Todesspur
Howard.«
»Das war’s dann. Ambulanzen sind eingetroffen, um die Toten wegzuschaffen. Die Wagen der toten Gäste wurden zur Untersuchung weggefahren. Haben Sie eine Ahnung, wie ich mich mit diesem Gaunt in Verbindung setzen kann?«
»Nicht die geringste«, erwiderte Tweed, als sie zusammen in die Diele gingen.
Zwei weißgekleidete Männer trugen einen zugedeckten Toten auf einer Bahre zur Haustür. Der hintere Mann rief über die Schulter hinweg. »Das ist der letzte von dem Schlachtfeld da drinnen.«
»Unsere Techniker scheinen auch fertig zu sein«, bemerkte Buchanan. »Sie sind schon fort, also werde ich jetzt auch verschwinden. Wahrscheinlich werde ich nach meiner Rückkehr die halbe Nacht durcharbeiten müssen. Was ist mit Ihnen?«
»Wir werden versuchen, diese nette Köchin dazu zu überreden, daß sie uns Tee macht. Damit wir nicht mit leerem Magen von hier wegfahren müssen.«
»Wie Sie wollen.«
In diesem Moment kam Paula aus der Großen Halle.
Buchanan musterte beide, unternahm keinen Versuch, sich mit Handschlag von ihnen zu verabschieden, sondern schüttelte nur den Kopf und verschwand.
»Ich glaube, im Moment mag er uns nicht«, bemerkte Paula.
Sie gingen zur Tür und beobachteten, wie Buchanan und der letzte Streifenwagen davonfuhren. Tweed legte ihr einen Arm um die Schultern und berichtete ihr kurz, was Buchanan ihm gerade mitgeteilt hatte. Paula war fassungslos. »Im Radio, im Fernsehen und in der Zeitung! Das macht mir Angst. Ist dieses Haus eine Todesfalle?«
»Wir werden bald von hier verschwinden.«
Sie waren auf die Terrasse hinausgetreten, und sobald das Motorengeräusch in der Ferne verklungen war, senkte sich die Stille des Moors auf sie herab. Es war später Nachmittag, und bald würde es dunkel werden – in spätestens einer Stunde. Paula atmete in großen Zügen die frische Luft ein, um mit dem fertig zu werden, was Tweed ihr gerade mitgeteilt hatte. Nach ein paar Minuten wollten sie gerade wieder hineingehen, als Paula plötzlich Tweeds Arm ergriff.
»Hören Sie … Pferdehufe.«
Sie warteten, und das Geräusch kam näher. Zwei Reiter erschienen und näherten sich auf der Zufahrt dem Haus – ein Mann und eine Frau. Tweed kehrte auf die Terrasse zurück. Die Ankömmlinge hielten am Fuße der Treppe an. Der Mann, hochgewachsen und mit einem scharfgeschnittenen Gesicht unter einem Jagdhut, bellte seine Frage heraus.
»Wer zum Teufel sind Sie?«
»Dasselbe könnte ich Sie fragen.«
»Ich bin Gregory Gaunt. Und zufällig der Besitzer dieses Hauses.«
5. Kapitel
»Willkommen in Tresilian Manor«, sagte Gaunt, nachdem er die junge Frau zum Stall an der linken Seite des Hauses begleitet hatte, wo sie die Pferde untergestellt hatten. »Ich dachte, Amberg und seine Gäste wären inzwischen wieder abgereist. Es sollte nur ein Blitzbesuch sein.«
»Bitte, bleiben Sie einen Moment hier stehen«, sagte Tweed, als sie die Terrasse erreicht hatten. »Mein Name ist Tweed. Da ist etwas, das Sie wissen sollten, bevor Sie hineingehen. Machen Sie sich auf einen schlimmen Schock gefaßt.«
»Einen Schock? Was für einen Schock?« fragte Gaunt.
»Ein Einbruch? Ist es das? Heraus mit der Sprache, Mann.«
Gaunt war einsachtzig groß, schwer gebaut, nach Tweeds Schätzung ungefähr vierzig Jahre alt. Er hatte dichtes, sandfarbenes Haar und ein wettergegerbtes Gesicht – offensichtlich ein Mann, der sich viel im Freien aufhielt. Seine Augen unter dichten Brauen waren flink und intelligent. Er war ein dominierender Mann, aber nicht anmaßend. Tweed spürte, daß er es mit einer starken Persönlichkeit zu tun hatte, und konnte verstehen, weshalb die Einheimischen ihn »Squire«
nannten.
»Ich vergesse jemanden«, fuhr Gaunt fort. »Das ist meine Freundin Jennie Blade. Sag hallo, Jennie.«
»Dazu brauche ich keine Aufforderung, Greg«, erklärte Jennie. »Hallo, alle miteinander. Wer ist dieser gutaussehende Mann, der gerade herausgekommen ist?«
Es war Philip Cardon, der sich zu Butler und Nield gesellte, die Stimmen gehört hatten. Cardon lächelte sie an, während Tweed die Vorstellung übernahm. Paula und Jennie musterten sich wie zwei Katzen, die versuchen, sich gegenseitig abzuschätzen. Dann richtete Jennie den Blick wieder auf Cardon.
»Es geht aufwärts mit dem Leben, Greg – es fängt wieder an, interessant zu werden.« Jennie, Ende Zwanzig und ungefähr einssiebzig groß, sah sehr gut aus. Die Reitkleidung betonte ihre gute Figur. Lange, schlanke Beine, die in Jodhpurs
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