Todesspiele
sicher, dass sie nicht einfach ausgerissen ist.« »Das sind Eltern immer«, sagte Steven ruhig. »Ja, ich weiß. Monica hat ziemlich viel Zeit vor dem Computer verbracht.«
»Lass mich raten. Chatrooms und Messenger?« »Klar. Mom kann die Gespräche nicht nachverfolgen, weil sie weg sind, und genau da komme ich ins Spiel. Der Rektor von Monicas Schule hat mich gebeten, für die Eltern der Schulpflegschaft einen Vortrag über Software zu halten, mit der man Chatroom- und Messengergespräche zurückverfolgen kann. Wenn die Eltern sie richtig installieren, merken die Kids nichts davon. Wie immer hatte ich auch einen Vertreter des örtlichen Computergeschäfts da, so dass die Eltern die Software noch am gleichen Abend kaufen können ...«
»Clever. Wie oft wollen die Eltern, aber dann kommen sie doch nie dazu.«
»Eben drum. Mrs. Cassidy war jedenfalls an diesem Abend auch da und kaufte das Paket, denn sie hat auch noch eine jüngere Tochter, Eugenie Marie. Wird Genie gerufen.« »Und seit heute Morgen wird Genie vermisst.« »Mrs. Cassidy rief erst alle ihre Freundinnen an, dann die Polizei. Die kam und nahm ein Protokoll auf. Dann geht Mom online und liest Genies Unterhaltungen. Sie hat über Messenger mit jemandem kommuniziert, der sich Jason nennt. Er ist angeblich auf dem College.«
»Du denkst an einen Pädophilen?«
»Ja, das tue ich. Monicas Freundinnen haben damals erzählt, dass sie online einen College-Studenten kennengelernt hat - einen Jason.« Steven blinzelte. »Erstaunlicher Zufall.« »Nicht wahr?«
»Und war auch zu lesen, wie sie und dieser Jason sich treffen wollten - und vor allem wo?«
»Nein. Gestern oder heute Nacht gab es keine Einträge, aber die beiden könnten natürlich per SMS kommuniziert haben. Die Software hält nur die Konversation auf Computer fest. Die Frau tat mir so unendlich leid, Steven, dass ich zum Busbahnhof gegangen bin und mich umgehört habe. Dort erfuhr ich, dass eine Jugendliche in einem Kapuzensweatshirt von Genies Highschool mitten in der Nacht ein Ticket nach Raleigh gekauft hat, und hier bin ich.«
»Und wie bist du an diesen Fall gekommen, Harry?«, fragte Steven wachsam.
Harry grinste schief. »Ich tue nichts Widerrechtliches, Steven, man hat mir diesen Fall ganz offiziell zugewiesen. Mrs.Cassidy lebt in einer dörflichen Gegend, ungefähr dreißig Meilen von Charlotte entfernt. Die Polizei dort verfügt nicht gerade über viel Personal, so dass sie uns gebeten hat zu übernehmen, nachdem Mrs. Cassidy sie auf die Jason-Parallele aufmerksam gemacht hat. Mein Chef hat mich auf den Fall angesetzt, da ich bereits dazu recherchiert hatte.« »Und wieso Raleigh?«
»Ihr Dad lebt hier. Der geht aber nicht ans Telefon, also bin ich hergekommen. Daddy ist nicht zu Hause, und der Wagen ist fort.«
»Vielleicht ist er wirklich nicht zu Hause, Harry.«
»Er ist Arzt. Er ist heute nicht zu seiner Schicht im Krankenhaus aufgetaucht, und das dortige Personal sagt, das sei noch nie vorgekommen. Er sei schon fast zwanghaft zuverlässig.«
»Hast du einen Durchsuchungsbefehl für sein Haus?« »Müsste exakt jetzt unterzeichnet werden. Kommst du mit?«
Steven nickte grimmig. »Ich hol nur meinen Mantel.«
Ridgefield House,
Samstag, 3. Februar, 16.55 Uhr
»Wo ist Tanner?«, fragte Charles, als Bobby ihm seinen Mantel abnahm.
Auf dem Rückweg von Savannah, dachte Bobby, aber das musste Charles nicht wissen. »Erledigt etwas für mich.« Bobby setzte sich ohne weitere Erklärung hinter den Schreibtisch. »Ja?«
Charles ließ sich ebenfalls auf einen Stuhl nieder. »Man hätte dich schnappen können.«
Bobby lächelte. »Ich weiß. Das war's ja, was Spaß gemacht hat.«
»Wo hast du nur dieses scheußliche Kleid her?« »Es gehörte meiner Großmutter. Du hast gesagt, ich benehme mich wie eine alte Frau, und so habe ich mich wie eine solche angezogen.«
»Aber du hast danebengeschossen«, sagte Charles.
»Au contraire. Ich schieße nie daneben. Ich hatte einen Scharfschützen der US-Army als Lehrer.«
»Das weiß ich«, sagte Charles gereizt. »Ich war schließlich jede ermüdende Stunde dabei.«
»Nun, dann weißt du so gut wie kein anderer, was ich kann. Ich habe genau das getroffen, auf das ich gezielt habe.«
Charles sah einen Moment verwirrt aus. »Du wolltest Gretchen French treffen?«
»Sie war es?« Bobby lachte leise. »Das macht es ja noch besser.«
»Das wusstest du nicht?«, fragte er ungläubig. »Nein. Ich hatte vor, die Person zu
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