Todesspiele
Platz.«
»Das werde ich tun.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Danke, Paul.«
Paul seufzte. »Gern geschehen, Sir. Und ich wollte nicht so ausfallend werden.«
»Entschuldigung angenommen. Ruh dich aus.« Charles legte auf, doppelt verärgert. Was war mit Bobby los? Susannah Vartanian war aus nur knapp zehn Metern Entfernung nicht einmal angeschossen worden, und Pauls Kräfte wurden in sinnlosen Aktionen vergeudet. So habe ich dich nicht ausgebildet. Es war wohl an der Zeit für einen Auffrischungskurs.
Atlanta,
Samstag, 3. Februar, 16.00 Uhr
Eines von Monicas Lidern war geöffnet. Es war seltsam, die Decke nur durch ein Auge zu betrachten. Ihre Krankenschwester trat ein, und Monica wünschte sich nichts mehr, als lauthals schreien zu können. Die Schwester hatte wieder eine Spritze in der Hand. Ihre Augen waren zwar nicht mehr rot verweint, aber sie wirkte angespannt. Sie drückte ihr das eine Lid zu. »Ich werde dich nicht töten«, murmelte sie dicht an Monicas Ohr.
»Aber ich kann verhindern, dass du mit der Polizei sprichst, bis mein Sohn außer Gefahr ist. Das wird die letzte sein.«
Monica spürte die Wärme der Schwester, als sie sich erneut tief über sie beugte und zu flüstern begann. »Wenn diese Wirkung hier nachlässt, bin ich weg. Vertrau niemandem. Glaub mir, hier gibt es noch jemanden im Krankenhaus, der für die Leute arbeitet, die dir das angetan haben. Gestern hat man versucht, einen der anderen zu töten, die aus dem Bunker entkommen konnten. Den Mann.« Beardsley. Er hatte ihnen geholfen, aus dem Bunker zu fliehen. Das hatte Bailey ihr im Wald gesagt. Monica hatte die Schwestern plaudern hören. Beardsley hatte Glück gehabt und befand sich wieder in einem normalen Krankenzimmer. Mit einem Wachposten vor der Tür. »Sobald du von der Intensivstation entlassen wirst, bist du verwundbar«, fuhr die Krankenschwester fort. »Ich habe versucht, dich so lange wie möglich am Leben zu behalten, aber jetzt ist mein Sohn in Gefahr. Ich kann dir nicht mehr helfen. Allerdings denke ich, dass du Susannah und Schwester Ella vertrauen kannst. Und nun muss ich gehen.«
Raleigb, North Carolina,
Samstag, 3. Februar, 16.15 Uhr
Special Agent Harry Grimes blickte sich wohlwollend in der Außenstelle des North Carolina State Bureau of Investigation in Raleigh um. Er war ein Jahr zuvor nach Charlotte versetzt worden und vermisste die Kollegen, vor allem seinen Chef, der ihm viel beigebracht hatte. Sein alter Chef saß nun an einem neuen Tisch. Er war vor kurzem zum leitenden Agent dieser Außenstelle befördert worden. Harry klopfte an, und augenblicklich erschien ein breites Grinsen auf Steven Thatchers Gesicht.
»Harry Grimes. Wie geht's dir? Komm rein, komm rein.«
»Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte Harry, als Steven mit ausgebreiteten Armen um den Tisch herumkam.
»Nein, überhaupt nicht.« Steven verzog das Gesicht. »Nur Papierkram.«
»Das bringt der neue Tisch mit sich, was?« »Ja, aber jetzt bin ich öfter zu Hause, und das gefällt Jenna natürlich ganz gut, vor allem, weil schon wieder ein Baby unterwegs ist.« Steven deutete einladend auf einen Stuhl. »Wie ist es in Charlotte?«
Harry setzte sich. »Klasse. Nicht wie hier, aber trotzdem.«
Steven betrachtete ihn prüfend. »Du machst hier keinen Höflichkeitsbesuch, nicht wahr?«
»Schön war's. Heute Morgen hat mich eine panische Mutter angerufen. Ihre vierzehnjährige Tochter ist verschwunden.«
Steven wurde ernst. »Verschwunden inwiefern? Weggelaufen oder entführt?«
»Sie lag heute Morgen nicht mehr in ihrem Bett. Kein Anzeichen von gewaltsamem Eindringen in das Haus. Die örtlichen Behörden haben sie zunächst als Ausreißerin eingestuft, sind jetzt aber mit im Boot.« »Dann klär mich bitte rasch auf und sag mir, wie ich helfen kann.«
»Die ältere Schwester des Mädchens ist vor sechs Monaten verschwunden. Sie ist in der Datenbank des NCMEC als >gefährdete Ausreißerin< gelistet.« Er reichte Steven ein Foto.
»Beatrice Monica Cassidy«, las Steven.
»Rufname Monica. Laut ihrer Mutter hatten sie ein ganz normales Verhältnis. Sie stritten über Kleidung, Ausgangszeiten und Hausaufgaben. Vor einem halben Jahr dann sagt Monica ihrer Mutter, sie würde zu einer Freundin gehen, doch sie kehrte nie zurück. Die Freundin gibt schließlich zu, dass sie für Monica lügen sollte, weil diese einen Jungen treffen wollte. Aber zu dem Zeitpunkt ist die Spur bereits kalt. Monica ist weg. Ihre Mutter ist
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