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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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hatte sich herausgestellt, dass Evans nicht mal der Boss gewesen war. Denn als Rubens in dem Wandschrank gehockt hatte, hatte Evans zu seinem Mörder gesagt: »Ich habe Ihrem Boss den Arsch gerettet.«
    War Jack Nestor dieser »Boss«?
    Rubens seufzte: »Ich kapier das alles nicht.«
    »Willkommen im Club.«
    »Wieso hast du diese öffentlichen Bekanntmachungen überhaupt aufgerufen?«, fragte Rubens.
    Tommy wickelte ein Stück Baklava aus und schob es sich in den Mund. »Weißt du, warum Regierungen öffentliche Bekanntmachungen nicht ausstehen können? Weil jeder, der sie liest, erfährt, was sie alles für einen Scheiß machen. Was glaubst du eigentlich, was ich den lieben langen Tag mache? Nehmen wir mal an, ich habe einen Mandanten aus Ägypten, einem Land, das mit den USA verbündet ist. Er beantragt politisches Asyl. In Assuan hat er in einer Moschee eine Rede gehalten und den Straßenbauminister einen Dieb genannt. Jetzt will der Minister seinen Kopf. Aber unsere Regierung will nicht zugeben, dass unsere Verbündeten Menschen misshandeln. Wie soll ich also einen Richter davon überzeugen, dass mein Mandant nicht nach Ägypten zurückkehren kann? Bei einem Chinesen wäre es ganz einfach. Jeder Richter glaubt, dass in China sowieso allen die Todesstrafe droht. Aber Ägypten? Wer kein koptischer Christ ist, der behauptet, von den Muslimen verfolgt zu werden, kann es vergessen.«
    »Und was hat das mit dieser Webseite zu tun?«
    Tommy tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Ich lasse die Fakten für sich sprechen. Ich gehe die öffentlichen Bekanntmachungen durch, und siehe da: Das Außenministerium hat Ägypten gerade zweihundert Millionen Dollar für die Ausbildung der Polizei zur Bekämpfung von Aufständen gezahlt. Dann sage ich dem Richter: ›Siehst du, Washington gesteht ein, dass es dort Probleme gibt. Mein Mandant muss um sein Leben fürchten. Lass ihn gefälligst hierbleiben.‹«
    »Und? Funktioniert das?«
    »Als dein Anwalt rate ich dir, meine Genialität nicht in Frage zu stellen.«
    Frustriert schlug Rubens mit der Faust auf den Tisch. »Vielleicht steht in dem Vertrag ja bloß was von Radaranlagen, während sie in Wirklichkeit was ganz anderes gebaut haben.«
    »Wir müssen einen Zusammenhang finden zwischen Evans und der Nestor-Gruppe oder vielleicht sogar zwischen den beiden persönlich.«
    »Zahlungen. Erpressung. Irgendwas!«
    Rubens stand auf und schaute aus dem Fenster. Der Himmel war dunkelviolett. Es regnete noch nicht, aber er hatte das Gefühl, dass das Gewitter heftig würde, wenn es erst einmal loslegte. Ein starker Wind war aufgekommen, der Zeitungen durch die Straßen wehte.
    Er setzte sich wieder vor den Computer und klickte so lange auf »Zurück«, bis die Webseite der Nestor- Gruppe wieder auf dem Bildschirm erschien.
    »He, Tommy, hier steht: ›Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.‹ Na, dann wollen wir mal.«
    Tommy gab eine Nummer in sein BlackBerry ein und stellte es auf Mithören. »Zeit, einen Profi zu Rate zu ziehen.« Rubens hörte es leise klingeln. Dann meldete sich eine höfliche Stimme mit indischem Akzent. »Philadelphia Locator Service.«
    »Ich möchte alle verfügbaren Angaben über Jack Nestor, Vorstandsvorsitzender der Nestor-Gruppe in New York.« Tommy buchstabierte die Namen. »Bankkonten, Privatadresse, Zeitungsartikel, Gerichtsprozesse, E-Mail-Adresse, alles, was Sie über den Mann finden können.«
    »Normale oder Eillieferung, Sir?«
    »Eillieferung«, sagte Tommy, legte auf und zwinkerte Rubens zu. »Die sitzen in Bombay, kannst du dir das vorstellen?«, sagte er. »Computergenies. Kostet mich nur ein Drittel von dem, was ich hier in New York dafür zahlen würde.«
    Rubens sagte: »Lass uns eine Spazierfahrt machen. Uns den Laden ansehen. Reingehen, wenn wir können. Manchmal findet man nützliche Hinweise.« Der Himmel wirkte immer bedrohlicher. »Aber als Erstes will ich Estrella finden«, fügte er hinzu.
    »Wir haben nicht viel Zeit, Rubens.« Das wusste Rubens selbst. Darum ging es ja gerade. Aber er wusste auch, dass jede Minute, die er mit Estrella verbrachte, seine letzte sein konnte.
     

10
     
    Eine Stunde später hatten sie Estrella immer noch nicht gefunden.
    Sie wollten sich vergewissern, dass es ihr gut ging, und dafür sorgen, dass sie nichts herumerzählte, was sie später bereuen würde. In Tommys zerbeultem Sunbird fuhren sie durch Astoria, vorbei an Supermärkten, dem Süßwarenladen, an der Highschool in der 28 th Street. Es war

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