Todesstatte
selbst in die Hand nehmen. Bestattungsunternehmerinnen sind heutzutage ziemlich in Mode. Ich weià auch nicht, was passiert, wenn der alte Mann stirbt.«
»Abraham Slack?«
»Ja. Da ist natürlich Vernon. Aber Dad hält nicht viel von Vernon, wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist.«
»Ich hatte den Eindruck, dass er Vernon nicht als potenziellen Geschäftspartner betrachtet«, sagte Cooper.
Natalie lachte. »Sie verstehen sich auf Understatement, nicht wahr? Das finde ich süÃ.«
Cooper spürte, wie er errötete.Von Fry hätte er so etwas nie zu hören bekommen.
»Ich werde versuchen, mich selbst mit Vernon zu unterhalten«, sagte er, während er sein Notizbuch verstaute.
»Viel Glück. Er ist nicht besonders kommunikativ.«
»Aber er passt recht gut in die Firma, oder?«
Natalie zuckte mit den Schultern. »Auf seine Art. Allerdings macht sich niemand die Mühe, Vernon das Gefühl zu geben, dass er dazugehört. Mein Dad am allerwenigsten. Falls Vernon jemals geglaubt hat, er könnte eine Art Ersatzsohn für meinen Dad werden, hat er vermutlich recht bald ein böses Erwachen erlebt. Dad sieht das nämlich völlig anders. Nachdem David weg war, hat niemand anderer Dad jemals wieder etwas bedeutet. Sie sollten ihn allerdings manchmal hören, wenn er mit Hinterbliebenen spricht. All das Zeug, das er dann vom Stapel lässt, über Familienangehörige, die sich in Zeiten der Not gegenseitig unterstützen. Oh, ja, da hat er gute Ratschläge parat. Davon kann einem richtig schlecht werden.«
Wie auf Kommando ging die Tür auf, und Melvyn Hudson kam ins Zimmer zurück. Er wirkte überrascht, als er sah, dass seine Tochter noch immer da war. Seine Ãberraschung wich Verärgerung, die kurz in seinem Gesicht aufflackerte, ehe er sie unter Kontrolle brachte.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen«, sagte er. »Der Tod kommt zu den ungelegensten Zeiten, wie Sie sicher wissen. Hat meine Tochter Sie gut unterhalten?«
»Ja, wir hatten ein interessantes Gespräch«, erwiderte Fry.
»Oh? Tja, Natalie hat sicher einiges zu erledigen. Falls es noch irgendetwas gibt, womit ich Ihnen helfen kann â ich hätte noch ein paar Minuten Zeit.«
Fry erhob sich. »Ich glaube, wir haben vorerst alles, was wir brauchen, Mr. Hudson«, sagte sie.
Cooper war darauf nicht vorbereitet gewesen und brauchte etwas länger, um auf die FüÃe zu kommen.
»Sind Sie sicher?«, fragte Hudson.
»Wenn nötig, melden wir uns noch einmal bei Ihnen. Aber es gibt noch etliche andere Ermittlungen, um die wir uns kümmern müssen.«
Hudson begleitete sie zur Tür. Cooper verspürte plötzlich das seltsame Bedürfnis, mit Hudson an dem kunstvoll verzierten Spiegel im Hausflur vorbeizugehen, um zu sehen, ob dieser vom Glas reflektiert wurde.
»Nur noch eine Sache, Mr. Hudson«, sagte er. »Haben Sie jemals Alder Hall besucht?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Oder waren Sie aus irgendeinem Grund auf dem Anwesen?«
»Nicht dass ich mich erinnern könnte.«
Als sie beim Auto ankamen, sah Cooper Fry an. »Warum hast du das gemacht?«, fragte er. »Hudson hatte uns noch nichts erzählt. Wir sind gar nicht dazu gekommen, ihm die wichtigen Fragen zu stellen.«
»Denkst du, er hätte uns die Wahrheit gesagt?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Was hätte es also für einen Sinn gehabt? So lassen wir Mr. Hudson in dem Glauben zurück, seine Tochter hätte uns womöglich schon erzählt, was wir wissen wollten. Es liegt auf der Hand, dass die beiden sich kein Stück über den Weg trauen. Ich werde ihn eine Zeit lang schmoren lassen, dann wird er vielleicht beim nächsten Mal, wenn wir ihn zur Rede stellen, mit der Sprache rausrücken.«
»Ganz schön raffiniert.«
Cooper lieà den Wagen an, und sie fuhren zurück in die West Street.
»Wie sieht eigentlich das Erbschaftsrecht aus?«, fragte er. »Was wäre, wenn Melvyn Hudson kein Testament gemacht hat â wer würde ihn in diesem Fall beerben?«
»Ich glaube, dann müsste ein Nachlassgericht entscheiden«, sagte Fry. »Es gibt irgendeine komplizierte Formel zur Aufteilung eines Erbes, das keiner bestimmten Person vermacht wurde. Wahrscheinlich gibt es noch weitere Begünstigte, denen ein Anteil zusteht.«
»Aber Natalie Hudson würde doch
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