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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Ich kam noch raus, aber sie haben meinen Wagen. Ich weiß nicht, ob sie Carp erwischt haben, ich habe ihn auf dem Bike im Wald verschwinden sehen.« Sie atmete heftig, klang aber nicht mehr verängstigt. »Ich laufe zu Fuß durch den Wald, aber sie sind überall, sie werden mich schnappen. Ich habe alle meine Papiere noch verscharren können, sie werden nichts über mich rausfinden. Ich muss jetzt das Funkgerät wegschmeißen … Hol mich da wieder raus … Hol mich da raus, Kidd. Lass mich nicht im Stich!«
    Und weg war sie. Ich saß wie versteinert im Wagen, hielt das Walkie-Talkie ans Ohr, horchte. Es kam nichts mehr.

16
    Mir ging immer wieder der verzweifelte Klang ihrer Stimme durch den Kopf: »Hol mich da wieder raus, Kidd!« Ich hatte nie zuvor einen solch panischen Tonfall in LuEllens Stimme
gehört, und das beunruhigte mich sehr – so sehr, dass ich glaubte, mein Herz würde stehen bleiben.
    Aber es würde nichts Dramatisches geschehen. Sie würden uns nicht wirklich schnappen. Dazu waren wir einfach zu gut …
    Wenn man nicht mitrechnet, was LuEllen »jugendliche Experimente in lokalen Supermärkten« nennt, ist sie seit nunmehr fünfzehn Jahren eine professionelle Diebin. Sie hat im Verlauf dieser Zeit fünf oder sechs größere Diebstähle pro Jahr begangen, insgesamt also mindestens siebzig, und sie ist nie ertappt worden. Ihre Fingerabdrücke sind in keiner Kartei verewigt, und es gibt keine Fotos von ihr bei den Strafverfolgungsbehörden; das einzige Foto, das nach unserem Wissen von ihr existiert, habe ich einmal aufgenommen. Sie ist auch niemals in Verdacht geraten – jedenfalls nicht bei der Polizei. Wir haben es bis jetzt geschafft, unsichtbar zu bleiben.
    Und jetzt hatten sie LuEllen in den Krallen. Wer auch immer das genau war. Ich wusste nicht, wer Krause zu dieser Aktion gegen uns geraten hatte, aber es musste einer der Nachrichtendienste gewesen sein – ich bezweifelte, dass er es riskiert hatte, das FBI einzuschalten, da sein Einfluss auf die Bundespolizei begrenzt war. Jedenfalls war LuEllen nun nicht mehr unsichtbar. Sie würden wahrscheinlich ihre Fingerabdrücke nehmen und sie fotografieren. Verdammt, vielleicht würden sie sie sogar mit einer Stachelpeitsche bearbeiten; das waren Geheimdienstleute, keine Cops …
     
    Als der Funkkontakt zu LuEllen abgebrochen war, sprang ich in den Wagen und fuhr zum Hotel, schäumend vor Wut und versessen darauf, mein Ziel so schnell wie möglich zu erreichen; aber nicht so versessen, dass ich rote Ampeln überfuhr oder Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritt. Ich wollte schnell dort sein, mich aber nicht als Verkehrssünder von Cops anhalten lassen. Das erste Problem war, dass sie durch
LuEllens Wagen meine – wenn auch falsche – Identität über die Leihwagenfirmen herausfinden würden, schließlich dann auch meinen Leihwagen; ich hatte beide Wagen ja mit meiner – falschen – Visacard ausgeliehen. Und da ich für mein Hotelzimmer dieselbe Kreditkarte präsentiert hatte, würden sie mich kurz danach dort aufstöbern. Da sie LuEllens Identität nicht kannten, würden sie auch nichts von ihrem Hotelzimmer wissen. Zumindest in nächster Zeit nicht. Falls sie den Fall jedoch groß aufmachten und LuEllens Gesicht im TV zeigten, wurde die Sache brenzlig.
    Ich erreichte das Hotel in fünfzehn Minuten und steuerte den Wagen ins Parkhaus. Ich wischte das Innere sorgfältig ab, ließ ihn dann stehen. Mit etwas Glück würden ein paar Tage vergehen, bis man ihn entdeckte. Ich ging zu dem Zimmer, das ich für mich gemietet, aber bisher nicht benutzt hatte, wischte auch dort alles ab, was ich angefasst haben konnte, nahm die abgestellte Reisetasche und stieg die Treppe hoch zu dem Zimmer, das LuEllen gemietet und das uns beiden als Unterkunft gedient hatte.
    Ich brauchte eine Stunde, um alles abzuwischen, was wir angefasst haben konnten. Als das erledigt war, zog ich die Bettbezüge ab – die DNA-Analyse veranlasst uns Gauner oft zu paranoider Vorsicht! – und stopfte sie in einen meiner Koffer. Dann verließ ich das Hotel durch den Hintereingang.
    Zwanzig Minuten später checkte ich in einem Hotel jenseits des Weißen Hauses ein, unter meinem echten Namen und mit der entsprechenden Kreditkarte. Ich war hier schon öfter abgestiegen, wenn ich geschäftlich in Washington zu tun gehabt hatte. Es war mein Lieblingshotel in der Stadt, und LuEllen wusste das.
     
    Nachdem ich mich eingerichtet hatte, marschierte ich in die Gegend, die man in Washington

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