Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
Vom Netzwerk:
dass er »eine Spur« gefunden hatte, die ihn womöglich zu der Adresse des Mannes führen würde, der sie getötet hatte. Er hatte sich vorgenommen, ihr mehr zu erzählen, wenn alles vorbei war. Dann würde sich ihr Zorn wieder legen. Schließlich war er nur bestrebt, sie zu beschützen, was ihm bei Rosa nicht gelungen war.
    Ein Vater weiß am besten, was zu tun ist, hatte Rubens sich eingeredet.
    Jetzt sagte er: »Du hast eine blühende Phantasie.«
    »Ich bin kein zwölfjähriges Kind mehr!«
    Stimmt, aber trotzdem bist du erst ein fünfzehnjähriges Mädchen.
    »Ich habe ein Recht, die Wahrheit zu erfahren!«
    Ja, aber wenn ich dir alles erzähle, macht dich das zur Mitwisserin.
    »Du hast mir fest versprochen, mich nie wieder zu belügen!«
    Mir bleibt aber nichts anderes übrig, wenn ich dich beschützen will.
    Sie brach in Tränen aus, blieb jedoch stocksteif vor ihm stehen, die Haare wild wie die Medusa, die zitternden Hände zu Fäusten geballt.
    »Estrella, du lässt mir ja nicht mal die Chance, dir alles zu erklären.«
    Sie hielt sich die Ohren zu. Eben noch war sie ihm vorgekommen wie eine Erwachsene, jetzt war sie wieder das kleine Mädchen, das schrie, um seine Lügen nicht hören zu müssen.
    »Erklären? Oder lügen?«, schluchzte sie.
    »Ich bin dein Vater. Wie kannst du dich mir gegenüber so aufführen?«, herrschte er sie an. Es war die erbärmlichste Waffe in seinem Arsenal, und noch dazu eine, von der sie sich zu Recht nicht beeindrucken ließ.
    »Das werde ich dir niemals verzeihen«, sagte sie bitterlich weinend.
    Selbst wenn das stimmt, habe ich keine andere Wahl.
    »Wenn du mich anlügen kannst, dann kann ich dich auch anlügen, Papa.«
    »Wovon redest du?«, fragte er nervös.
    »Wenn du Dinge vor mir verbergen willst, bitte sehr, mach nur so weiter, aber du bist nicht der Einzige, der das tun kann.«
    »Estrella, beherrsch dich!«
    »Warum? Ich bin doch erst fünfzehn ! Ich bin noch ein Kindl Wie soll ich mich beherrschen ? Hältst du mich für blöd, Papa? Sehe ich aus, als wäre ich blöd? Ich kann es nicht fassen, dass du mir das antust.«
    »Ich tue es nicht, um dir weh zu tun, sondern um dich zu beschützen.«
    »So wie du Mama beschützt hast?«
    Rubens spürte, wie sich sein Blickfeld an den Rändern verdüsterte. Seine Knie waren wie Pudding, und sein Magen schmerzte.
    »Bitte, vertrau mir, Estrella.«
    »Ich werde nie wieder irgendjemandem vertrauen. Und dir am allerwenigsten.«
    Nachdem sie aus dem Haus gerannt war, schaute er aus dem Fenster, sah sie mit dem Fahrrad in der Dunkelheit davonrasen, irgendwohin in einer Stadt, in der sie nicht geboren war. Estrella unter Fremden, die ihn der Polizei ausliefern würden, wenn sie erfuhren, wer er war.
    Er setzte sich hin und stützte den Kopf in die Hände.
    Im Fernsehen wurde das Phantombild erneut gezeigt. Es war wie ein Gespenst, das ihn von nun an verfolgen würde. Und draußen braute sich ein Gewitter zusammen. Der Himmel hatte sich violett gefärbt. Im Westen, über den Dächern, den Brückenpfeilern und den Satellitenschüsseln, waren Donnerwolken zu sehen. Noch eine drohende Gefahr.
    Rubens sackte in sich zusammen. »Was habe ich nur angerichtet?«
    Doch jede Minute, die er damit zubrachte, sich über Estrella den Kopf zu zerbrechen, ging von der Zeit ab, die sie für ihre Suche brauchten, und so entschloss er sich zehn Minuten später, einen Anruf zu tätigen.
    »Nestor-Gruppe!«, meldete sich eine freundliche Frauenstimme.
    »Guten Tag, mein Name ist Marcus Vargas, ich bin Journalist und schreibe für die Astoria Review. Ich rufe an, um ein paar Hintergrundinformationen über Ihr großartiges Unternehmen zu sammeln.«
    »Sie sind Journalist?«
    »Wir wollen einen Artikel über ortsansässige Unternehmen bringen.«
    »Wir dürfen Journalisten keine Auskunft geben. Wenn Sie Informationen brauchen, können Sie die auf unserer Website finden.«
    Klick.
    Er rief noch einmal an, ließ sich mit der Personalabteilung verbinden und erklärte, er suche nach jemandem namens Nestor.
    »Jack Nestor? Der Vorstandsvorsitzende?«
    »Ich weiß nur den Nachnamen. Wie viele Mitarbeiter namens Nestor haben Sie denn?«
    »Er ist der einzige.«
    »Okay, ich rufe später noch mal an«, sagte er.
    Tommy kam zurück. Jamie hatte sich auf die Suche nach Estrella gemacht. Auf dem Computerbildschirm war wieder die Suchmaschine LexisNexis zu sehen.
    »Ihr wird schon nichts passieren«, sagte Tommy. »Sie kommt wieder zurück.«
    Auf dem Bildschirm

Weitere Kostenlose Bücher