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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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– den Duft eines perfekten Todes, rein und makellos und unwiderstehlich.
    Dann klappte ich die Klinge aus. Ich arbeitete mich Zentimeter um Zentimeter voran, rieb ein wenig Schutz mit einem Lappen weg und löste ein Spinnennetz. Mit der Kante meines Skalpells schabte ich an einer dunklen Verkrustung an der unteren Beckenplatte, bis die blasse Oberfläche des Knochens zum Vorschein kam. Sie war noch leicht verfärbt, wird jedoch im Lauf der Zeit wie alles Übrige verwittern. Ich trug heute Abend Handschuhe, doch ich hielt die Hände am Handgelenk abgewinkelt, damit meine Finger die Oberflächen nicht berührten. Ich fühlte mich wie ein Musiker, der in die Tasten eines zerbrechlichen Instruments greift.
    Der Gedanke daran lässt mich abermals lächeln. In gewisser Weise bin ich tatsächlich wie ein Musiker, denn Musik erfordert eine bestimmte Art von Geschick, das man durch Übung und Hingabe erwirbt.Wer nach Perfektion strebt, muss zielstrebig sein.
    Heute Abend wurde ich nicht gestört. Dieses Mal sollte ich demnach nicht aufhören. Als ich fertig war, legte ich das Skalpell mit einem Gefühl der Befriedigung beiseite. Ich wollte alles tun, was in meiner Macht steht, um an einen Punkt zu gelangen, der der Perfektion so nahe wie möglich ist.Womöglich werde ich keine Gelegenheit mehr bekommen, noch einmal zurückzukehren. Das war vermutlich mein letzter Besuch. Meine letzte Stunde in der Todesstätte.

30
    F ry hatte nicht Ausschau gehalten, ob Ben Cooper an diesem Morgen zum Dienst erschien. Über Nacht war ein festgenommener Mann in eine der Zellen gebracht worden, und sie hatte sich mit dem zuständigen Sergeant wegen der Vernehmungsmodalitäten beraten.
    Als sie durch die Sicherheitstür des Zellentrakts trat, um zurück ins Hauptgebäude zu gehen, blieb sie kurz stehen und schlug ihren Kragen hoch, um sich vor dem Platzregen zu schützen. Dann warf sie einen Blick über den Mitarbeiterparkplatz. Ein Lichtstrahl, der von einer Windschutzscheibe reflektiert wurde, als ein Wagen rückwärts in eine Parklücke fuhr, hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie erkannte Coopers roten Toyota und zögerte, mit der Absicht, auf ihn zu warten, damit sie zusammen in die Einsatzzentrale hinaufgehen konnten. Sie sah Cooper aussteigen, doch er blickte sich nicht um.
    Dann ging die Beifahrertür auf, und Fry bemerkte, dass er jemanden zur Arbeit mitgenommen hatte. Er war der Inbegriff des guten Samariters. Wahrscheinlich hatte Gavin Murfins Wagen den Geist aufgegeben, und Cooper war sofort zur Stelle gewesen, um zu helfen.
    Als sie gerade weitergehen wollte, erhaschte sie einen Blick auf blondes Haar und einen marineblauen Pullover. Coopers frühmorgendlicher Passagier war nicht so gebaut, um Gavin Murfin sein zu können. Vollkommen anders. Das Bild von einem kaputten Auto verschwand aus ihren Gedanken und wurde von einem völlig anderen Szenario ersetzt.
    Fry hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, als sie den Weg nach oben fortsetzte. Sie versuchte, sich zu erinnern, um welche weiteren wichtigen Angelegenheiten sie sich kümmern musste, ehe sie das Gelände verließ. Irgendetwas gab es bestimmt. Vermutlich sogar mehrere Dinge. Auf jeden Fall wollte sie die Skelette in der Alder-Hall-Gruft überprüfen lassen. John Casey hatte gesagt, dass bereits früher einmal eine Bestandsaufnahme der Gebeine gemacht worden war, die sich als äußerst hilfreich erweisen müsste.
    Â»Alder Hall? Oh, ich glaube, da kann ich Ihnen weiterhelfen«, sagte Dr. Jamieson, als Fry ihn anrief. »Die Untersuchung, die Sie meinen, wurde von einem meiner Vorgänger durchgeführt. Der Bericht müsste sich hier in unserem Archiv befinden.«
    Â»Das wäre fantastisch. Aber sind Sie sich sicher?«
    Â»Ich kann gleich nachsehen. Ich rufe Sie so schnell wie möglich zurück.«
    Â 
    Â 
    Als Cooper den Raum betrat, merkte er sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Es lag eine Beklommenheit in der Luft, die sich nur schwer bestimmen ließ. Er warf Fry einen Blick zu und sah, wie sie den Telefonhörer auflegte. Ihr angespannter Gesichtsausdruck bestätigte seinen Verdacht.
    Â»Letzte Nacht hat es einen Zwischenfall im Bestattungsunternehmen gegeben«, berichtete Fry, ohne sich die Mühe zu machen, »guten Morgen« zu sagen.
    Cooper sah verwirrt auf seine Armbanduhr. Es konnte nicht daran liegen, dass er zu spät zum Dienst

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