Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
Vom Netzwerk:
oder? Man sieht sie oft auf alten Kirchenfriedhöfen.«
    Robertson schüttelte den Kopf. »Die meisten Leute verwechseln sie mit Steinsärgen. Und ich kann verstehen, warum sie auf den ersten Blick diesen Eindruck vermitteln.«
    Der Sarkophag in Coopers Nähe war eines der größeren Exemplare, und seine Oberkante lehnte auf Augenhöhe an der Kirchenwand. Zum Fußende hin verjüngte er sich, und der Steinmetz hatte eine annähernd menschliche Form aus dem Stein gemeißelt, einschließlich des Umrisses von Kopf und Schultern.
    Â»Es besteht kein Zweifel daran, dass sie darauf ausgelegt sind, einen Leichnam zu beherbergen.«
    Â»Ja, aber es bestehen Unterschiede. Zunächst einmal verfügten Sarkophage nie über einen Deckel. Sie waren immer offen wie diese hier.«
    Aus irgendeinem Grund wollte Cooper nur ungern den kleinsten Sarkophag inspizieren, deshalb konzentrierte er sich stattdessen auf die größeren.
    Â»Das auffälligste Merkmal ist natürlich das Loch im Boden. Das würde man bei einem Sarg nicht erwarten.«
    Robertson nickte ermunternd, als sei Cooper ein Student, der nicht allzu klug war, sich aber bemühte. »Genau.«
    Cooper ging näher hin und beugte sich vor. Die Unterseite war sorgfältiger aus dem Stein herausgearbeitet worden, als es zunächst schien. Trotz der primitiven Machart war die Oberfläche zur Mitte hin merklich geneigt, wo ein Loch von mehreren Zentimetern Durchmesser durch den Stein gebohrt worden war.
    Â»Das Loch muss der Entwässerung dienen.Wenn diese Dinger schon keinen Deckel besitzen, musste dafür gesorgt werden, dass der Regen abfließen kann, sonst wären sie voll mit Wasser.«
    Â»Nein, nein«, widersprach Robertson. »Sarkophage wurden überdacht aufbewahrt. Sie mussten trocken bleiben. Das war Voraussetzung für den Prozess.«
    Â»Aber …?«
    Â»Na ja, Sie haben zum Teil recht, Detective Constable Cooper. Um Regenwasser ging es allerdings nicht. Ja, Sarkophage wurden so konzipiert, dass Flüssigkeit ablaufen kann – aber es ging darum, dass Körperflüssigkeiten ablaufen können.«
    Â»Aha.«
    Der Professor hatte die Hände in den Taschen und bewegte seinen offenen Mantel wie ein Vogel, der mit den Flügeln schlägt, als er einen Schritt zurücktrat und an der Kirche hinaufblickte. Unter dem Mantel trug er noch immer den zu weiten Nadelstreifenanzug. »Wissen Sie, Sarkophage stammen aus einer Zeit, als es noch nicht den Brauch gab, Leichname in Kisten einzuschließen und zu vergraben. Damals gab es nur das Beinhaus und den Sarkophag. Das Beinhaus wurde auch ›Todesstätte‹ oder ›Stätte der Toten‹ genannt.«
    Als das Wort fiel, reagierte Fry zum ersten Mal, und Robertson bemerkte, dass er endlich ihr Interesse geweckt hatte.
    Â»Als Sie die Todesstätte erwähnten, bin ich auf die Idee mit dem Sarkophag gekommen«, erklärte er. »Aber die Bedeutung war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Natürlich wären auch andere Interpretationen möglich.«
    Â»Was passierte in einer solchen Todesstätte, Professor?«, erkundigte sich Fry.
    Â»Leichname wurden der frischen Luft ausgesetzt, bis die Verwesung abgeschlossen und das Fleisch getrocknet war und die Gebeine sauber waren. Ein Priester sah regelmäßig im Beinhaus nach, ob der Leichnam bereits fertig war.«
    Â»Fertig?«
    Â»Unsere Ahnen betrachteten die Verwesung als vollkommen natürliches Stadium in der Entwicklung eines Körpers«, erklärte Robertson. »Sie markierte den Übergang vom an die Erde gebundenen Geist zur befreiten Seele, die in den Himmel aufsteigen kann. Sie glaubten, dass nur das Fleisch die Seele im Körper gefangen hält. Die Seele musste befreit werden, damit der echte Tod eintreten kann. So betrachtet ist die Verwesung ein positiver Vorgang. Ich gehe davon aus, dass sie diesen Prozess beobachten wollten, so wie wir unsere Kinder aufwachsen sehen möchten.«
    Als sie den abgesteckten Weg durch den Kirchenfriedhof wieder zurückgingen, hörte Cooper den Professor vor sich hin murmeln. Er schnappte einen vertrauten Satz auf und stellte fest, dass der Historiker Shakespeare zitierte. Hamlet , wenn ihn nicht alles täuschte.
    Â»â€ºO schmölze doch dies allzu feste Fleisch, Zerging’ und löst’ in einen Tau sich auf!‹«
    Robertson bemerkte Coopers Blick und

Weitere Kostenlose Bücher