Todesspiele
Finger zu kriegen.« Nate betrachtete Luke prüfend. »Du siehst genauso müde aus, wie ich mich fühle. Leg dich hin.« »Nein. In einer Stunde kommen Kasey Knights Eltern. Gib mir eine von den Festplatten.« Er setzte sich an einen der Computer und schloss einen Moment die Augen. »Brauchst du was? Etwas zu essen vielleicht?«, fragte Nate, und Luke stellte fest, dass er nichts mehr gegessen hatte, seit Leo ihm vor ungefähr zwölf Stunden Eier gebraten hatte. »Ja, gerne. Ich hab's ganz vergessen.« »Wie immer«, sagte Nate und reichte ihm einen kleinen Behälter aus dem Kühlschrank. »Moussaka.« Luke starrte den Behälter ungläubig an. »Aber wie ...« Nate grinste. »Deine Mama kam gestern vorbei und hat ziemlich viel zu essen gebracht. Sie machte sich Sorgen, dass wir alle verhungern könnten, wo wir doch mit Daniels Fall so viel zu tun bekommen hatten.« Luke Herz zog sich zusammen. Ich liebe dich, Mama. »Sie ist eine großartige Frau, meine Mama.« »Und eine verdammt großartige Köchin. Iss, Papa. Und dann sieh dir die Seiten an. Deine Augen sind besser als meine.«
Bewaffnet mit Mamas Moussaka, machte sich Luke an die Durchsicht des Stoffs, aus dem seine Alpträume waren. Er überflog zunächst das Verzeichnis, um zu sehen, ob ihm ein Name ins Auge sprang. Manche Ordnerbezeichnungen waren recht vielsagend, andere weniger. »Peitschen und Ketten«, »Nein heißt Ja«, »Boys will be Boys« ... Luke hatte eine ziemlich genau Vorstellung davon, was ihm in den Kapiteln begegnen würde. Dann, plötzlich, blieb sein Blick an einem Namen hängen. Von wegen Sweetpea. Er klickte darauf, und augenblicklich stieg ihm bittere Galle in die Kehle und drohte ihn zu ersticken. Langsam stellte er sein Essen zur Seite. »Gott. Nate, komm her.«
Nate spähte über seine Schulter. »Oha, was für eine miese Qualität.«
Die Fotos waren tatsächlich körnig, verschwommen und wirkten verrutscht. »Mansfield scheint sie mit einem Handy oder einer versteckten Kamera gemacht zu haben. Das ist Granville. Mit einem Mädchen.« »Was macht er denn da?« Nate beugte sich vor, dann seufzte er angewidert. »Oh, Papa, verdammter Dreck.« »Dieser Dreckskerl. Dieses Schwein.« Luke scrollte die Seiten entlang, und jedes Foto schien noch schauderhafter als das vorherige zu sein. Granville hatte die Mädchen gefoltert, unsägliche Dinge mit ihnen angestellt. Und Mansfield hatte das alles irgendwie fotografisch festgehalten. »Was soll Von wegen Sweetpea heißen?«, fragte Nate und zog sich einen Stuhl heran.
»Du hast doch von dem Vergewaltigungsclub gehört, nicht wahr?«
»Ja. Es geschah vor dreizehn Jahren, und Daniels Bruder Simon war der Anführer.«
»Nicht unbedingt«, sagte Luke. »Wir denken inzwischen, dass Granville der Anführer war und Simon sein Partner. Daniel hat mit der Witwe eines der Clubmitglieder gesprochen und von ihr erfahren, dass die Jungen sich damals Spitznamen gegeben haben. Mansfield war Sweetpea.«
»Und was soll das >von wegen«
»Keine Ahnung. Gestern haben sich die Ereignisse überstürzt, und Daniel wurde angeschossen, bevor ich weitere Informationen erhalten konnte. Ich frage ihn nachher, aber ich vermute, dass Mansfield diese Bilder als eine Art Vorkehrungsmaßnahme aufgenommen hat. Für den Fall, dass er sich gegen Granville würde schützen müssen.« Luke klickte weiter durch die Fotos, bis er erneut innehielt und das wenige, was sich in seinem Magen befand, wieder hochzukommen drohte. Angel. Von all den Perversionen, die Luke sich schon hatte ansehen müssen, mochte dies die schlimmste sein. »Zur Hölle, Nate.« Nate schloss die Augen. »Scheiße«, wisperte er. »Verdammt.«
»Irgendetwas ist uns entgangen«, sagte Luke, seine Stimme so tot, wie er sich innerlich fühlte. »Wir haben diese Schweine nicht gekriegt, die die Webseite betrieben haben, aber Granville und Mansfield ist es irgendwie gelungen. Deswegen sind diese drei Mädchen so plötzlich vom Erdboden verschluckt gewesen. Granville hatte sie hier. Und das da hat er ihnen angetan. Wie ist er an die Mädchen gekommen?«
»Ich weiß es nicht. Aber falls sich auf den fünf Festplatten etwas befindet, das uns einen Hinweis gibt, dann finden wir ihn.«
Fünf Festplatten. Fünfundzwanzigtausend Gigabyte. Hunderttausend Fotos. »Verdammt, verdammt!« »Wir finden es heraus, Luke.«
»Noch rechtzeitig für die fünf Mädchen, die Granvilles Partner mitgenommen hat?«, fragte Luke verbittert. »Wir beschäftigen uns
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