wie Carp weiter auf das Stadion zufuhr. Ich wollte ihm gerade folgen, als er auf einen Parkplatz fuhr.
»Er stellt den Wagen ab«, gab ich LuEllen durch. Zwei Minuten später tauchte sie hinter mir auf. Ein Baseballspielfeld lag rechts von uns, links mehrere Fußballplätze, dahinter Tennisplätze, dahinter wiederum der Parkplatz, auf dem Carp inzwischen das Bike aus dem Kofferraum holte.
»Komm, wir gucken uns ein bisschen Baseball an«, sagte ich zu LuEllen über das Walkie-Talkie, und wir stiegen aus und gingen zum Innenfeld des Baseballplatzes,
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