Todesstatte
feuchten Wälder im Ravensdale-Tal bewegte.
Als Cooper die Einsatzzentrale betrat, hörte Fry sich gerade abermals die Tonbandaufnahmen an. Sie hatte einen Kopfhörer auf, und in ihrem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Konzentration und Abscheu wider.
»Was hörst du dir da an, Diane?«, fragte Cooper, als er seinen Mantel auszog und ein paar Wassertropfen auf den Teppich schüttelte.
Sie stoppte das Tonband und nahm den Kopfhörer ab. »Unseren redseligen Psychopathen. Die Hinweise, die er uns bei seinem zweiten Anruf gegeben hat, müssen sich einfach als sein groÃer Fehler erweisen.«
»Hältst du ihn für jemanden, der Fehler macht?«
»Nein«, erwiderte Fry. »Dieser Bastard.«
Sie wollte ihren Kopfhörer wieder aufsetzen, doch Cooper hielt sie davon ab.
»Halt. Darf ich mal? Ich hatte immer noch keine Gelegenheit, ihn mir anzuhören.«
Fry nickte und startete das Tonband erneut. Cooper hörte ein paar Minuten lang zu und bemühte sich, Wörter aus dem verzerrten Kreischen herauszufiltern, das sie jeglicher erkennbarer Menschlichkeit beraubte. Dann fielen ihm wieder Audrey Steeles Zahnbehandlungsdaten ein. Falls sie immer noch nicht eingetroffen waren, würde er noch einmal in der Moorhouse-Praxis anrufen müssen. Er sah im Faxgerät nach und stieà ein zufriedenes Murmeln aus.
»Diane, ich habe die Zahnbehandlungsdaten von Audrey Steele bekommen.«
»Schickst du sie nach Sheffield?«
»Ist schon erledigt. Ich habe den Zahnarzt gebeten, sie direkt dorthin zu schicken, und das hier ist nur eine Kopie. Das Problem ist, dass ich überhaupt nichts damit anfangen kann.«
»Dann wirst du dich gedulden müssen, bis wir erfahren, was die Experten dazu zu sagen haben.«
Cooper hatte den Blick auf das Fax gerichtet, als die Stimme aus dem Kassettenrekorder seine Konzentration durchdrang.
»Was war das gerade?«, fragte er.
Fry sah überrascht auf. »Was?«
»Was hat er gerade gesagt?«
Das Tonband lief noch, und Cooper gab eindringliche Handzeichen. »Spul ein Stück zurück, Diane. Lass mich den letzten Teil noch mal hören.«
»Wenn du möchtest, Ben. Er enthält allerdings nichts von Bedeutung. Nur eine Menge hochtrabendes Gefasel, wie er es gern vom Stapel lässt.«
Doch schlieÃlich tat sie, worum er sie gebeten hatte, und spulte die letzten Minuten zurück.
»Also, wenn das nicht hochtrabend ist, dann weià ich auch nicht«, sagte sie.
»Nicht der Teil«, sagte Cooper. »Psst.«
Sie sollten an der frischen Luft verrotten, bis ihr Fleisch verschwunden ist , sagte die metallische Stimme.
Dann folgte eine Pause. Und Coopers Ansicht nach war es eine perfekt in die Länge gezogene Pause, die ihn an das gekonnte Timing eines erfahrenen Schauspielers erinnerte.
Oder aber in einem Sarkophag .
12
M elvyn Hudson zwang sich, einem vorbeigehenden Trauergast mitfühlend zuzulächeln. Er hatte Angst, sein Gesichtsausdruck könne wie eine Grimasse wirken und einen falschen Eindruck hinterlassen. Sobald es ging, nahm er den alten Mann am Arm und dirigierte ihn behutsam zu den Limousinen.
»Das war nicht der Rede wert, Abraham«, sagte er. »Es hat nichts mit uns zu tun.«
»Warum war dann die Polizei da?«
»Es war nur eine Polizistin. Nur Routineermittlungen, nehme ich an.«
Abraham Slack war etwas gebrechlicher als früher und etwas blasser. Doch er besaà noch immer Kraft und Würde, die Hudson verunsicherten, wenn er mit ihm zu tun hatte.
Der alte Mann atmete tief ein. »Das schadet dem Ruf der Firma, Melvyn.«
»Ja, ja, ich weiÃ. Aber das wird sich schon erledigen.«
»Zu Zeiten deines Vaters hätte es so etwas nie gegeben.«
»Abraham, du weiÃt verdammt genau, dass es die Firma ohne mich nicht mehr geben würde â also erzähl mir nicht, wie es zu Zeiten meines Vaters war.«
Hudson merkte, wie er die Beherrschung verlor. Er blickte sich besorgt um und sah, dass ihn einige der Trauergäste beobachteten. Die Bestattung war die letzte an diesem Nachmittag, und das Krematoriumspersonal würde ungeduldig werden, wenn er nicht bald dafür sorgte, dass die Angehörigen das Gelände verlieÃen.
»Das ist nicht der richtige Zeitpunkt«, sagte er.
»Wir müssen uns unterhalten«, erwiderte Abraham.
»Später, später.« Hudson strich sich nervös über sein
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