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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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wehte. Irgendetwas bei Hudson und Slack brannte gut.
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    Obwohl Cooper sich alle Mühe gab, war es unvermeidlich, dass sie letztendlich doch auf die Arbeit zu sprechen kamen. Ihr derzeitiger Kontaktpunkt war der anonyme Anrufer.
    Â»Diane Fry nimmt diese Anrufe sehr ernst«, sagte Cooper. » Sehr ernst.«
    Das Lamm-Curry, für das er sich entschieden hatte, war gut und nicht allzu scharf. Mit ein paar Beilagen wurde die Mahlzeit seinen Erwartungen gerecht.
    Â»Die Tonbandaufnahmen haben ihr wirklich zugesetzt, weißt du«, sagte Petty.
    Â»Sie sind auch ziemlich schlimm. Niemand hört sie sich gerne an.«
    Â»Bei Diane ist es mehr als das.«
    Â»Tatsächlich? Wieso?«
    Petty zögerte. »Das darf ich nicht erzählen. Sie hat es mir vertraulich gesagt.«
    Â»Oh?«
    Cooper wurde von einem Anflug von Eifersucht überrascht. Hin und wieder hatte Fry auch ihm etwas anvertraut. Doch nur sehr selten. Es war bereits einige Zeit her, dass sie ihm von ihrer Kindheit bei verschiedenen Pflegeeltern im Black Country erzählt hatte und von ihrer älteren Schwester, die heroinsüchtig gewesen war, als sie von zu Hause davongelaufen und aus Dianes Leben verschwunden war. Erst kürzlich hatte sie noch einmal mit ihm über Angie gesprochen, allerdings nur, weil es sich nicht vermeiden ließ. Cooper war irgendwie in Ereignisse verwickelt worden, die nichts mit ihm zu tun hatten.
    Doch das war wirklich alles, was er über Frys Leben wusste. Die meiste Zeit schien sie in ihrem Kokon gefangen zu sein, in einer kleinen, isolierten Kapsel, die niemand durchdringen konnte. War es Liz Petty etwa gelungen, in diese Kapsel einzudringen?
    Cooper betrachtete Liz über den Tisch hinweg, als sie ihr Curry mit einem indischen Fladenbrot aufschaufelte.
    Â»Verstehst du dich gut mit Diane?«, fragte er. »Wie lange bist schon mit ihr befreundet?«
    Â»Ben...«
    Â»Ich dachte, sie hätte keine Freunde in der West Street. Worüber spricht sie mit dir?«
    Petty legte ihre Gabel weg und lächelte ihn fragend an.
    Â»Ben, könnten wir uns über irgendwas anderes unterhalten als über Diane Fry?«
    Cooper spürte, wie es ihm im Gesicht warm wurde. Vielleicht war das Curry doch zu scharf für ihn.
    MEIN TAGEBUCH DER TOTEN, PHASE FÜNF
    Heute Abend bin ich zum letzten Mal zurückgekehrt. Mondlicht fiel durch die Bäume und schimmerte auf dem Stahl des Skalpells, als ich mich ins Gras kauerte und es aus der Tasche holte. Ich senkte den Kopf, um zu beten. Gott, gib mir, was ich brauche. Ich weiß, dass es falsch ist, aber bitte nimm diese Seele.
    Als ich die Hände ins feuchte Gras legte, spürte ich das sandige Erdreich unter den Fingern, die harten, knotigen Klumpen der Wurzeln. Ich war in der Lage, die Nähe der Erde zu genießen und die Kraft in mir aufzunehmen, die ich unter dem Boden erahnen konnte.
    Doch dann richtete ich den Blick in den Himmel. Ich hatte mich nach Norden gedreht und war nicht sicher, ob das richtig ist. Die Füße eines Leichnams sollten nach Osten ausgerichtet sein und der Kopf nach Westen. Doch in welche Richtung soll man beten? Wo ist Gott? Im Norden, Süden, Osten oder Westen? Wohin geht eine Seele, wenn sie befreit wird? Entschwebt sie nach oben zur Sonne wie ein Nebelwirbel, der sich im Morgengrauen auflöst? Oder wird sie von der Erdatmosphäre aufgesaugt, angezogen von der Morgenröte, wo sie bis in alle Ewigkeit in den Flammen des Nordens tanzt?
    Ich senkte den Kopf und verharrte knapp über den Knochen. Ich schnupperte und neigte den Kopf, um das Spiel von Licht und Schatten einzufangen. Ein Skelett ist etwas Bemerkenswertes. Aus der Nähe betrachtet, könnte es ebenso gut eine hoch aufragende architektonische Konstruktion sein – eine Stadtlandschaft oder eine Kathedrale. Ich sah, wie sich die Rippen in eleganten Bogen krümmten, der Schädel eine geheimnisvolle Kuppel mit dunklen Vertiefungen, in denen das Mondlicht auf etwas Kaltem und Feuchtem glitzerte.
    Ich gestattete mir, langsam der Maserung auf der Außenseite des Schulterblatts zu folgen und mich an seinen Flächen und Winkeln zu ergötzen. Ich lächelte vor Freude über die reinweiße Ebenheit eines Gelenks, an dem sich einst Knorpel und schwarze Sehnen befunden hatten. Ich war den Knochen so nahe, dass ich meinen Atem auf ihrer Oberfläche kondensieren sehen konnte. Ich inhalierte den feinsten aller Düfte

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