Todesspur
Beine breit, Eddie«, befahl Jennie. »Sonst bekommst du die Zigarette ins Gesicht.«
Eddie, gleichzeitig verblüfft und verängstigt, setzte seine Füße auseinander. Jennie bewegte sich. Ihr rechtes Bein schoß hoch. Paula war erstaunt über die Muskelkraft, die sie an den Tag legte, bis sie sich erinnerte, daß sie eine Reiterin war. Sie versetzte dem Mann einen Tritt zwischen die Beine.
Er stöhnte, keuchte nach Luft, beugte sich vornüber. Von Newman und Butler losgelassen, sackte er zusammen und umklammerte mit den Händen die Stelle, an der ihr Fuß ihn getroffen hatte.
»Ich begleiche gern meine Rechnungen«, sagte Jennie.
»Können wir jetzt von hier verschwinden?« fragte sie Tweed.
»Natürlich. Kommen Sie …«
Sobald sie in seinem Zimmer war, sank sie in einen Sessel und brach schluchzend zusammen.
»Ich habe eine Botschaft für Sie, die Sie Ihrem Boß überbringen können«, erklärte Newman Hank und Eddie. »Ihr kommt nie wieder hierher zurück. Wenn ich je eine eurer Visagen wiedersehe, kommt ihr nicht lebend aus dem Elsaß heraus. Und jetzt verschwindet…«
Newman hatte Mühe, seine Wut zu unterdrücken. Butler öffnete die Tür, und Hank ging hinaus, mit einer Hand auf seinem gequetschten Adamsapfel. Eddie hatte Mühe, das Zimmer zu verlassen. Zusammengekrümmt schleppte er sich auf den Flur. Butler machte die Tür hinter ihm zu und ging mit Nield an eine Durchsuchung des Zimmers. Der wertvollste Gegenstand, den sie darin fanden, war eine Uzi-Maschinenpistole mit reichlich Munition. Sie nahmen sie mit.
Paula hatte Tweed und Jennie in sein Zimmer begleitet. Es war sehr geräumig, fast schon eine kleine Suite mit einer Sitzecke nahe der Tür und einem Schlafgemach im Hintergrund. Nachdem sie mit Jennie gesprochen hatte, war Paula in die Brasserie hinuntergeeilt und hatte einen großen Becher Milchkaffee mit viel Zucker verlangt.
Eve und Gaunt waren verschwunden. Er ist eine völlige Niete, wenn es darum geht, sich um eine Frau zu kümmern, dachte Paula, während sie den Becher in Tweeds Zimmer brachte. Das würde sie ihm sagen, wenn sie ihm das nächste Mal begegnete.
»Halten Sie den Becher mit beiden Händen«, forderte sie Jennie auf.
Das war eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme. Jennies Hände zitterten heftig, aber mit Paulas Hilfe trank sie etwas von dem Kaffee. Sie schaute dankbar zu ihr auf.
»Danke. Mir ist fürchterlich kalt.«
»Das ist der Schock«, sagte Tweed ruhig. Er stand neben ihr. »Aber das gibt sich bald wieder. Trinken Sie alles, wenn Sie können.«
»Diese Schweine!« stieß Jennie hervor, nachdem sie den Becher geleert hatte.
Da wußte Tweed, daß sie sich schnell erholte. Er hatte den Eindruck, daß sie nicht nur über beträchtliche Körperkräfte verfügte, sondern auch über sehr viel seelische Spannkraft.
Paula hatte sich einen Stuhl herangezogen und saß dicht neben ihr.
»Mir ist schon viel besser«, verkündete Jennie plötzlich.
»Was ich Ihnen zu verdanken habe. Vermutlich hätte ich nicht tun sollen, was ich mit diesem Schwein Eddie getan habe.« »Ich hätte ihm die Augen ausgekratzt«, versicherte ihr Paula.
»Fühlen Sie sich imstande, ein paar Fragen zu beantworten?« erkundigte sich Tweed.
»Legen Sie los!«
»Was für Informationen wollten sie aus Ihnen herausholen?«
»Sie wollten etwas über ein Video und ein Tonband wissen. Schienen zu denken, ich wüßte, wo sie sind, nach meinem Besuch im Chateau Noir. Ich habe ihnen gesagt, ich hätte keine Ahnung, wovon sie redeten, und daß Entführung in Frankreich ein Kapitalverbrechen sei, wenn dem Opfer irgend etwas passiert. Das habe ich mir ausgedacht – aber da sie Amerikaner waren, glaube ich nicht, daß sie viel über Europa wußten. Als ich dabei blieb, daß ich nicht wußte, wovon sie redeten – was wahr ist –, wurden sie richtig gemein.
Ich hatte Glück, daß Sie gerade noch rechtzeitig kamen.«
»Wußten sie, daß Sie zusammen mit Gaunt im Chateau Noir waren?« fragte Tweed.
»Sie wußten es. Von mir haben sie es nicht erfahren.«
»Haben sie Amberg erwähnt?«
»Mit keinem Wort. Haben immer nur von ihrem verdammten Film und Tonband geredet.«
»Ich verstehe …«
Tweed verstand mehr, als sie ahnen konnte. Um über Gaunts Besuch bei Amberg informiert zu sein, mußte der Gegner das Chateau Noir ständig genau beobachten. Das war eine wertvolle, aber beunruhigende Information. Sie bedeutete, daß es dem amerikanischen Apparat nicht schwergefallen war, Ambergs Spur von
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