Todesspiele
Agent Scott?«, fragte Susannah tonlos. Eines musste man ihr lassen, dachte Bobby. Nach dem anfänglichen Schock zeigte Susannah keinen Hauch von Angst. »Sie ist nicht tot, falls es das ist, was du meinst. Ich habe nicht einmal auf sie geschossen. Noch nicht.« Susannah verengte die Augen. Graue Augen, dachte Bobby. Nicht blau wie Vaters. Oder Daniels oder Simons. Und meine.
»Wie viel Geld liegt da im Safe?« Susannah zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ein-, zweitausend. Vielleicht mehr. Bedien dich und geh.« Bobby lächelte. »Werde ich auch. Aber zuerst wirst du jeden Safe in diesem Haus für mich öffnen.« Susannah hob das Kinn. »Offne deine verdammten Safes doch selbst.«
Bobbys Fuß traf Susannah mit Wucht unterm Kinn und schleuderte sie auf den Rücken. Bobby trat näher und drückte ihr mit dem Fuß auf die Kehle. »Du tust es.« Sie zielte mit dem Lauf der Pistole auf Susannahs Kopf. »Steh auf. Und für die nächste dumme Bemerkung zahlt Agent Talia Scott.«
Bobby griff in Susannahs Haar und riss sie auf die Füße. Susannah gab nicht einmal ein Wimmern von sich, was Bobby widerstrebend anerkennen musste. Die kleine Frau erwies sich als zäher, als sie gedacht hatte, und Bobby begriff, dass sie ihre Halbschwester nicht unterschätzen durfte. Bobby stieß sie aus dem Arbeitszimmer, vorbei an der gefesselten und geknebelten Talia Scott, die von dem Elektroschock noch immer benommen war. Als sie auf der Treppe waren, hörte Bobby ein schwaches Klingeln, und Susannah blieb stehen. »Das ist mein Handy. Wahrscheinlich ist es Agent Papadopoulos. Wenn ich nicht rangehe, wird er sich Sorgen machen.« Bobby dachte nach. Über kurz oder lang würde sie auch Papadopoulos beseitigen müssen. Er würde ihr verbissen auf der Spur bleiben, vor allem, wenn sie Susannah tötete, und das würde sie. Dennoch zog Bobby es vor, sich mit dem GBI-Agent dann auseinanderzusetzen, wann sie es wollte. Mit zwei zierlichen Frauen fertig zu werden war eine Sache. Aber Papadopoulos war ein großer, breiter Kerl und würde vermutlich nicht allein kommen. »Hat dein Handy einen Lautsprecher?« »Ja.«
»Dann geh dran.« Bobby ging neben Agent Scott in die Hocke und hielt ihr die Waffe an den Kopf. »Und pass gut auf, was du sagst, kleine Schwester, oder ihr Blut klebt an deinen Händen.« Zufrieden sah sie, dass Susannah erbleichte.
»Es hat zu klingeln aufgehört.«
»Ruf ihn zurück. Sag ihm, dass du gefunden hast, was du gesucht hast, und dass du jetzt wieder mit Agent Scott nach Atlanta zurückfährst. Und sei überzeugend.« Susannah griff nach ihrer Tasche.
»Oho«, sagte Bobby kopfschüttelnd. »Ich kann mich von gestern noch an die Tasche erinnern.« »Ich bin nicht bewaffnet«, sagte Susannah. »Nicht mehr.« »Ich gehe doch kein Risiko ein. Bring die Tasche her und lass sie vor mir auf den Boden fallen. Los.« Susannah gehorchte, und Bobby sah hinein. Keine Pistole. »Schön. Jetzt ruf den Kerl an. Und schalte den Lautsprecher ein.« Susannah gehorchte wieder. »Luke, ich bin's. Tut mir leid, ich musste mein Handy erst holen.«
Ein erleichterter Seufzer. »Ich wäre fast schon nervös geworden. Wo bist du?«
»In Mamas und Daddys Haus, aber nicht mehr lange. Talia und ich haben gefunden, wonach wir gesucht haben, und wollten gerade nach Atlanta zurück.« »Ihr habt Aufzeichnungen gefunden? Und auch eine Verbindung zu Darcy Williams?« »Das haben wir. Wir sehen uns im Büro.« »Susannah, warte. Hast du ... hast du den Lautsprecher an?«
»Ja, tut mir leid. Ich trage gerade ziemlich viel auf dem Arm, deswegen habe ich den Knopf gedrückt.« »Wo ist Talia?«
»Draußen«, improvisierte sie, und Bobby nickte zufrieden. »Sie bringt eine Ladung Bücher und Tagebücher zum Auto.«
»Und warum sind dann deine Hände voll?« Susannah zögerte. »Ich ... ich trage einen Karton«, sagte sie schließlich und verlieh ihrer Stimme einen fröhlichen Klang, »mit Sachen von Mama, die ich als Erinnerung behalten möchte.« Wieder zögerte sie einen Moment. »Ich liebe dich, Loukamou«, sagte sie ernst. »Wir sehen uns später.« Mit zitternden Händen drückte sie das Gespräch weg. »Wie süß«, höhnte Bobby. Mit einer Hand zerrte sie Agent Scott zu einem Kämmerchen unter der Treppe und schloss sie ein, öffnete die Tür aber plötzlich noch einmal und schoss ihr ins Bein. Scotts Schrei wurde von dem Klebeband über ihrem Mund gedämpft. Bobby warf Susannah einen amüsierten Blick zu. Ihr Schwesterchen wirkte
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