Todesstatte
fehlt?«
Fry blickte sich im Haus der Birleys um.
»Ja, es fehlt was«, sagte sie. »Der Ehemann.«
Als ihr Handy klingelte, hallte es im Haus unangenehm laut wider.
»Wie läuftâs bei euch?«, erkundigte sich Gavin Murfin.
»Frag lieber nicht, Gavin. Was willst du von mir?«
»Ich habe Neuigkeiten für dich. Ich glaube, du wirst die Experten wieder verfluchen.«
»Oh? Wen dieses Mal?«
»Den Anthropologen, dem wir die Asche zur Analyse geschickt haben.«
»Er kann doch unmöglich sein Gutachten schon fertig haben, Gavin?«
»Nein, ihm ist nur vorab bereits was aufgefallen, von dem er dachte, dass es uns interessieren würde.«
Fry spürte ihren Mut sinken. »Was?«
»Tja, anscheinend hat er die Asche durchgesiebt und ein paar Zähne gefunden.«
»Aber darauf hatten wir doch gehofft. Das gibt uns die Möglichkeit einer Identifizierung durch ein Zahnschema, so wie bei Audrey Steele.«
»Ja, aber genau das wollte er uns ja unbedingt mitteilen. Er war ganz scharf darauf, wenn du mich fragst. Richtig gefreut hat er sich. Als wollte er es uns reinreiben.«
»Raus mit der Sprache, Gavin. Es sind nicht mehr genug intakte Zähne übrig, mit denen wir was anfangen können, oder?«
»Jede Menge. Das Problem ist nur, diese Zähne stammen nicht von einem Menschen.«
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Cooper fiel ein, dass er noch nie im Haus von Tom Jarvis gewesen war. Er fragte sich, ob er ihn jetzt hereinbitten würde, damit er der Nässe entfliehen konnte. Doch er kam nur bis zur Veranda, auf der zwei alte geschnitzte Buchenholzstühle vor einem Fenster standen. Aus dieser erhöhten Position sah er einen kleinen frischen Erdhügel neben dem Haus, den der anhaltende Regen dunkel verfärbt hatte.
»Hudson und Slack waren damals schon in Schwierigkeiten, wissen Sie«, sagte Jarvis.
»In finanziellen Schwierigkeiten?«
»Ja. Sie waren nicht mehr konkurrenzfähig, als die Amerikaner anfingen, Bestattungsunternehmen in Derbyshire aufzukaufen.«
»War das der Grund, warum Melvyn Hudson und Richard Slack sich zerstritten haben? Die beiden haben sich doch zerstritten, oder?«
Jarvis nickte. »Hudson hat geglaubt, sie könnten konkurrenzfähig bleiben, wenn sie anders waren und sich als einheimisch und traditionell verkauften. Er hatte in den USA gearbeitet und wusste, wie die Amerikaner die Sache angehen würden.«
»Und Mr. Slack?«
»Er war immer der finanzielle Kopf der Firma gewesen, hieà es. Er hat sich um die geschäftliche Seite gekümmert, während Hudson die Bestattungen organisiert hat. Aber als sich die Lage dann verschlechterte, sah Slack nur eine Lösung: Er wollte die Firma verkaufen.«
»An eines der amerikanischen GroÃunternehmen?«
»Ich nehme an, es war bereits jemand an ihn herangetreten. Zweifellos wäre eine ordentliche Summe für ihn rausgesprungen, wenn es zu einem Verkauf gekommen wäre.«
»Aber sein Partner war nicht damit einverstanden, vermute ich.«
»Wahrscheinlich nicht. Hudson lag die Firma am Herzen, genau wie seinem Vater. Und übrigens auch dem alten Abraham Slack. Melvyn hat gesagt, er würde nicht zulassen, dass es mit Hudson und Slack so ein Ende nimmt.«
»Hat die Belegschaft davon gewusst?«
»Oh, ja. So was kann man in einer kleinen Firma nicht geheim halten. Deshalb sind auch einige von uns ausgestiegen, als es noch gut lief.«
»Ich verstehe.«
»Hudson hat immer wieder gesagt, dass sein Vater und der alte Slack die Firma aus dem Nichts aufgebaut hätten und er sie nicht einfach wegwerfen würde. Sie war ein Familienbetrieb, und sie sollte von Generation zu Generation weitervererbt werden. Aber Richard Slack dachte, die Firma würde bereits mit einem Bein im Grab stehen. Am Ast verfaulen, nannte er es. Wir wussten alle, was er damit gemeint hat.«
»Und was hat er gemeint?«
»Na ja, wie hätte die Firma denn von Generation zu Generation weitervererbt werden können? Hudson hatte seinen Sohn verloren, und Slack hatte nur noch Vernon. Natürlich haben alle verstanden, was er mit âºam Ast verfaulenâ¹ gemeint hat. Die Frucht war abgestorben.«
»Ich kann mir vorstellen, dass Mr. Hudson das nicht besonders gut aufgenommen hat.«
»Nein. Davids Tod hatte ihn sehr schwer getroffen. Trotzdem wusste er, dass Slack recht hatte. Die beiden haben sich anschlieÃend
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