Todesstatte
hat.«
»Ja, aber wurde Robertson gebeten zu helfen? Oder hat er sich freiwillig zur Verfügung gestellt?«
»Soll heiÃen, Diane?«
»Sieh mal, wir wissen doch alle, dass es einen bestimmten Typ von Widerling gibt, der einen Mord begeht und dann vor nichts zurückschreckt, um in die Ermittlungen verwickelt zu werden. Auf diese Weise kann er beobachten, was vor sich geht, und uns auslachen, wenn wir auf der falschen Fährte sind. In der Regel ist das der Typ von Widerling, der sich für viel schlauer als alle anderen hält.«
Cooper schüttelte den Kopf. »Du kannst Freddy Robertson einfach nicht leiden, weil er bei dir angeeckt ist, als ihr euch das erste Mal begegnet seid.«
»Aber du kannst nicht abstreiten, dass er genau ins Profil passt, Ben«, sagte Fry. »Machen wir uns doch nichts vor â wenn es um selbstgefällige, arrogante Widerlinge geht, kann ihm keiner das Wasser reichen.«
»Das ist eben seine Art.«
»Okay. Dann hältst du es also für Zufall, dass er ein Experte auf all den Gebieten ist, die unseren Mörder interessieren?«
»Professor Robertson ist ein Fachmann für Thanatologie. Das ist der Punkt. Deshalb wurde er hinzugezogen.«
»Ich habe den Anthropologen von der Universität Sheffield angerufen«, sagte Fry. »Er hat behauptet, dass nichts davon erwiesen ist.«
»Wovon?«
»All das Zeug über Sarkophage. Er sagt, dass Archäologen bislang noch keine klaren Beweise für Bestattungsriten in dieser Zeit liefern konnten. Exkarnation war offenbar nur eine Variante. An manchen Grabstätten hat man Skelette gefunden, deren kleine Knochen entfernt und separat aufbewahrt worden waren. Aber wie wir wissen, sind das die Knochen, die am leichtesten verloren gehen, wenn ein Leichnam nach der Skelettierung bewegt wird. Der Rest ist MutmaÃung.«
»Tja, Experten sind manchmal unterschiedlicher Meinung«, sagte Cooper. »Professor Robertson scheint jedenfalls über alle Details Bescheid zu wissen.«
»Du weiÃt doch, wie diese Enthusiasten sind: Sie entwickeln aus selektiven Fakten ihre eigenen Theorien, und dann besteht keine Hoffnung mehr, dass man sie widerlegen kann. Sie reiten ihr Steckenpferd weiter, ganz egal, wie oft man es ihnen unter dem Hintern wegschieÃt.«
»Würdest du Freddy Robertson als Enthusiasten bezeichnen?«
»Wahrscheinlich. Wenn auch nur, um einer Verleumdungsklage aus dem Weg zu gehen.«
»Wie meinst du das?«
»Na ja, die Grenzen sind doch flieÃend, oder? Die Grenzen zwischen Enthusiasmus und Fanatismus.«
»Und du denkst, Robertson könnte diese Grenze überschritten haben?«
Fry zuckte mit den Schultern. »Das ist nicht immer ganz so einfach zu beurteilen. Vielleicht hat er sich auch nur einen Scherz mit uns erlaubt.«
»Einen Scherz ?«
»Da ist noch eine Sache, über die ich im Zusammenhang mit unserem Anrufer nachgedacht habe. Was seine schulische Bildung betrifft.«
»Um Krematoriumstechniker zu werden, braucht man keine Qualifikationen. Und man braucht auch kein Abitur, um einen Sarg zu tragen oder einen Leichenwagen zu fahren.«
»Genau.Wir suchen aber nach einem gebildeten Menschen, habe ich recht?«
»Tun wir das?«
»Du hast die Tonbandaufnahmen doch gehört. Eros und Thanatos. Der Lebenstrieb und der Todestrieb. Auch abgesehen von den Anspielungen auf Freud, spricht er wie ein gebildeter Mann. Wie jemand, der das Bedürfnis hat, mit seiner Bildung zu prahlen, genauer gesagt. Ich glaube, wir haben es mit einem Mann zu tun, der es genieÃt, sich allen anderen überlegen zu fühlen.«
»Und wer kommt deiner Definition nach in Frage?«, erkundigte sich Cooper widerwillig.
Fry lieà eine Akte auf den Schreibtisch fallen. »Melvyn Hudson hat einen Hochschulabschluss. Er hat an der Hallam University in Sheffield studiert.«
»Welches Fach?«
»Medienwissenschaften.«
»Ach, wirklich? Noch ein verhinderter Fernsehmoderator? Irgendwie kann ich ihn mir nicht als Talkshow-Gastgeber vorstellen.«
»Ich mir auch nicht.« Fry blickte auf. »Glaubst du, dass man in Medienwissenschaften Sigmund Freud durchnimmt?«
»Ich habe keine Ahnung, Diane. Aber der Ton der Botschaften ist auf jeden Fall hochgestochen genug, um zu einigen der Medienwissenschaftsstudenten zu passen, die ich kennengelernt habe.«
»Das ist doch alles Teil eines
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