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Todesspur

Todesspur

Titel: Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Dem Erpresser stand eine böse Überraschung bevor. Und das Timing stimmte – um diese Zeit würden Tweed und sein Team eliminiert sein, falls sie in die Berge hinauffuhren – sie mußten bei Tageslicht fahren. Und das Geld war auch sicher aufgehoben. Vielleicht würde morgen abend um diese Zeit alles erledigt sein. Er paffte genüßlich an seiner Zigarre.
    Zwanzig Millionen Dollar ist eine Menge Geld, wenn man sie ständig mit sich herumtragen muß. An Louis Sheens Handgelenk war immer noch die Kette befestigt, an der der braune Koffer mit dem Vermögen in amerikanischen Banknoten hing. Aus seinem Zimmer im Basler Hilton war er in einem Wagen über die Grenze ins Hotel Bristol in Colmar befördert worden.
    Sein Zimmer im ersten Stock war vermutlich der am stärksten bewachte Raum in ganz Elsaß-Lothringen. Ständig hielten sich drei bewaffnete Männer bei ihm im Zimmer auf.
    Sheen hatte es allmählich satt, immer nur das zu essen, was der Zimmerservice brachte. Durch seine randlose Brille hindurch funkelte er Mencken an, der gerade hereingelassen worden war.
    »Hören Sie, Marvin, ich kann diesen Abschaum einfach nicht mehr ertragen. Wenn ich noch eine Nacht hier verbringen muß, müssen die Kerle verschwinden. Glauben Sie etwa, mir macht es Spaß, ständig mit diesem Koffer ins Bett gehen zu müssen?«
    Mencken strich sich mit einem Finger über das lange, spitze Kinn. Durch halb geschlossene Augen hindurch musterte er Sheen mit einem Ausdruck, in dem weder Freundlichkeit noch .Mitgefühl lag. Mit heiserer Stimme machte er seinen beiläufigen Vorschlag.
    »Sie haben doch irgendwo den Schlüssel, mit dem Sie diese Handschelle aufschließen können. Den müssen Sie haben, um die Milliarde Dollar übergeben zu können, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Weshalb schließen Sie das Ding nicht einfach auf? Niemand außer Ihnen kann den Koffer öffnen.
    Sie sind der einzige, der den Code für das Zahlenschloß kennt. Jeder andere, der es versucht, würde die Thermitbombe darin zünden – und das Geld und vermutlich auch er selbst würden in Flammen aufgehen.«
    »Ich habe meine Anweisungen«, fuhr Sheen ihn an. »Und die kommen von jemandem, der so hoch steht, daß Sie ihm vermutlich nie begegnen werden.«
    Sheen, der einen grauen Anzug von Brooks Brothers trug, war gelernter Buchhalter und fühlte sich diesen Leuten geistig und gesellschaftlich turmhoch überlegen. Es war einfach Pech, daß er seine Zeit in so schlechter Gesellschaft verbringen mußte. Diese Einstellung war Mencken nicht entgangen. Er brachte sein Gesicht dicht an das von Sheen heran, der, mit Kissen aufgestützt, auf dem Bett saß, den Koffer neben sich.
    »Ein paar gute Freunde nennen mich Marvin«, teilte er Sheen mit. »Aber zu denen gehören Sie nicht. Also werden Sie mich in Zukunft mit Mr. Mencken anreden. Ich bin der Boß, verstanden?«
    »Das ist mir egal«, erwiderte Sheen mit gelangweilter Stimme. »Und der Boß ist Norton. Er ist der einzige, der mich anweisen kann, das herzugeben, was sich in diesem Koffer befindet.«
    »Jetzt hören Sie mir einmal zu.« Menckens Miene war bösartig geworden. »Diese Männer sind hier, um Ihre erbärmliche Haut zu beschützen. Sie haben gehört, wie Sie sie Abschaum genannt haben. Was glauben Sie, mit welcher Begeisterung sie Sie beschützen würden, wenn die Tür aufflöge und die Marines hereingestürmt kämen?«
    »Sie haben Befehl, mich zu beschützen. Vermutlich können Sie sich vorstellen, wer diesen Befehl erteilt hat. Und was in diesem Koffer steckt, das wissen Sie. So, und nun verschwinden Sie und postieren Sie diese Männer draußen vor der Tür.«
    Sheen musterte Mencken verächtlich durch die Gläser seiner randlosen Brille. Mencken schob die Finger seiner beiden Hände unter seinen Gürtel. Sheen hatte sich eine Blöße gegeben, die er ausnutzen konnte.
    »Sie wissen ganz genau, daß dies ein Hotel ist, daß niemand von Ihrer Existenz hier wissen darf. Also wie zum Teufel würde es aussehen, wenn ich diesen Abschaum – wie Sie sich ausgedrückt haben – auf dem Flur vor Ihrer Tür postieren würde? Sie passen auf das Geld auf, und ich kümmere mich um alles andere. Schlafen Sie gut.«
    Mencken verließ das Zimmer, das von innen sofort wieder abgeschlossen wurde. Der Geheimbefehl von Norton bereitete ihm große Befriedigung. Wenn der Koffer schließlich geöffnet und die Thermitbombe entschärft worden war, sollte Mencken persönlich Louis Sheen bei der ersten passenden Gelegenheit eine Kugel

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