Todesspur
Tränengas«, warf Nield sanft ein. »Aber Sie konnten doch bestimmt einen Blick auf ihn werfen.«
»Wie ein Alptraum! Diese Wollmütze auf seinem Kopf mit Schlitzen für die Augen! Er bewegte sich wie ein Ballettänzer. Aber diese Augen! Ein Schauder lief mir über den Rücken. Augen ohne jedes Gefühl, völlig seelenlos. Sie waren leer – wie die Augen eines Unholds.«
»Und was ist dann passiert?« drängte Nield, immer noch sanft. »Wir mußten alle würgen. Tränen liefen uns aus den Augen. Und dann kommt dieser Unmensch direkt auf mich zu und versetzt mir mit irgend etwas einen Schlag auf den Kopf. Ich bin einfach weggesackt und wußte nicht mehr, was passierte, bis ich schließlich wieder zu mir kam …«
»Das ist der entscheidende Teil«, sagte Nield. Er schaltete den Recorder aus. »Da ist noch mehr, aber keine weiteren Informationen.«
»Was interessant ist, ist ihre Bemerkung; daß er sich bewegt hat wie ein Ballettänzer«, sagte Tweed. »Zeit fürs Frühstück.« Er griff nach einem Exemplar des
Daily Telegraph,
das unter seiner Tür durchgeschoben worden war. »Die neueste Ausgabe. Sie müssen sie überfliegen.« Er zeigte ihnen die Schlagzeile.
GEWALTIGE IRA-BOMBE ZERSTÖRT GEBÄUDE IN LONDON.
»Aber das ist nicht das eigentlich Interessante. Das zeige ich Ihnen im Restaurant.« Butler gesellte sich draußen zu ihnen, und sie fuhren mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoß.
Tweed hatte Paulas Arm ergriffen, um die Fiktion aufrechtzuhalten, daß sie eine Genesende war.
Im Restaurant saß Tweed zusammen mit Paula an einem Tisch, von dem aus man über die grauen Schieferdächer des Städtchens hinweg eine gute Aussicht auf den Hafen hatte.
Nachdem er ein ausgiebiges Frühstück mit Eiern und Speck bestellt hatte, faltete er die Zeitung zusammen und reichte sie Paula.
»Das ist das eigentlich Interessante«, erklärte er ihr mit gedämpfter Stimme.
RÄTSELHAFTE STRASSENSPERREN IN CORNWALL.
Sie las den Text unter der Schlagzeile. Er besagte, daß auf sämtlichen aus Cornwall herausführenden Routen Straßensperren errichtet worden waren. Autofahrer waren angehalten worden, mit der Begründung, daß das Verkehrsaufkommen festgestellt werden sollte. Das merkwürdige daran war, daß weder die Polizei noch irgendeine andere Behörde irgend etwas davon wußten.
»Und was hat das zu bedeuten?« fragte sie Tweed. Nichts Erfreuliches«, erwiderte Tweed leise. »Sie – wer sie sein mögen – hielten Ausschau nach MHS. Und E das bestätigt meine Befürchtung, daß wir es mit einer gewaltigen Organisation zu tun haben. Niemand sonst wäre imstande, so etwas in diesem Tempo zu organisieren.« Er lächelte. »Genug, um mir den Appetit zu verderben – aber das wird es nicht.«
Es ist wie eine Schlinge, die sich um uns zusammenzieht«, bemerkte Paula.
wir werden schon eine Möglichkeit finden, uns ihr zu entziehen.« Er sah auf die Uhr. »Ich muß mich auf den Weg zu dieser Telefonzelle machen, damit ich kurz nach halb zehn Cord Dillon anrufen kann.« Er warf einen Blick auf einen anderen Tisch, an dem Butler und Nield saßen.
»Glücklicherweise haben Sie verläßliche Gesellschaft, während ich weg bin.«
»Aber ich komme doch mit«, erinnerte sie ihn. »Damit Bob Newman mich nach Five Lanes fahren und ich noch einmal mit Celia Yeo sprechen kann.«
»Wenn es unbedingt sein muß. Vielleicht wissen wir mehr, nachdem ich mit Dillon gesprochen habe …«
»Natürlich, Paula. Ich wollte selbst schon zum Bodmin Moor fahren«, erklärte Newman. »Ich möchte einen Eindruck von der Atmosphäre der Gegend bekommen, in der dieses gräßliche Massaker stattgefunden hat. Nur merkwürdig, daß nichts darüber in den Zeitungen steht. Das wäre doch ein gefundenes Fressen für die Massenblätter.«
Sie standen vor der Telefonzelle, während Tweed die Tür halb offen hielt, damit kein anderer sie benutzen konnte. Er drehte sich um.
»Das ist auch etwas, das mir sehr merkwürdig vorkommt – daß nirgends über das Massaker in Tresilian Manor berichtet wird. Es sieht aus, als hätte jemand Roy Buchanan verboten, den Mund aufzumachen – und er ist kein Mann, den man leicht zum Schweigen bringt.« Er schaute zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Cardon kam lächelnd angerannt. »Guten Morgen, alle miteinander. Was für ein herrlicher Tag. Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe, aber ich habe die Zeit verschlafen. Das tue ich gewöhnlich, wenn nichts passiert.«
»Es passiert zu
viel«,
fauchte
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