Todesstatte
ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
»Nein, vielen Dank«, erwiderte Fry. Sie hatte nicht vor, zu freundlich zu Christopher Lloyd zu sein, sondern wollte, dass er sich nach Möglichkeit unbehaglich fühlte. Lloyd schien die Botschaft zu verstehen.
»Sie möchten von mir hören, dass ich irgendwie in diese Sache verwickelt war, habe ich recht?«, sagte er.
»Wir möchten gar nichts von Ihnen hören, es sei denn, es stimmt, Sir.«
Fry wandte sich von dem Fischteich ab und beugte sich zu Lloyd vor, bis sie ihm nahe genug war, um das feuchte, verfaulte Unkraut riechen zu können, das er aus dem Wasser gezogen hatte.
Lloyd schüttelte den Kopf. »Ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich mich weigere, noch irgendwas zu sagen, bis mein Anwalt hier ist.«
»Wie Sie möchten, Sir. In diesem Fall müssen wir Sie bitten, uns aufs Revier zu begleiten, wo wir dann auf Ihren Anwalt warten werden.Wir müssen uns schlieÃlich an die Vorschriften halten, nicht wahr? Unabhängig davon, wie unangenehm und lästig einige von uns das vielleicht finden.«
Sie beobachtete, wie Lloyd nervös schluckte und zum Haus blickte. »Ich habe nicht... Ich bin in nichts verwickelt. Nicht wirklich.«
»Und was haben Sie getan? Wirklich?«
Lloyd schluckte abermals. »Ich habe gelogen. Ein Freund hat mich gebeten zu lügen, um ihm zu helfen, und ich habe es getan. Das ist alles.«
» Alles ?«, fragte Fry. »Da steckt doch sicher noch mehr dahinter, oder etwa nicht, Sir?«
»Das weià ich nicht. Ich habe nur getan, worum ich gebeten worden bin. Mehr nicht.«
Fry warf Cooper einen Blick zu. Er hatte Lloyd nicht aus den Augen gelassen, während sie mit ihm gesprochen hatte. Da er ihrem Gedankengang gefolgt war, hatte er die nächste Frage parat, die Lloyd noch ein wenig mehr verunsichern würde.
»Dieser Freund, für den Sie gelogen haben, Sir«, sagte Cooper, »das war Melvyn Hudson, nehme ich an?«
Lloyds Blick huschte nervös zu Cooper und wieder zurück zu Fry. Er war sich inzwischen nicht mehr sicher, von wem die gröÃere Gefahr ausging.
»Falls Sie in Betracht ziehen, wieder zu lügen, Sir«, sagte Fry, »würde ich Ihnen dringend davon abraten.«
Er blickte ein paar Augenblicke lang auf das Wasser im Teich und anschlieÃend zum Haus.Was auch immer er dachte, es verursachte ihm Unbehagen. Dann trat ein berechnender Ausdruck in Lloyds Augen. Er drehte den Kopf zum Wasser, um zu vermeiden, dass Cooper sein Gesicht sah. Doch Fry stand auf der anderen Seite und sah es.
»Es war nicht Melvyn, sondern Richard Slack«, sagte er.
»Tatsächlich?«
»Er wollte, dass ich ein paar Dokumente unterschreibe. Angeblich war in der Firma verwaltungstechnisch irgendwas schiefgelaufen, und er dachte, ich wäre bereit, ihm zu helfen.«
»Und waren Sie das?«
Lloyd schüttelte den Kopf. »Normalerweise hätte ich ihm schon geholfen. Richard war ein Freund von mir, und da sollte man sich aufeinander verlassen können. Aber diese Sache wäre völlig unzulässig gewesen. Die Vorschriften in Bezug auf die Dokumentation sind sehr streng. Er hat mich ziemlich in Verlegenheit gebracht, und mir ist nichts anderes übrig geblieben, als mich zu weigern. Das hätte mich meinen Job kosten können.«
»Was genau wollte er von Ihnen?«
»Er wollte, dass ich eine Einäscherung ohne Genehmigung absegne.«
»Ist das die Bescheinigung, die vom Standesamt ausgestellt wird?«
»Ja. Ohne formelle Erlaubnis dürfen wir keine Einäscherung vornehmen. Es ist die Aufgabe des Bestattungsunternehmers, sicherzustellen, dass sie vorliegt. Richard hat behauptet, sie wäre verlorengegangen. Er hat versucht, Melvyn die Schuld in die Schuhe zu schieben, aber ich war mir nicht sicher, ob ich das glauben sollte.«
»Und Sie haben sich geweigert.«
»Selbstverständlich.«
»Die Einäscherung konnte also nicht durchgeführt werden?«, fragte Fry.
»Natürlich nicht.«
»Was ist dann aus der Bestattungszeremonie geworden?«
»Es gab keine. Na ja, zumindest nicht mit meiner Beteiligung. Ich habe keine Ahnung, wie das Problem gelöst wurde, und ich habe auch nicht nachgefragt. Soweit ich weiÃ, durfte in unserer Kapelle jedenfalls kein Trauergottesdienst stattfinden, sondern nur die Einäscherung.«
»Das verstehe ich nicht. Kein
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