Todesspur
er in einer Maschine nach Washington sitzen, bevor Menckens Leiche überhaupt entdeckt worden war. Probleme mußte man aus der Welt schaffen.
53. Kapitel
Senator Wellesley hatte den Videorecorder selbst bedient.
Als er gesehen hatte, wer dem grauenhaften Niederbrennen der Blockhütte zuschaute, war er froh, daß er diese Vorsichtsmaßnahme ergriffen hatte. Seine Gäste in dem Arbeitszimmer in Chevy Chase – der Bankier und der erfahrene Politiker – hatten sich den Film in fassungslosem Schweigen angesehen und den Entsetzensschreien der Frau gelauscht.
Wellesley schaltete das Licht ein und verstaute den Film und das Tonband wieder in den Kassetten. Als erster reagierte der Bankier mit heiserer Stimme.
»Großer Gott! Ich brauche einen Drink. Einen Bourbon…«
Wellesley, der nur selten etwas trank, schenkte außer seinen Gästen auch sich selbst einen großen Bourbon ein. Dann ließ er sich wieder am Tisch nieder. Der Politiker räusperte sich, dann sprach er mit beherrschter Stimme.
»So, jetzt wissen wir das Schlimmste. Und wenn ich mir einen Alptraum ausdenken müßte, wäre es mir unmöglich, auf etwas zu kommen, das das hier übertrifft.«
»Und er vergrößert nach wie vor das Defizit«, meinte der Bankier, nur um überhaupt etwas zu sagen.
»Und er ergreift auch weiterhin keinerlei Maßnahmen gegen die Bedrohung aus dem Osten«, bemerkte der Politiker.
»Kinderkram«, erklärte Wellesley barsch. »Verglichen mit dem, was wir gesehen haben. Ich hatte mir den Film schon einmal angesehen, bevor Sie kamen. Dies ist eine nationale Krise. Wir können nicht zulassen, daß March noch länger im Weißen Haus sitzt. Ich habe die schwierigste Entscheidung meines ganzen Lebens getroffen.«
»Und welche ist das?« fragte der Politiker.
»Ein ehemaliger FBI-Mann namens Norton ist in Washington eingetroffen. Ich bin ihm vor vielen Jahren einmal begegnet. March hat verlauten lassen, daß er in den Süden fliegen will. Ich habe Norton bestimmte Anweisungen erteilt. Ein Serienmörder im Weißen Haus – das verlangt nach drastischen Maßnahmen.«
»Wie sind Sie an diesen grauenhaften Film gekommen?«
fragte der Bankier.
»Er wurde mir von dem überaus vorsichtigen Special Agent Barton Ives zugeschickt. Durch einen Boten – zusammen mit einem detaillierten Bericht über die sechs Morde in verschiedenen Staaten des Südens, die nie aufgeklärt wurden. Vernichtende Beweise gegen Bradford March.«
»Weshalb überaus vorsichtig?« fragte der Politiker mit einer Miene, die darauf hindeutete, daß er die Antwort bereits wußte.
»Weil er sich irgendwo in Washington versteckt. Ich bezweifle, daß wir ihn je aufspüren werden. Und in seinem Brief steht, daß Tweed, ein hochrangiger Sicherheitsbeamter aus London, mich aufsuchen wird. Ich erinnere mich an Tweed – die Art Mann, die man nicht vergißt. Er war es, der den Film und das Band beschafft hat.«
»Und was zum Teufel tun wir jetzt?« fragte der Bankier.
»Sie werden gar nichts tun. Irgendwer muß die Verantwortung für die Auslösung einer drastischen Maßnahme übernehmen. Und das werde ich sein. Ich benutze Norton.
Ich habe mich heute morgen heimlich mit ihm getroffen. Er hat seine Anweisungen. Der Präsident fliegt heute von der Andrews Air Force Base in den Süden.«
»Was bedeutet das?« fragte der Bankier, offensichtlich sehr nervös.
»Sind Sie sicher, daß Sie das wissen wollen?« erwiderte Wellesley.
»Der Senator ist durchaus in der Lage, dieses Problem zu lösen«, sagte der Politiker nachdrücklich.
»Ich glaube nicht, daß ich Einzelheiten wissen will«, sagte der Bankier und leerte sein Glas. »Wird Zeit, daß ich an meinen Schreibtisch zurückkehre …«
»Was ist mit diesem Norton?« fragte der Politiker, sobald er mit Wellesley allein war. »Er könnte mehr wissen, als Ihrer Gesundheit zuträglich ist.« »Daran habe ich auch schon gedacht. Wegen Norton brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Er ist ein Spitzenprofi, gekauft und für den Job bezahlt. Aber ich bilde mir nicht ein, auch einen fest verschlossenen Mund gekauft zu haben. Entsprechende Maßnahmen sind bereits eingeleitet.
Warten Sie den Nachmittag ab …«
Im Oval Office überprüfte Präsident Bradford March seine Rasur im Spiegel – man mußte gut aussehen, wenn man Reden vor dem Volk halten wollte. Sara kam herein, ohne anzuklopfen. March drehte sich zu ihr um und grinste.
»Sagen Sie mir, daß ich okay bin für die Reise.«
»Sie sind okay, aber ich meine, Sie
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