Todesspur
einen Tisch an der Wand in einiger Entfernung von ihnen und bestellte sich einen Drink.
»Ich könnte Norton eins auswischen«, sagte Mencken zu sich selbst. »Durchaus möglich, daß die beiden auf den Rest ihrer Truppe warten …«
Es kümmerte ihn nicht im geringsten, daß sich seine Ankunft in Lausanne verzögerte. Seine Leute waren bereits dorthin unterwegs. Mit seiner üblichen Tatkraft hatte Mencken veranlaßt, daß Louis Sheen, der Kurier mit dem Geldkoffer, unter Bewachung nach Lausanne gebracht wurde. Allem Anschein nach sollte dort der Austausch vorgenommen werden. Er runzelte die Stirn, als Butler ein paar Minuten später aufstand und das Restaurant verließ.
Pete Nield war an seinem Tisch sitzen geblieben.
Mencken warf einen Blick auf den schlanken Mann mit dem kleinen Schnurrbart, der allem Anschein nach eine Blondine an einem anderen Tisch musterte. Mencken kam zu dem Schluß, daß seine Gegner einen Fehler gemacht hatten. Er würde warten, bis er den Mann mit dem Schnurrbart an einem weniger öffentlichen Ort zu fassen bekam. Mencken zweifelte nicht daran, daß er ihn dann dazu bringen konnte, alles auszuspucken, was er wußte.
»Als Sie sahen, wie der Amerikaner Befehle erteilte«, sagte Tweed zu Butler, während sie langsam auf das Restaurant zugingen, »hatten Sie da den Eindruck, daß er über viel Autorität verfügt?«
»Einer von Nortons Spitzenleuten, nehme ich an. Ich habe gesehen, wo er seinen Renault geparkt hat«, setzte Butler hinzu.
»Erstens, Sie zeigen ihn mir vom Eingang aus. Zweitens, Sie begleiten Ives, Paula, Eve, Amberg und Cardon zu dem Espace. Und drittens, Sie kümmern sich um den Renault unseres amerikanischen Freundes.«
»Und was wollen Sie tun?« fragte Butler bestürzt.
»Es wird Zeit, daß Bob und ich mit der Gegenseite ein paar Worte von Angesicht zu Angesicht reden …«
Tweed hatte beschlossen, daß Schluß sein mußte mit dem Davonrennen. Er hatte in Colmar gesagt, daß sie in die Offensive gehen würden. Dies schien ein geeigneter Moment, um damit anzufangen. Butler zeigte Tweed Mencken von der Tür aus. Tweed erkannte ihn sofort wieder – der gleiche Mann war in der Bar des Baur-en-Ville in Zürich aufgetaucht und hatte Paula und ihn angestarrt, bevor er sich wieder in das Hotel zurückgezogen hatte. Im Moment beobachtete der Amerikaner Nield.
Mit den Händen in den Taschen seines Trenchcoats steuerte Tweed von Newman gefolgt auf Menckens Tisch zu. Er nahm eine Hand aus der Tasche, zog an dem Vierertisch einen Stuhl vor und ließ sich dem Mann mit dem skelettartigen Gesicht gegenüber nieder, der sich versteifte. Newman setzte sich neben Mencken und benutzte seine linke Hand, um den Amerikaner daran zu hindern, seinen Stuhl vom Tisch zurückzuschieben. Seine rechte Hand steckte in seiner Jacke und umklammerte seinen Smith & Wesson.
»Immer mit der Ruhe, wie man in New York zu sagen pflegt«, riet ihm Newman.
»Was habe ich mit New York zu tun?« fragte Mencken.
Er steckte die Hand in seinen eigenen Trenchcoat. Newmans rechte Hand schloß sich über seinem Handgelenk.
»Vorsichtig mit dem, was Sie da herausholen«, riet er abermals.
»Sie scheinen mit Ihren Nerven ziemlich am Ende zu sein«, höhnte Mencken.
Er zog seine Hand langsam zurück. Sie enthielt eine Schachtel Marlboro und ein Feuerzeug. Er zündete sich eine Zigarette an und blies Tweed den Rauch ins Gesicht. Tweed wedelte ihn weg, bevor er sprach.
»Vielleicht hätte mein Freund Washington sagen sollen«, bemerkte er.
»Mir können Sie nicht an den Wagen fahren«, fuhr Mencken auf. Die Erwähnung von Washington hatte ihn etwas nervös gemacht.
»Ich hoffe, es stört Sie nicht, daß wir uns zu Ihnen gesetzt haben«, fuhr Tweed fort, »aber Sie leisten uns schon seit geraumer Zeit Gesellschaft. Vielleicht sagen Sie mir, warum Sie das tun?«
»Das geht Sie einen Scheißdreck an.«
»Nette Manieren«, warf Newman ein. »Sie sollten sich öfters den Mund auswaschen. Mein Freund bezog sich darauf, daß Sie uns von Zürich an immer wieder über den Weg gelaufen sind. Und er hat Sie gefragt, warum das so ist.«
»Ich brauche mich nicht mit Ihnen zu unterhalten, wer immer Sie sein mögen …«
»Ich an Ihrer Stelle würde nicht ans Fortgehen denken.«
Der Vorschlag kam von Nield, der jetzt am Nebentisch saß und seinen Stuhl so herumgedreht harte, daß er den Amerikaner ansehen konnte. »Haben Sie je das Gefühl gehabt, daß sich die Wände um sie herum schließen?« fragte er.
»Das ist
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