Todesspur
zurück.
»Wissen Sie, was Sie tun sollten, Tweed?« rief Gaunt ihm über den halben Parkplatz hinweg zu. »Sie sollten mit der Fähre nach Rock hinüberfahren. Von dort aus haben Sie eine grandiose Aussicht auf Padstow – und wenn Sie gern klettern, wäre das genau das richtige für Sie.«
»Ich werde es mir überlegen«, erwiderte Tweed.
»Was halten Sie von dem Kahn?« fragte Jennie fröhlich und deutete auf die
Mayflower III.
»Kahn!« dröhnte Gaunt. »Das ist einer der stärksten Kabinenkreuzer auf der ganzen Welt.«
»Auf sein Spielzeug läßt er nichts kommen«, erklärte Jennie. »Alles an Bord, was an Bord kommen will«, rief Gaunt.
Er stieg eine kurze, an der Hafenmauer angebrachte Leiter hinunter, sprang auf Deck und breitete die Arme aus.
»Ist sie nicht großartig? Ich sorge dafür, daß sie immer in erstklassigem Zustand ist.«
»Den Teufel tust du!« fuhr Jennie auf. Sie deutete auf die Messingreling, die im Sonnenschein wie Gold glänzte. »Ich habe Tage damit verbracht, den alten Kahn zu putzen.«
»Ich glaube, die Fähre ist eine gute Idee«, sagte Tweed. Er hätte alles getan, um zu verhindern, daß sie auf der
Mayflower
festsaßen. Gott allein wußte, wohin Gaunt zu fahren gedachte, sobald die Flut zurückkehrte – vielleicht das Ästuar hinunter und weit hinaus auf den Atlantik. »Dann müssen Sie den Küstenpfad zur Bucht nehmen«, rief Gaunt. »Weil jetzt Ebbe herrscht. Gute Fahrt…«
Als Tweed sich zusammen mit Newman und Paula dem Pfad näherte, tauchten wie aus dem Nirgendwo Butler und Nield auf. Sie hatten Tweed vom Metropole herbegleitet und sich dann, als Paula sich zu Tweed gesellte, unsichtbar gemacht.
Zu sechst befanden sie sich noch auf dem steilen Pfad unterhalb der Treppe, als Paula bemerkte, daß Cardon nach wie vor seine Segeltuchtasche bei sich hatte; sie hing an einem Riemen über seiner Schulter, und er hatte sie die ganze Zeit, die sie in der Bar von The Old Custom House verbracht hatten, nicht aus den Händen gelassen.
»Philip, was haben Sie da Schönes in Ihrer Tasche?« fragte sie, neben ihm hergehend.
»Dies und das. Sachen, die sich vielleicht als nützlich erweisen könnten. Man kann nie wissen – wenn man bedenkt, was bisher schon alles im friedlichen Cornwall passiert ist.
Neun Tote. Acht im Manor. Und gestern abend hat mir Tweed von Buchanans Anruf erzählt, daß der echte Postbote mit durchgeschnittener Kehle in Five Lanes gefunden wurde. Wirklich eine nette Gegend, dieses Cornwall.«
Nicht neun, dachte Paula grimmig.
Zehn
Tote mittlerweile die arme Celia Yeo eingerechnet. Sie mußte Tweed von ihrem Ausflug erzählen, sobald sich die Gelegenheit dazu bot.
In dem strahlenden Sonnenschein und der klaren Luft wanderten sie weiter den Pfad hinunter bis ans Ende eines grünen Abhangs zu ihrer Linken. Der Ort war aus ihrem Blickfeld verschwunden, und die Aussicht auf die See zu ihrer Rechten wurde durch eine dichte Hecke versperrt.
Ein Wegweiser mit der Aufschrift ZUR FÄHRE lenkte sie auf einen noch weiter abwärts führenden Nebenpfad. An seinem Ende gelangten sie an eine Treppe aus breiten Steinstufen, die in eine kleine, von steilen Felswänden umgebene Bucht führte. Tweed ließ sich durch die klare Luft täuschen, als er schätzte, daß die Überfahrt nach Rock nur zwei Minuten dauern würde. Paula schaute zurück, während sie sich dem Ufer näherten. Die Bucht gefiel ihr nicht – an den steilen Felswänden gab es tiefe, dunkle Höhlen, in die man nicht hineinschauen konnte. Sie empfand die Atmosphäre als bedrückend, und sie waren die einzigen Leute, die auf die Fähre warteten.
»Bob, Ihr Fernglas! Schnell«, sagte Tweed.
Er hob es an die Augen und richtete es auf ein hohes, schmales altes Haus, das am gegenüberliegenden Ufer auf halber Höhe des Abhangs stand. Von einem der oberen Fenster kam eine Folge von Blitzen.
»Irgend jemand da drüben sendet ein Signal aus«, sagte er grimmig.
»Das ist nur die Sonne, die von irgendwelchem Glas reflektiert wird«, sagte Newman.
»Es war ein kurzes Signal im Morsecode mit einer Lampe«, beharrte Tweed. »Eine Reihe von langen und kurzen Blinkzeichen. Woher ich das weiß, sage ich Ihnen später …«
Die Fähre war angekommen. Paula fragte sich, wie in aller Welt sie an Bord gelangen sollten. Die Fähre war ein kleines Boot, das nur ungefähr ein Dutzend Passagiere befördern konnte. Das Ruderhaus war ein kastenähnliches Gebilde in der Nähe des Bugs – kaum doppelt so groß wie die
Weitere Kostenlose Bücher