Todesspiele
Vater?«
»Ja«, seufzte Angie. »Und ich werde nie vergessen, wie gekränkt deine Mutter war, als sie es herausfand.« »Und wie hat sie es herausgefunden?« »Wie ich schon sagte: Man musste sich das Baby nur genau ansehen. Eines Morgens holte deine Mutter Simon im Kindergarten der Kirche ab und entdeckte die Kleine. Sie sah genauso aus wie Daniel in dem Alter.« »Und was hat sie getan? Meine Mutter, meine ich?« Angie war einen Moment lang still. »Deine Mutter und ich waren zwar fast vierzig Jahre miteinander befreundet, Susannah, aber ich muss dennoch sagen, dass sie richtig gemein werden konnte. Sie stattete dem Pastor einen Besuch ab und erzählte ihm alles. Er war ... wütend. Gedemütigt. Sie stellte ihn jedoch vor die Wahl - einer müsse gehen, er oder das Baby. Sie drohte ihm, dass er sein ganzes Leben nicht mehr predigen würde, wenn sie gezwungen sei, jeden Sonntag dieses uneheliche Balg zu sehen. Und ich bin sicher, dass das keine leeren Drohungen waren.« »Also zogen sie aus dem Ort weg«, sagte Luke. »Und hatten, soweit ich weiß, keinen Kontakt mehr zu dem Richter und seiner Frau.«
Plötzlich war sich Susannah sicher, dass Angie nichts von Barbara Jean Davis' wahrer Identität wusste. »Vielen Dank, dass Sie es uns erzählt haben.« Sie wollte sich erheben, aber Angie machte keine Anstalten, es ihr nachzutun.
»Die Frau ist also letztendlich aufgetaucht, um Anspruch auf ihr Erbe zu erheben«, sagte Angie, und Susannah blinzelte. Auf die Idee war sie noch gar nicht gekommen.
»Richtig«, sagte Luke, ohne zu zögern. »Die Gier treibt die Menschen dazu, schreckliche Dinge zu tun.« Angie neigte den Kopf. »Die Gier. Und Zorn.« »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Susannah. »Nur, dass du vielleicht auch mal über einen Vaterschaftstest nachdenken solltest.«
Susannah fiel die Kinnlade herab. »Miss Angie, bitte spielen Sie nicht mit mir. Sagen Sie genau, was Sie meinen.« »Na schön. Als deine Mutter von dem Betrug deines Vaters erfuhr, wollte sie es ihm heimzahlen.« Susannah begriff und lehnte sich verdattert zurück. »Mit wem?«
Angie sah auf ihre Hände, die fest verschränkt in ihrem Schoß lagen.
Susannah hörte nur das laute Klopfen ihres Herzens. »Mit wem?«, wiederholte sie.
Angie hob den Blick und sah die jüngere Frau gequält an. »Frank Loomis.«
Susannah bekam plötzlich keine Luft mehr. »Sie meinen ... Sie meinen, Frank Loomis ist ... war ...« Angie nickte. »Dein Vater.«
Unwillkürlich hob Susannah die Hand zum Mund. Luke begann, ihr den Rücken zu streicheln. Warm. Tröstend. »O Gott«, flüsterte sie.
»Du darfst es nicht missverstehen«, sagte Angie leise. »Frank liebte deine Mutter seit Jahren.« »Wusste Frank Loomis, dass er Susannahs biologischer Vater war?«, fragte Luke.
»Eine ganze Weile lang nicht. Erst als Simon mehr Ärger machte, als Arthur vertuschen konnte. Oft flehte deine Mutter Frank an, Simons Missetaten auszubügeln. >Für mich<, hat sie gebettelt.« Angie verzog verbittert das Gesicht. »Eines Tages stellte Simon etwas so Schlimmes an, dass selbst Frank passen musste. Und sie zog ihren letzten Trumpf aus dem Ärmel. >Tu es für mich<, hat sie gesagt, >für die Mutter deiner kleinen Tochter.< Frank war schockiert. Und setzte alle Hebel in Bewegung, um zu tun, was sie verlangte. Er hat dafür bezahlt. Dreizehn Jahre lang hatte er Alpträume, weil er einen unschuldigen Mann ins Gefängnis gebracht hat.«
»Gary Fulmore«, sagte Luke, und sie nickte. »Woher wissen Sie das alles?«, fragte er.
Ihre Lippen verzogen sich. »Frank war nicht der Einzige, der unter einer unerwiderten Liebe litt.« »Frank und Sie hatten eine Beziehung?«, fragte Luke, und Angies Augen blitzten gequält auf.
»Fünfundzwanzig Jahre lang war er mein Liebhaber. Er kam nachts und ging noch vor dem Morgengrauen. Nur heiraten wollte er mich nie. Er wollte nur Carol Vartanian.«
»Sie müssen sie gehasst haben«, flüsterte Susannah. Angie schüttelte traurig den Kopf. »Nein. Sie war meine Freundin. Aber ich habe sie beneidet. Sie hatte einen wichtigen Ehemann und die Liebe eines anderen, der seine Seele verkauft hatte, damit sie glücklich war. Aber sie war nicht glücklich. Ein Jahr nachdem Gary Fulmore verurteilt worden war, verschwand Simon, und davon hat sich deine Mutter nie erholt. Und Frank ... Herauszufinden, dass sie tot und Simon ihr Mörder war, hätte ihn fast umgebracht. Ich denke, am Ende war es auch so.« »Miss Delacroix«, sagte Luke. »Eine
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