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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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reingekommen, ich habe nur gehört, wie er seinen Schlüsselbund nahm, und kurz darauf schlug die Wohnungstür zu.«
    »Wie? Heftig? Wütend?«
    »Nein, ganz normal. Aber man hört es trotzdem.«
    »Er hat sich also nicht von Ihnen verabschiedet.«
    Ruben wirkt einen Moment nachdenklich, dann sagt er: »Nein, hat er nicht. Jetzt, wo Sie so fragen … Ja, das ist eigentlich komisch. Normalerweise hätte er das getan. Er war immer sehr auf Höflichkeit bedacht.«
    »Gab es oft Brot und Pizza?«, fragt Oda.
    Ruben sieht die Kommissarin verblüfft an. »Wie meinen Sie das?«
    »Ihre Mutter – kocht sie nicht?«
    »Doch, klar. Immer.«
    »Ihre Eltern wussten, dass Sie und auch Olaf an diesem Abend allein zu Hause sein würden und dass Olaf wahrscheinlich hungrig vom Spiel kommt. Hat sie nichts zum Essen vorbereitet?«
    Ruben lacht trocken auf. »Ach, das meinen Sie. Doch, doch. Sie hatte so einen Eintopf vorbereitet: Grünkohl mit Bregenwurst und Kassler. Kann auch sein, dass Oma den gemacht hat. Ja, ist sogar wahrscheinlich, die kocht oft so Zeug. Aber Grünkohl mochte ich noch nie besonders.«
    »Mag Olaf auch keinen Grünkohl, oder warum hat er nichts davon gegessen?«
    »Der hat den Deckel hochgehoben und gesagt: ›Nee, da drauf hab ich jetzt echt keinen Bock‹, und hat sich die Pizza rausgeholt.«
    »Mögen Sie Ihre Großmutter?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Ja, schon.«
    »Und Ihren Großvater?«
    »Der war cool. Schade, dass der tot ist.«
    »Er war damals gegen Ihre Adoption, wussten Sie das?« Oda und Völxen beobachten genau, wie Ruben auf diese Frage reagiert.
    Ruben ist nicht überrascht. »Ja. Das hat er mir sogar gesagt. Er war nämlich keiner von diesen verlogenen, ekelhaften Gutmenschen.«
    »Wer sind ›diese Gutmenschen‹, die Sie ekelhaft finden?«
    »Na, Ralf und Constanze und ihre Freundin, die Mutter von Luis.«
    »Wie ist Ihr Verhältnis zu Hunden?«
    »Zu Hunden?«, wiederholt Ruben erstaunt. »Wieso? Ich mag sie nicht besonders … Ah, jetzt weiß ich, was diese Frage soll. Hat die blöde Kuh von nebenan wieder behauptet, ich hätte ihren Köter damals vergiftet? Das hätte jeder tun können. Der Hund hat pausenlos gekläfft, wann immer der draußen war, und auch, wenn er mal allein im Haus war, das hat man bis draußen gehört.«
    »Und – waren Sie es? Keine Angst, wir ermitteln nicht wegen Mordes an einem Hund.«
    »Ich war das nicht!« Ruben ist laut geworden, seine Faust knallt auf den Tisch. »Die soll gefälligst nicht solche Lügen verbreiten, die blöde Schnepfe!«
    Völxen räuspert sich, und Oda wechselt das Thema: »Sie nennen Ihre Eltern Ralf und Constanze?«
    »Ja. Aber früher habe ich brav Mama und Papa gesagt. Musste ich sogar, damit es nicht auffällt, dass ich ein Importkind bin.«
    »Nette Formulierung«, meint Oda.
    »Stammt von Olaf. Das hat er gern an der Schule rumerzählt.«
    »Erinnern Sie sich noch an die Zeit, bevor Olaf geboren wurde?«
    »An Rumänien? Da war ich doch noch viel zu klein. Angeblich haben sie mich aus einem Kinderheim geholt. Aber wer weiß, vielleicht haben sie mich auch Zigeunern abgekauft.«
    »Ich meinte Ihre Zeit hier«, unterbricht Oda. »Bevor es Olaf gab.«
    »Nein. Kaum. Ich war vier, als der zur Welt kam. Ich glaube, am Anfang fand ich es ganz toll, einen Bruder zu bekommen.«
    »Und später nicht mehr?«
    »Nein. Mit der Zeit kapierte ich, dass nur er der kleine Sonnenkönig war.«
    »Glauben Sie nicht, dass es allen älteren Geschwistern so geht wie Ihnen?«
    Ruben verzieht einen Mundwinkel. »Kann schon sein. Aber bei mir herrschten erschwerte Bedingungen. Er war das leibliche Kind und ich das gekaufte.«
    Oda und Völxen schweigen dazu. Auch Ruben sagt eine Weile nichts, hält die Stille aber nicht lange aus und erklärt: »Wissen Sie, das ist so, als ob man einen Hund aus dem Tierheim holt. Man lässt es sich zwar nicht anmerken, aber irgendwie verlangt man doch, dass der Hund einem dafür dankbar ist. Und wehe, er ist es nicht.«
    »Sie sind es also nicht?«
    »Finden Sie, dass ich das sein muss?«
    Oda fragt zurück: »Sie studieren – was?«
    » BWL . Das Semester fängt nächste Woche an.«
    »Wovon leben Sie momentan?«
    »Sie überweisen mir jeden Monat Geld.«
    »Ihre Adoptiveltern, nehme ich an. Wie viel?«
    »Achthundert.«
    »Nicht schlecht, oder? Wenn man bedenkt, dass Sie ja auch zu Hause wohnen könnten.«
    »Da sehen Sie mal, was es denen wert ist, mich los zu sein.«
    »So kann man es natürlich auch sehen«, räumt

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