Todesspur
Zürich nach Basel und dann in die Vogesen zu folgen.
»Sonst noch Fragen?« erkundigte sich Jennie. »Irgend etwas, womit ich Ihnen helfen könnte?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Tweed. »Sie waren sehr hilfsbereit.«
»Sie waren hilfsbereit. Ich bin Ihnen dankbarer, als ich sagen kann. Und jetzt bin ich ein bißchen müde. Ich glaube, es würde helfen, wenn ich mich eine Weile hinlege.« »Nehmen Sie das linke Bett«, schlug Tweed vor. »Ich werde dafür sorgen, daß ständig jemand hier ist, der auf Sie aufpaßt. Könnten Sie den Anfang machen, Paula? Danke. Die Tür dort führt ins Bad.«
»Glauben Sie, daß sie beim nächsten Mal etwas anderes versuchen werden?« flüsterte Paula, als sie ihn auf den Flur hinausbegleitete.
»Ganz bestimmt«, flüsterte er zurück. »Und das nächste Mal ist es wahrscheinlich etwas ziemlich Teuflisches – schlimmer als das, was sie Jennie antun wollten. Das sind nicht einfach sadistische Gangster. Das sind erstklassige Profis.«
»Ihr habt die Sache also vermasselt«, bemerkte Mencken.
Es war eine absichtlich grausame Bemerkung in Anbetracht der Tatsache, daß Eddie auf einem Bett in Menckens Zimmer saß und immer noch den verletzten Teil seiner Anatomie umklammerte. Er funkelte Mencken an, dann wendete er den Blick schnell wieder ab. Menckens Augen waren so seelenlos wie die einer Schlange.
Hank, der an einer Wand lehnte, reckte seinen schlaksigen Körper. Ihm gefiel die Bemerkung nicht, er konnte Mencken nicht ausstehen. Aber wer konnte das schon?
»Wir hätten es aus ihr herausgeholt, wenn Tweeds Truppe nicht über uns hergefallen wäre«, protestierte er.
»Truppe?« höhnte Mencken. »Ich könnte Tweed mit zwei Fingern erdrosseln. Und mit wem hattet ihr es sonst noch zu tun? Mit Newman, einem Klatschreporter, mit dem nicht mehr viel los ist. Einem Weibsbild. Und einem weiteren Amateur.« Er nahm eine Zigarre, zündete sie langsam an, blies Rauch in Hanks Gesicht. »Ihr beide seid die reinsten Clowns. Meine alte Mom hätte es besser machen können.«
»Wußte gar nicht, daß Sie je eine hatten«, höhnte Hank.
Er bedauerte die Beleidigung in dem Moment, in dem die Worte aus seinem Mund heraus waren. Mencken war wie von einer Feder emporgeschnellt von seinem Stuhl aufgesprungen. Sein totenschädelähnlicher Kopf war nur ein paar Zentimeter von dem von Hank entfernt, und er brachte die brennende
Zigarre so
nahe an Hanks Gesicht heran, daß dieser die Hitze spüren konnte. Mencken stieß zwei lange, klauenähnliche Finger in seinen schmerzenden Adamsapfel.
»Was haben Sie eben gesagt?«
»Entschuldigung, Boß.« Hank keuchte nach Luft. »Natürlich haben wir die Sache vermasselt. Nächstes Mal machen wir es besser«, krächzte er.
»Wenn es ein nächstes Mal gibt.« Mencken trat einen Schritt zurück und paffte an seiner Zigarre. Der Rauch drang Hank in die Augen. Der schlaksige Amerikaner leckte sich die Lippen.
»Da ist noch etwas, was wir Ihnen noch nicht sagen konnten, Boß. Da ist noch ein dritter Mann in dieses Zimmer gekommen. Dachte, das sollten Sie wissen.«
»Na schön, dann weiß ich es jetzt.« Mencken starrte ihn weiter an. »Ihr habt von Anfang an Mist gebaut. Es hätte völlig ausgereicht, wenn sich einer von euch um das Weibsstück gekümmert hatte. Wenn der andere mit der Uzi Wache gehalten hätte, dann hättet ihr sie alle umlegen können – Tweed eingeschlossen. Dann hättet ihr das Weibsstück in euer Auto verfrachtet, wäret mit ihr in die Berge gefahren, hättet die Information aus ihr herausgeholt und mich dann angerufen. So hätte ich die Sache gehandhabt.«
»Der Lärm, den die Maschinenpistole gemacht hätte …«, setzte Hank an.
»… hätte das Hotel aufgeweckt«, unterbrach ihn Mencken. »Also wärt ihr sofort aus dem Hotel verschwunden. So habt ihr nur eine Menge Staub aufgewirbelt. Nur gut, daß ihr beide nicht mit uns im Restaurant gewesen seid. So könnt ihr nicht mit uns in Verbindung gebracht werden.«
Mencken war zu dem Schluß gekommen, daß Eddie und Hank entbehrlich waren. Sie waren jetzt Tweed und seinem Team bekannt. Er würde das Problem lösen, sobald sie sich in den Bergen befanden. Das Telefon läutete. Mencken ging bewußt langsam darauf zu und hob den Hörer ab. Es war Norton. Der Mann mit den langen grauen Haaren und der Brille mit halbmondförmigen Gläsern war gezwungen, das Telefon in seinem Hotelzimmer zu benutzen. Er hatte sich in dem Meinen Hotel L’Arbre Vert in Kaysersberg unter dem Namen Harvey
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