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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Internet-Partnervermittlung gesehen und dabei an Britta gedacht und flüchtig erwogen, so etwas tatsächlich einmal auszuprobieren.
    »Was, ich? Du lieber Himmel, nein. So was ist nichts für mich«, wehrt Jule scheinbar entrüstet ab.
    »Woher willst du das wissen? Wenn es bei mir gelungen ist … Und ich war ja auch so ein hoffnungsloser Fall.«
    »Quatsch!«, antwortet Jule, obwohl sie sich an dem Wörtchen ›auch‹ ein klein wenig stört. Britta ist drei Jahre älter als Jule, eine umgängliche, lebhafte Person, immer etwas zu stark geschminkt und zu blond gesträhnt. Britta selbst findet ihren Hintern zu dick, was wahrscheinlich eine recht realistische Einschätzung ist. Sie und Jule waren oft zusammen auf ›Hühnerstreife‹, wie ein mit zwei Frauen besetzter Streifenwagen bei den Kollegen genannt wird.
    »Das kann auch bei dir klappen, wenn du bereit bist, einige Frösche zu küssen  … «
    ›Frösche küssen‹ hört sich überhaupt nicht gut an, findet Jule und fragt: »War’s denn so schlimm?«
    »Udo war der Sechste – also der Sechste, mit dem ich mich überhaupt getroffen habe. Die, mit denen man nur mal so hin und her mailt oder einmal telefoniert und merkt, dass es nicht passt, zähle ich gar nicht mit.«
    »Okay, ich verstehe«, sagt Jule und macht es sich auf dem Sofa bequem, das Laptop mit der Homepage einer Partnervermittlung auf den Knien. »Erzähl. Ich will alles wissen.«
    Britta lässt sich nicht lange bitten. »Gleich beim Ersten hat alles scheinbar gestimmt. Wir haben uns länger gemailt, einige Male telefoniert, er sah auch akzeptabel aus, sowohl auf den Bildern als auch in Natura, und wir haben uns echt gut unterhalten. Ich glaube, ich habe ihm auch gefallen  … «
    »Aber?«
    Britta seufzt. »Mundgeruch. Echt übel. Nicht nur Zwiebel oder Knoblauch, sondern wie der Leibhaftige. Das ging gar nicht.«
    »Hast du es ihm gesagt?«
    »Hab ich nicht fertiggebracht. War vielleicht falsch, aber ich konnte das nicht«, bekennt Britta und ist schon bei Nummer zwei angelangt: »Geschieden, Zahnarzt, schimpfte ständig auf seine Exfrau, während er seine verzogene neunjährige Tochter vergötterte. Es hätte mir aber schon verdächtig vorkommen müssen, dass er mir mehr Bilder von seiner Tochter geschickt hat als von sich«, erkennt Britta jetzt. »Der Dritte war so ein ganz sensibler, Ergotherapeut, aber nach der ersten gemeinsamen Nacht hat er mir alles über seine bisherigen Internet-Bekanntschaften erzählt. Und wenn ich ›alles‹ sage, meine ich wirklich alles . Ich habe Dinge erfahren, die ich echt niemals wissen wollte. Da dachte ich: Na toll, von mir wird er dann mal genauso reden. Bestimmt weiß schon die halbe Stadt, wie ich nackt aussehe!«
    »Oje«, seufzt Jule und grinst dabei. »Da kann man ja wirklich nicht vorsichtig genug sein.«
    »Ich sag’s dir, es gibt so viele Verkorkste auf der Welt! Der Vierte zum Beispiel. Der war eigentlich ganz süß, obwohl er nicht besonders groß war. Mitte dreißig, Spanier, irgendwas Besseres bei der TUI …«
    »… und wohnte bei seiner Mutter«, ergänzt Jule.
    »Äh – ja, genau. Woher weißt du das?«
    »Geraten.« Jule verschweigt Britta, dass Fernando seinen Neueroberungen grundsätzlich erzählt, er sei Manager bei der TUI . Oder NDR -Redakteur.
    »Und Nummer fünf war echt der Hammer. Wir waren zwei Mal nett aus, beim dritten Mal haben wir bei mir gekocht – romantisches Dinner bei Kerzenschein, im Bett gelandet, alles prima. Allerdings habe ich mich am Abend zuvor noch gewundert, warum er so eine große Tasche mit sich rumschleppt. Als er sich nach dem Frühstück verabschiedet, nimmt der doch tatsächlich ein Foto von sich – DIN A 4 mit Goldrahmen – aus der Tasche und stellt es mitten in mein Wohnzimmerregal!«
    »Nein!«, kreischt Jule.
    »Doch!«
    Während Jule noch immer lachen muss, ist Britta schon bei den praktischen Tipps angelangt: »Lass dir immer frühzeitig ein Foto schicken. Nichts ist peinlicher, als wenn man einen netten Mailkontakt abbrechen muss, weil man viel zu spät sieht, dass das einfach nichts werden kann. Wir sind ja nun einmal Augentiere  … «
    Jule, die sich Brittas Bräutigam Udo in Erinnerung ruft, wundert sich zwar ein wenig über diese Aussage, aber sie sagt trotzdem: »Klar.« Dann fragt sie ihre Exkollegin: »Sag mal, nach welchem Algorithmus werden eigentlich diese Persönlichkeitsprofile ausgewertet?«
    »Algorithmus?«
    »Angenommen, ich hätte gerne einen Mann, der gut kocht. Muss ich

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