Todesspiel
Trauergäste verstummten. Riesige steinerne Säulen trugen die Bögen des Kirchenschiffs. In der Hoffnung, irgendetwas Nützliches aufzuschnappen, hatten Christa und Jared sich Plätze in der Reihe vor Paula St. James gesichert.
»Wir haben einen bedeutenden Staatsdiener verloren«, hob Thicke an.
Christa hörte, wie Paula ihrem Mann zuflüsterte: »Damit kann er unmöglich Honor meinen.«
»Einen Mann, dem der Schutz unserer Kinder am Herzen lag«, sagte der Bürgermeister eine Viertelstunde später. »Der meine Schwester betrogen hat und seinen Schwanz nicht in der Hose halten konnte«, fügte Paula hinzu.
»John Adams Evans war ein ungenannter Held im Krieg gegen die Drogen«, sagte der nächste Sprecher, der derzeitige Chef der DEA.
»Er war ein unersättlicher Mistkerl, der meine Schwester nur wegen ihres Geldes geheiratet hat. Verdammt, bis vor drei Jahren hatte er noch nicht mal eigenes Geld.«
Jared warf Christa einen Blick zu. Christa dachte: Nicht dass ich ihr jetzt schon jedes Wort glaube. Aber es ist das erste Mal, dass ich so etwas höre.
»Honor! Ha! Gauner wäre der passende Spitzname für ihn gewesen!«
Die geflüsterten Bemerkungen trafen den Kern dessen, was Christa an Walshs Ermittlungsstrategie missfiel. Er hatte Spekulationen über persönliche Motive von vornherein ausgeschlossen. Möglichkeiten, die er als weit hergeholt betrachtete, ließ er nicht weiter untersuchen. Christa musste daran denken, wie die Trauergäste den Sicherheitsleuten ihre Ausweise gezeigt hatten. »Wir sollten das mit dem gefälschten Geheimdienstausweis noch mal unter die Lupe nehmen«, flüsterte sie Jared zu.
»Walsh hat dir doch gesagt, du sollst die Finger davonlassen. Er meinte, das hätte wahrscheinlich schon jemand überprüft.«
»Wahrscheinlich? Ein Anruf, Jared. Wir beschreiben den Ausweis und vergewissern uns, dass keine Abteilung einen solchen Ausweis benutzt. Hausmeister. Kantinenangestellte. Es würde mich beruhigen zu wissen, dass das geklärt wird. Walsh hat das einfach nicht wichtig genug genommen.« Der Reverend sagte: »Lasset uns singen.«
»Jared, du hast Freunde beim Geheimdienst. Du müsstest diese Ermittlungen leiten, nicht Walsh.«
»Hör auf, mir zu schmeicheln.«
Ich flirte nicht mit ihm, ich lächle ihn nur an, redete sie sich ein.
Jared stand seufzend auf und verließ die Kirchenbank, um zu telefonieren.
»Ich hab’s gemacht, okay?«, sagte er, als er wieder neben ihr Platz nahm. »Sie überprüfen sämtliche Ausweise, die innerhalb der letzten fünf Jahre für Leute ausgestellt wurden, die in irgendeiner Weise mit dem Geheimdienst zu tun hatten. Rot-weiß-blauer Rand, Sternchen, goldener Bogen am oberen Rand, alles, was Esteban beschrieben hat. Zufrieden? In ein paar Stunden dürften wir eine Antwort haben.«
Der Trauergottesdienst war beendet.
Jared ging los, um sich mit einem Vetter von Evans aus Ohio zu unterhalten. Christa hielt sich dicht hinter Paula St. James, während die Menge die Kirche verließ, und sprach sie an, als sie ihren Wagen erreichte. Sie entschuldigte sich für die Belästigung, stellte sich vor und fragte, ob Mrs St. James bereit sei, sich kurz mit ihr über Evans zu unterhalten.
Danach gehe ich zurück in den Garten und warte auf Jim.
Einen Augenblick lang erlaubte sie sich die Hoffnung, dass sie und Jim diesmal zu einer Einigung finden würden. Tim würde nach Hause zurückkommen. Ich werde ihm sagen, dass ich vielleicht um eine Versetzung nachsuchen werde, wenn dieser Fall abgeschlossen ist. Aber zuerst müssen wir den Kindermörder finden.
Und er würde antworten: »Es geht nicht um das Kind. Es geht um dich.«
Paula St. James sagte: »Was ich Ihnen über dieses Arschloch erzählen kann, wird ein paar Stunden dauern. Dieser Gottesdienst hat mich total wütend gemacht. Kommen Sie mit zu uns. Ich könnte ein ausgiebiges feuchtes Mittagessen gebrauchen.«
Diese Gelegenheit konnte Christa sich unmöglich entgehen lassen. Als sie Jim auf seinem Handy anrief, meldete er sich nicht, was wahrscheinlich bedeutete, dass er im Auto saß. Beim Autofahren nahm er grundsätzlich keine Anrufe entgegen. Er meinte, das führe zu Unfällen und sei nicht fair gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern.
Sie hinterließ ihm eine Nachricht, sagte, es tue ihr leid, aber etwas sehr Wichtiges habe sich unerwartet ergeben. Mit wachsendem Arger dachte sie: Wenn du an dein verdammtes Telefon gehen würdest, könnten wir jetzt einen neuen Termin verabreden.
Worauf er
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