Todesspur
stürmte mit der Walther in beiden Händen geduckt ins Zimmer, darauf vorbereitet, sich zu Boden fallen zu lassen, und schwang die Waffe in einem weiten Bogen. Newman und Nield folgten ihm. Tweed zog den Schlüssel aus dem Schloß, trat gleichfalls in das Zimmer und schloß es von innen ab.
Jennie lag in einem Sessel. Ihre Knöchel waren mit einem Seil gefesselt, die Hände hinter ihrem Rücken zusammengebunden. Ihre Bluse war heruntergezogen, ihre Brüste lagen frei. In ihrem Mund steckte ein halb herausgerutschter Knebel. Ein großer, schlaksiger Amerikaner stand hinter ihr und drückte ihren Kopf mit einer Hand um ihre Kehle zurück.
Ein kleinerer, untersetzter Mann beugte sich über sie und hielt eine angezündete Zigarette dicht an ihre Wange.
Butler war blitzschnell auf den Beinen und ließ den Lauf seiner Walther auf die Nase des untersetzten Amerikaners niedersausen. Der Mann schrie auf, ließ die Zigarette fallen.
Tweed hob sie vom Teppich auf.
Im gleichen Moment erreichte Newman den schlaksigen Amerikaner, der schneller reagierte. Er ließ Jennie los, seine Hand fuhr in sein Jackett. Newmans linker Arm legte sich von hinten um seinen Hals und quetschte seinen Adamsapfel. Die harten Nägel seiner rechten Hand bohrten sich in den Handrücken des Amerikaners. Ein schmerzerfülltes Grunzen, und eine Luger fiel auf den Boden. Nield trat dem Amerikaner die Füße unter dem Leib weg, und er sackte, nach Luft keuchend, zusammen.
Tweed hatte die Luger aufgehoben, während der untersetzte Mann sich mit einer Hand die verletzte Nase hielt und mit der anderen in seinem Jackett herumtastete. Tweed rammte ihm den Lauf der Luger in den Bauch und schüttelte den Kopf. Die tastende Hand kam leer wieder zum Vorschein. Tweed benutzte die linke Hand, um unter seine Achselhöhle zu greifen, bekam den Kolben einer Waffe in einem Schulterholster zu fassen und zog sie heraus. Eine weitere Luger.
Alles war in Sekundenschnelle passiert. Der untersetzte Mann begann, mit unflätigen Worten zu fluchen. Paula versetzte ihm mit ihrem Browning einen Schlag auf den Mund, der ihn ein paar Zähne kostete. Er spuckte Blut.
»Passen Sie auf, was Sie sagen«, erklärte sie ihm. »Es sind Damen anwesend. Noch mehr davon, und Sie sind auch Ihre restlichen Zähne los.«
Der untersetzte Mann sah sie haßerfüllt an, während er ein Taschentuch hervorholte und zwei Zähne und Blut hineinspie. Er sah den Ausdruck in ihren Augen und schaute schnell weg.
Butler und Nield hatten den schlaksigen Amerikaner jetzt mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Butler untersuchte ihn auf weitere Waffen, fand aber keine. Während Newman dem untersetzten Mann die gleiche Behandlung zukommen ließ, kümmerten Tweed und Paula sich um Jennie. Ungefragt hielt Butler Paula sein Taschenmesser hin. Sie benutzte es, um die Fesseln an Jennies Knöcheln und Handgelenken durchzuschneiden, während Tweed den Knebel löste. Er konnte keine Brandwunden an ihr entdecken.
»Jetzt muß ich Ihnen eine ganz dumme Frage stellen«, sagte Tweed und lächelte. »Wie fühlen Sie sich?«
»Okay.« Jennie rieb sich erst das eine und dann das andere Handgelenk. »Der Dicke heißt Eddie, der Große Hank.«
Sie stand auf, und Paula hielt sich dicht neben ihr, um sie notfalls stützen zu können, aber sie schien fest auf den Beinen zu stehen. »Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte sie. »Bringen Sie Eddie auf die Beine, und zwei von Ihnen sollen seine Arme festhalten.«
Verwundert ging Butler hinüber, um Newman zu helfen, nachdem Tweed ihnen zugenickt hatte. Sie zerrten Eddie hoch und umklammerten seine Arme. Paula hatte Jennies Bluse wieder hochgezogen. Sie ging langsam vorwärts, bis sie dicht vor dem untersetzten Mann stand.
»Eddie ist ein Sadist. Eddie macht seine Arbeit Spaß.«
Sie nahm die brennende Zigarette, die Tweed auf den Rand eines Aschenbechers gelegt hatte. Sie schnippte die Asche ab und fixierte den Mann.
»Eddie liebt es, andere Leute zu quälen. Er
genießt
es.«
»Hören Sie, Lady …«, begann Eddie.
Jennie stieß die brennende Zigarette auf sein Gesicht zu, und er zuckte zurück. Tweed runzelte die Stirn, trat neben sie und flüsterte.
»Verbrennen Sie ihn nicht. Damit würden Sie sich auf sein Niveau begeben. Und ich lasse es nicht zu.«
Sie schüttelte den Kopf, um anzudeuten, daß das nicht ihre Absicht war. Ihre Augen funkelten den untersetzten Mann an, der jetzt heftig schwitzte. Schweißtropfen rannen ihm über die niedrige Stirn.
»Mach die
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