Todesspur
gefaßt. Der Kamm kam auf ihn zu, die Nase des Flugzeugs hob sich kurz aus eigenem Antrieb. Dann schrammte es über den felsigen Untergrund und kam zum Stehen.
Marler sah den Landrover, keine zehn Meter entfernt, der immer noch mit dem Fahrer am Steuer am Rande des Tannenwäldchens stand. Als das Fahrzeug sich in Bewegung setzte, griff er schnell nach dem Armalite und feuerte auf gut Glück.
Mencken, der das Debakel im Chateau beobachtet hatte, fuhr zusammen, als seine Windschutzscheibe zersplitterte und das ganze Glas aus dem Rahmen gerissen wurde, aber die Kugel hatte ihn verfehlt. Er fuhr mit Höchstgeschwindigkeit davon.
Sein Ziel war der Hinterhalt an der D 417.
Ungefähr einen Kilometer entfernt saß Norton auf einer Straßenkreuzung in seinem Renault. Er ließ sein Fernglas sinken. Diesmal war ihm nicht sonderlich wohl beim Gedanken an das nächste Stadium des Kampfes. Was sollte er Präsident March sagen? In diesem Moment hatte er keine Ahnung – und er hatte eine Menge gut ausgebildeter Männer verloren.
44. Kapitel
»Sehen Sie sich an, wovor wir Sie bewahrt haben …«
Tweed donnerte die Worte beinahe heraus, als er, immer noch Ambergs Arm haltend, im Hof stand. Sie waren durch die Haustür in den Innenhof hinausgegangen und betrachteten das Schlachtfeld.
Der weiße Schnee war mit Blut gesprenkelt, die Leichen von Menckens Sturmtrupp lagen in grotesken Stellungen herum. Paula stand neben Tweed, nach wie vor mit dem schußbereiten Browning in der Hand. Gaunt war als letzter herausgekommen.
Während sie in der eisigen Kälte standen, untersuchte Butler sämtliche Körper, um festzustellen, ob einer noch am Leben war. Nach der Inspektion des letzten richtete er sich auf und schüttelte den Kopf. Ein Kombi voller Bewaffneter war dem Citroen in den Hof gefolgt. Sie waren beim Aussteigen in den Schußbereich von Newmans Uzi geraten.
Butler, Cardon und Nield sammelten jetzt mit Newmans Hilfe die Toten ein und legten sie in den Kombi. Amberg zitterte vor Angst. Tweed umklammerte seinen Arm noch fester.
»All das ist nur wegen dieses verfluchten Films und des Tonbandes passiert. Ich weiß nicht, wie viele Menschen deshalb schon sterben mußten. Meine Geduld ist erschöpft, Amberg. Sie rücken jetzt den echten Film und das echte Tonband heraus, sonst wende ich mich an Arthur Beck, den Chef der Schweizer Bundespolizei. Dann werden Sie wegen Beihilfe zum Massenmord angeklagt. Also entscheiden Sie sich endlich. Ich sage es noch einmal«, fuhr er in demselben grimmigen Ton fort, »meine Geduld ist erschöpft.«
»Als Bankier bin ich verpflichtet, Joel Dyson gegenüber Wort zu halten, der die Sachen bei uns …«
»Vergessen Sie Dyson. Ihr eigenes Leben ist in größer Gefahr. Können Sie das nicht endlich begreifen? Sehen Sie sich dieses Schlachtfeld an – diese Männer waren gekommen, um Sie zu töten. Zum letzten Mal – wo haben Sie den Film und das Band gelassen?«
»In der Filiale unserer Bank in Lausanne.« Amberg schluckte, benutzte seine freie Hand, um sich die Schweißperlen von der hohen Stirn zu wischen.
»Also sind sie nach wie vor in der Schweiz«, bemerkte Tweed, jetzt etwas gelassener.
»Ja. Nach dieser furchtbaren Sache hier sollten wir sofort in mein Land zurückkehren. Nach Lausanne, meine ich«, setzte er schnell hinzu.
»Sie fahren mit uns.« Tweed unternahm keinen Versuch, den Schweizer zu beruhigen. »Und ich muß Sie darauf hinweisen, daß wir auf dem Rückweg nach Colmar mit weiteren Attacken rechnen müssen. Ob wir lebendig dort ankommen, ist völlig ungewiß.«
Er wendete sich an Paula. »Wo sind Jennie und Eve? In Sicherheit, hoffe ich?«
»Sie sind in größerer Sicherheit, als diese Burg es war«, erwiderte Paula. »Als Sie aus dem Haus gingen, bin ich schnell zur Schwimmhalle gelaufen. Sie saßen dort am Tisch und tranken heißen Kaffee aus einer Maschine.«
»Um ihre Nerven zu beruhigen?«
»Im Falle von Jennie, ja. Eve ist aus härterem Holz geschnitzt. Sie hatte ein automatisches Gewehr auf dem Schoß und sagte, wenn irgendwelche Gangster bis hierher vordringen sollten, würde sie ein paar von ihnen mitnehmen. Zäh wie Hosenleder«, endete Paula in anerkennendem Tonfall.
»Sie ist eine Frau, die genau weiß, was sie will«, pflichtete Amberg ihr mißmutig bei. »Ich nehme an; sie wird darauf bestehen, mit uns nach Lausanne zu fahren. Ein kleines Geschäft, das nur in Lausanne abgewickelt werden kann.«
»Weshalb?« fragte Tweed. »Haben Sie Ihr gesamtes Vermögen
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