Todesspur
gerade rechtzeitig ins Foyer, um Tweeds Unterhaltung mit der Dame an der Rezeption zu hören.
»Wir reisen heute ab. Würden Sie bitte für mich und Miss Grey die Rechnung fertig machen? Es hat keine Eile. Wir bleiben noch zum Mittagessen …«
Was Norton genügend Zeit ließ, ein Problem aus der Welt zu schaffen. Mencken. Norton achtete immer sehr darauf, sämtliche Probleme aus der Welt zu schaffen. Er konnte nicht riskieren, daß Mencken vor ihm in Washington ankam – vielleicht würde er March sogar einflüstern, an allen Mißerfolgen wäre nur Norton schuld.
Er kehrte zu seinem Wagen zurück, setzte seinen Schweizerhut auf und zog ihn tief in die Stirn. Auf dem Beifahrersitz lag, neben einem Mobiltelefon, ein Spazierstock, den er gleichfalls gekauft hatte. Er griff nach dem Telefon und wählte Menckens Nummer. Er hoffte, daß er in Reichweite war.
»Ja? Wer ist da?« fragte Menckens Stimme nach einer längeren Wartezeit.
»Norton. Wo sind Sie? Wir müssen uns treffen. Dringend.
Um weitere Pläne zu machen.«
»Auf halbem Wege zwischen Lausanne und Vevey. Aus der Schußlinie heraus.«
»Sehr vernünftig. Jetzt ist hier alles ruhig. Aber Sie haben recht, wenn Sie sich von der Stadt fernhalten. Wenn Sie am See entlang in Richtung Vevey fahren, gibt es da eine Stelle, an der die Straße vom See wegführt. Es gibt da ein Wäldchen, hinter dem ein Feldweg am Ufer entlang verläuft. Kennen Sie die Stelle? Gut. Wir treffen uns dort in einer Dreiviertelstunde. Achten Sie darauf, daß Ihr Wagen vom Feldweg aus nicht zu sehen ist. Und ich sagte es bereits – es ist dringend.«
»Verstanden« erwiderte Mencken kurz.
In seinem Zimmer im Chateau d’Ouchy erteilte auch Tweed seinem Team ausführliche Anweisungen. Barton Ives hörte zu. Das wird ein geschäftiger Tag, dachte er. »Wir alle – mit Ausnahme von Philip Cardon, der Joel Dyson in seinem ’Zimmer bewacht – fahren zum Flughafen Genf. Von dort aus fliegen wir nach London. Über Nacht bleiben wir in einem der Hotels in der Nähe von Heathrow, damit wir morgen mit der Concorde nach Washington weiterfliegen können.« Tweed sah Ives an. »Ich kenne Senator Wellesley, ich bin ihm begegnet, als ich an einer Sicherheitskonferenz in Washington teilnahm. Aber sind Sie ganz sicher, daß Sie ihm vertrauen können?«
»Wellesley«, versicherte ihm Ives, »ist durch und durch Patriot. Von der Sorte gibt es nicht mehr viele. Das bedeutet nicht, daß er ein Heiliger ist – sonst hätte er nicht die Machtposition erreichen können, die er jetzt innehat.«
»Sie meinen, er kann skrupellos sein?« fragte Paula.
»Durchaus möglich, daß ich genau das meine. Aber diese Situation verlangt vielleicht skrupellose Maßnahmen. Ich habe ihn angerufen«, teilte er Tweed mit. »Er erwartet mich und das Beweismaterial, aber ich habe ihm nicht gesagt, daß Sie auch mitkommen.«
»Gott sei Dank«, sagte Newman mit Nachdruck. »Bevor wir in Dulles ankommen, miete ich über Funk mehrere Wagen. Und ich rate dringend, daß ich mit Butler, Nield und Marler an Bord der Concorde gehe, als hätten wir nicht das geringste mit Ihnen zu tun.«
»Welche Gefahr könnte Ihnen dort drohen?« fragte Ives.
»Wir haben alle diesen Film gesehen, der die gesamte Regierung der Vereinigten Staaten vernichten kann. Ich befürchte, daß man nichts unversucht lassen wird, um das zu verhindern.« Newman sah Tweed an. »Dieser Ausflug erfordert einiges an Organisation …«
»Alles bereits erledigt«, warf Paula ein. »Tweed hat mich schon vor einiger Zeit angewiesen, alle erforderlichen Vorbereitungen zu treffen. Die Flüge sind gebucht, die Tickets liegen an den Flughäfen bereit. Ebenso Hotelzimmer in der Nähe von Heathrow.« Sie wendete sich an Tweed. »Wir nehmen also den Film und das Tonband mit?«
»Ja – um sie Wellesley zu zeigen. Wenn das geschehen ist, fliegen wir mit der nächsten Maschine zurück.« »Und zwar nach Möglichkeit lebendig«, warnte Newman.
»Was ist mit Joel Dyson?« unterbrach Paula abermals.
»Ich habe für Pete Nield und Dyson Plätze in einer anderen Maschine von Genf nach London gebucht.«
»Von wo aus Nield Dyson zu einem sicheren Ort eskortieren wird. Dorthin, wo Howard ist«, setzte Tweed hinzu.
»Und was tue ich damit?« erkundigte sich Marler und hob eine zweite Tasche hoch. »Mit den Waffen, die Sie uns abgenommen haben, ist sie verdammt schwer.«
Wie auf ein Stichwort hin klopfte jemand an. Newman eilte zur Tür, schloß sie auf und öffnete sie
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