Todesspiele
beiden anderen Alten von der Bank vor dem Herrenfriseur weiter hinten, was eigentlich viel besser war. Von hier aus konnte er jeden sehen. Und hier konnte er verstohlen sein Handy hervorholen, wenn es in seiner Tasche vibrierte.
Eine SMS. Von Paul, wie er hoffte, und mit der Mitteilung, dass sich Daniel Vartanian und Alex Fallon in seinem privaten Verhörraum im Keller befanden. Aber er wurde enttäuscht. Die Nummer war von dem Prepaid-Handy, das er Bobby gestern gegeben hatte. Die Botschaft lautete SHOWTIME.
Also hatte Bobby Susannah in ihrer Gewalt. Ich muss dahin. Er schnitt eine Grimasse und umklammerte seinen Gehstock. »Mein Ischias«, murmelte er Dr. Fink, dem Zahnarzt, zu, der zu seiner Rechten saß. Steif erhob er sich. »Ich muss mich ein bisschen bewegen.« Entschuldigungen murmelnd bahnte er sich seinen Weg durch die Menge. Endlich würde er Susannah sterben sehen. Aber anschließend würde er sich mit Bobby auseinandersetzen müssen. Er hatte den Einfluss über sie verloren, also würde er sie umbringen. Er rieb den Griff seines Gehstocks. Genauso wie ich meine Darcy vor sechs Jahren getötet habe.
Dutton,
Montag, 5. Februar, 13.30 Uhr
»Herrgott noch mal«, fauchte Luke. Bobby hatte sich nicht in Charles Grants Haus versteckt. Pete sah sich in Grants Wohnzimmer um. »Sollen wir die Wände einreißen?«
»Schön war's. Wenigstens ist Grant noch auf dem Friedhof.« Das hatte Germanio jedenfalls noch vor zehn Minuten bestätigt. »Er weiß also nicht, dass wir hier sind oder über ihn Bescheid wissen.«
Sie hatten sich heimlich angeschlichen, was in Anbetracht der Tatsache, dass es wegen Janet Bowies Beerdigung in Dutton von Reportern nur so wimmelte, kein einfaches Unterfangen gewesen war. Er und Chase hatten länger diskutiert, ob sie Duttons neuen Sheriff veranlassen sollten, Grants Haus zu umstellen, falls Bobby dort untergekrochen sein sollte, doch letztendlich hatten sie sich dagegen entschieden. Man konnte nicht sicher sein, ob nicht noch mehr unsaubere Deputys, die Bobby oder Grant warnen würden, ihren Dienst hier verrichteten. Stattdessen hatte Luke wieder einmal Arcadias Sheriff Corchran angerufen, der mit einem Officer, dem er absolut vertraute, in einem ungekennzeichneten Wagen Streife gefahren und das Haus unter Beobachtung gehalten hatte. Corchran hatte Luke ebenfalls erklärt, wie sich das Team nähern konnte, ohne in den Autoschlangen, die zur Beerdigung fuhren, stecken zu bleiben. Luke hatte große Hoffnungen gehabt, als sie in Grants bescheidenes Haus, das ein Stück abseits der Main Street lag, eingedrungen waren. Nun konnte er nur hoffen, dass sie im Haus selbst etwas Brauchbares finden würden.
Sein Team wartete ungeduldig. »Die richterliche Verfügung deckt Bobbys mögliche Verstecke und die Verbrechen im Bunker ab.« Mehr hatte Chloe nicht erreichen können. »Also haltet die Augen auf.« Das Team trennte sich. Pete ging nach oben, Nancy in den Keller. Luke nahm das Wohnzimmer in Angriff, aber es gab nichts, das darauf hinwies, dass dieser Mann etwas anderes war, als er zu sein vorgab: der pensionierte Englischlehrer einer Highschool.
Und ein Theaterregisseur. An der Wand hingen Plakate von Produktionen, bei der Grant Regie geführt hatte, unter anderem auch die Schulaufführung von Schneewittchen mit Bobby in der Hauptrolle. Luke dachte an die kleine Kate Davis, die so gedankenlos als »Eichhörnchen« eingesetzt worden war, wodurch sie sich den Spitznamen Rocky eingehandelt hatte. Wie gedankenlos war es wirklich gewesen? Garth hatte ihnen erzählt, dass Bobby aus Kate etwas gemacht hatte. Das Selbstbewusstsein einer Person zu zerstören, nur um es dann wieder aufzubauen, war eine großartige Methode, sich ihre Loyalität zu sichern. Grants Bücherregale bogen sich unter dem Gewicht der vielen Bände. Homer, Plutarch, Dante ... Er seufzte. Nichts als ein Haufen Wörter.
»Luke!« Nancys Stimme kam aus dem Keller. Sie klang alarmiert. »Komm mal runter. Schnell.« Luke nahm zwei Stufen auf einmal. »Ist es Bobby?« Nancy stand an einer mit Stahl verstärkten Tür, die in eine Betonwand eingelassen war. »Nein - ein Bunker wie der, den wir in Mansfields Keller entdeckt haben«, sagte sie. »Mansfield hatte in seinem Keller vor allem Waffen, Munition und Kinderpornos verstaut. Charles Grant dagegen ... tja, sieh es dir selbst an.« Sie drückte die Tür auf, und der Geruch, der ihnen entgegenschlug, war widerwärtig. Der Anblick war noch schlimmer.
Es war eine
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