Todesspur
sehen, wie Sie zurechtkommen.
Viel Glück, Ives …«
Die Fahrt des Konvois war bis jetzt ohne Zwischenfälle verlaufen, wenn man davon absah, daß ein eisiger Wind in Verbindung mit einem starken Temperaturabfall die gewundene Straße in eine endlose Eisbahn verwandelt hatte. Obwohl die Heizung in dem Espace voll aufgedreht war, spürte Paula, wie die Kälte ihre Kleidung und ihre Handschuhe durchdrang.
Mehrmals hatte Tweed, der am Steuer des Espace saß, gespürt, wie der Wagen ins Schleudern geriet. In einem Fall hatte er zu seiner Linken eine Steilwand und zu seiner Rechten einen tiefen Abgrund gehabt. Er war mit der Schleuderbewegung gefahren, wobei das rechte Vorderrad nur ein paar Zentimeter von der Felskante entfernt gewesen war.
»Oh, mein Gott!« stieß Amberg hervor und zuckte zusammen.
»Newman hat gesagt, Sie sollen den Mund halten«, fuhr Paula ihn an.
Sie warf einen Blick auf Eve und sah, daß sich ihre Hände um das Gewehr krampften. Auch Paula hatte die Hände in ihren Handschuhen zusammengekrampft. Eve wendete sich an Amberg.
»Walter«, sagte sie mit kalter Stimme. »Allmählich habe ich das Gefühl, daß sie es auf dich abgesehen haben. Schließlich haben diese Leute, wer immer sie sein mögen, das Chateau Noir angegriffen. Also ist es durchaus möglich, daß du es bist, der unser aller Leben in Gefahr bringt. Und deshalb halte gefälligst den Mund. Ich hoffe, du hast mich verstanden.«
Cardon drehte sich langsam zur Seite und versetzte dem Bankier einen leichten Rippenstoß, bevor er sprach. »Kein weiteres Wort, alter Freund. Der Fahrer muß sich konzentrieren, damit wir nicht wieder ins Schleudern geraten.«
Tweed hörte all das in einem Winkel seines Bewußtseins, während er auf die nächste Kurve starrte und zu entdecken versuchte, ob unter dem tückischen Schnee der steilen Abwärtsspirale weiteres Eis verborgen war.
Vor ihnen war Newman am Steuer des Kombis mit Marler an seiner Seite zweimal ins Schleudern geraten und danach sehr langsam gefahren. Jetzt verringerte er die Geschwindigkeit noch weiter. Ein paar Minuten später wurde die Straße eben und verbreiterte sich zu einem kleinen Plateau. Er signalisierte, daß er anhalten würde.
Tweed brachte seinen Wagen hinter ihm zum Stehen, nachdem er Gaunt ein Zeichen gegeben hatte, der ihnen in seinem BMW mit der in ihren Lammfellmantel eingehüllten Jennie auf dem Beifahrersitz folgte. Newman war ausgestiegen, und Tweed, dessen Arme vor Anspannung schmerzten, war froh, seinem Beispiel folgen zu können. Auch Paula und Cardon stiegen aus, dann auch Marler mit dem Armalite in der Hand. Newman deutete auf ein großes Schild vor einem großen, eingeschossigen Holzgebäude, das einen verlassenen Eindruck machte. Paula las, was auf dem Schild stand.
LA SCHLUCHT 1139.
»Das ist kaum zu glauben«, sagte sie. »Jetzt sind wir schon so weit bergab gefahren und immer noch 1139 Meter hoch.«
Tweed schlug die Hände zusammen, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. »Ja, und ich nehme an, im Sommer werden in diesem Haus Erfrischungen verkauft. So etwas wird auf Landkarten als Aussichtspunkt bezeichnet.«
»Die Aussicht ist wirklich grandios«, pflichtete Paula ihm bei. Im Norden und Süden erstreckte sich die eiszeitliche Welt der Gipfel und Schluchten der Vogesen. Die weißen Kuppen erinnerten Paula an Haifischzähne. Sie hatten die Schattenzone hinter sich gelassen, und jetzt glitzerte überall der von der Sonne beschienene Schnee, als bestünde er aus Milliarden von Diamanten.
Es war sehr kalt, und wie Eve und Jennie, die aus dem BMW gekommen war, stampfte auch Paula mit den Füßen, die sich anfühlten wie Eisblöcke. Als sich Tweed mit Newman, Marler und Cardon beriet, gesellte sich auch Gaunt zu ihnen.
»Das gefällt mir nicht«, warnte Tweed. »Bisher keinerlei Spuren von der Gegenseile, kein Versuch, uns aufzuhalten.
Ich bin sicher, daß uns etwas sehr Unerfreuliches bevorsteht.«
»Das glaube ich kaum«, sagte Gaunt. »Ich wette, sie haben da oben ihr Pulver verschossen, wer immer sie sein mögen.
Lassen Sie uns weiterfahren, damit wir vor Einbruch der Dunkelheit nach Colmar und in die Brasserie kommen. Mir ist nach einem Drink.«
Paula musterte ihn mit ausdrucksloser Miene. Jennie hob die Brauen. Tweed ignorierte ihn, griff nach seinem WalkieTalkie und rief Butler.
Die beiden Motorradfahrer, Butler und Nield, hatten zwar angehalten, waren aber nicht herbeigekommen, um an der Konferenz teilzunehmen.
»Harry«,
Weitere Kostenlose Bücher