Todesspiele
sie am Krankenhaus in Atlanta ankamen, hoffte er, sie würde noch etwas sagen, sich wenigstens verabschieden, aber sie klappte nur wortlos den Laptop zu und ging. Traurig und hilflos sah er ihr nach.
Er wollte gerade aussteigen, als sein Handy vibrierte. Ein Blick aufs Display genügte, dass er auf »Annehmen« drückte. »Ja?«
»Luke, ich bin's, Nate. Ich habe mir die Bilder in Mans-fields Computer angesehen.«
Lukes schlechtes Gewissen meldete sich sofort. »Tut mir leid, Nate. Ich habe dich das schon wieder allein machen lassen. Ich habe aber jetzt ein wenig Zeit, bevor die Eltern von Kasey kommen. Lass mich eben mit Daniel sprechen, dann komme ich und helfe dir.«
»Ich habe tatsächlich etwas gefunden«, sagte Nate aufgeregt. »Komm lieber sofort.«
13. Kapitel
Atlanta,
Samstag, 3. Februar, 13.25 Uhr
Susannah hatte vorgehabt, direkt zu dem bewusstlosen Mädchen zu gehen, aber ihre Schritte schienen sich wie von selbst zu verlangsamen, als sie an Daniels Zimmer vorbeikam. Er war allein, wach und hatte das Kopfteil aufrecht gestellt, so dass er saß.
Ihre Blicke blieben ineinander hängen, seiner intensiv blau. Sie war ratlos, wusste nicht, was sie sagen sollte oder was er tun würde. Dann streckte er die Hand nach ihr aus, und der Damm in ihrem Inneren brach. Sie eilte auf ihn zu, und er nahm ihre Hand und zog sie an sich. Sie vergrub das Gesicht an seiner Schulter und weinte. Ungelenk strich er ihr übers Haar, und sie spürte plötzlich, dass auch er weinte. »Es tut mir so leid, Suze«, sagte er heiser. »Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen. Ich kann nicht mehr ändern, was ich getan habe.« »Ich auch nicht.«
»Du hast doch nichts getan«, wandte er heftig ein. »Ich hätte dich beschützen müssen.«
»Und ich hätte es dir sagen müssen«, murmelte sie, und er verharrte.
»Warum hast du es nicht getan?«, flüsterte er gequält. »Warum hast du es mir nicht gesagt?« »Simon hat mir gedroht. Du seiest weg, und er würde ...« Sie hob die Schultern. »Simon hat viel gesagt. Er stand darauf, andere zu manipulieren und mit Andeutungen zu quälen.«
»Wem sagst du das. Ganz wie Dad.« Er seufzte. »Ich hätte es ahnen müssen. Beide waren zu dir immer viel grausamer. Als ich dich in Schutz zu nehmen versuchte, schien es schlimmer zu werden.«
»Also hast du dich ferngehalten«, murmelte sie. »Das hätte ich nicht tun dürfen.«
Ich verzeihe dir. Sag es. Sprich die Worte aus. Aber sie blieben ihr in der Kehle stecken.
»Es ist geschehen, Daniel«, sagte sie stattdessen. »Und ich verstehe es.« Das war das Beste, was sie hervorbringen würde.
Sie richtete sich auf und wandte unter dem Vorwand, nach Papiertaschentüchern zu suchen, ihr Gesicht ab. Als sie glaubte, wieder präsentabel zu sein, drehte sie sich zu ihm um und verzog zerknirscht das Gesicht. »Oje. Die Schwestern werden mich vierteilen.«
Er lächelte schwach. Ihr Make-up hatte sein Krankenhaushemd verschmiert, und die rote Erde von ihrem Kleid hatte sich auf der weißen Bettwäsche ausgebreitet. »Du solltest dich waschen gehen, Liebes.« »Ich bin gestürzt. Sozusagen. Ich war auf Sheila Cunninghams Beerdigung.«
Er blinzelte überrascht. »Tatsächlich?« Sie nickte. »Und ich habe Gretchen French kennengelernt. Ich soll dir von ihr danken und gute Besserung wünschen.« Sie hob die Schultern. »Es würde mich nicht überraschen, wenn sie vorbeikommt, sobald sie in der Ambulanz mit ihr fertig sind.«
Er riss die Augen auf. »Wieso ist sie in der Ambulanz?« Sie berichtete ihm, was passiert war, und er war wie vom Donner gerührt. »Mein Gott. Kate Davis hat uns geholfen, Mack O'Brien auf die Spur zu kommen. Sie hat uns gesagt, dass Garths Frau mit den Kindern abgereist ist, weil sie um ihr Leben fürchtete. Ich dachte, da Mack und die anderen tot sind, sei sie nun sicher, aber ...« »Ich denke, Kate hat es uns wohl übelgenommen, dass wir Garth vor Gericht zerren werden. Daniel, ich muss dir etwas sagen, und du musst mir bitte zuhören. Gestern habe ich dich angeschnauzt, du hättest doch keine Ahnung, was ich war. Oder bin.«
»Ja. Ich habe nicht so recht verstanden, was du damit sagen wolltest.«
»Ich weiß, und ich werde es dir erklären, und wenn du anschließend willst, dass ich gehe, dann tue ich es. Aber als ich vorhin an Sheilas Grab stand, ist mir klargeworden, dass ich ganz allein auf dieser Welt wäre, wenn du gestern gestorben wärest. Und ich will nicht allein sein.« »Ich lasse dich nicht mehr
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