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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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lächelte.
    Â»Angemessen, wie ich finde. Viel eher als ›Staub zu Staub‹ und all das. Man sollte dem Barden vertrauen. Er hatte für jeden Anlass die richtige Formulierung.«
    Â»Aber der Begriff ›Sarkophag‹«, sagte Cooper. »Woher kommt der?«
    Â»Er stammt aus dem Altgriechischen. Eine Zusammensetzung aus zwei Wörtern: sark und phagos . Wir Historiker lieben unser Latein und unser Altgriechisch.«
    Cooper sah den Professor an und zog die Augenbrauen hoch, um ihm zu signalisieren, dass er genauso schlau war wie zuvor. Robertson strahlte vor Zufriedenheit und gönnte sich eine kurze dramatische Pause, ehe er erklärte: »Frei übersetzt bedeutet der Begriff ›Fleischverzehrer‹.«
    Bevor Fry und Cooper reagieren konnten, spazierte Robertson auf dem abgesteckten Weg davon und drehte dabei den Kopf hin und her, als versuchte er, einen Geruch zu wittern.
    Â»Wenn Sie sich für alte Friedhöfe interessieren, würden Ihnen die in Perthshire gefallen, wo ich herstamme«, sagte er. »In der Nähe von Pitlochry gibt es einen Kirchhof, auf dem einige der Gräber von so genannten mortsafes geschützt werden – einer Art Eisenkäfig, der Leichenraub verhindern soll. Eine abscheuliche Sache, die wir Schotten offenbar besonders gut beherrschten.«
    Cooper sah ihn überrascht an. »Leichenraub? Ja, das ist ein besonders widerwärtiges Verbrechen.«
    Â»Tja, da täuschen Sie sich. Ich bin überrascht, dass ich Sie in einer Gesetzesangelegenheit korrigieren muss, Detective Constable.«
    Â»Wie meinen Sie das, Sir?«
    Â»Leichenraub war keine Straftat. Nachdem jemand gestorben war, gehörten seine körperlichen Überreste niemandem und konnten deshalb auch nicht gestohlen werden. Ein Leichenräuber beging nur dann ein Verbrechen, wenn er neben dem Leichnam noch andere Dinge stahl, selbst wenn es nur das Leichentuch war. Es war die Öffentlichkeit, die sich gegen die Leichenräuber wandte, nicht das Gesetz.«
    Â»Aber Burke und Hare...?«
    Â»Ein völlig anderer Fall. Die beiden gaben sich nicht damit zufrieden, auf einen Nachschub an Leichen zu warten, und beschlossen deshalb, sich welche unter den Lebenden zu beschaffen. Ihr Verbrechen war Mord. Das war alles eine Frage von Angebot und Nachfrage. Der Bedarf nach Leichen zum Sezieren war enorm.«
    Â»Aber es gibt doch bestimmt noch andere Gründe, warum Leute sich eine Leiche beschaffen wollen«, sagte Cooper.
    Â»Zweifellos.«
    Robertson folgte Coopers Blick, als dieser die Gräber auf dem Kirchenfriedhof betrachtete.
    Â»Oh, aber in Derbyshire wurden keine Fälle von Leichenraub verzeichnet«, sagte er. »Die Menschen fürchteten sich trotzdem davor. Sie hatten eine abergläubische Angst davor, ihr Leichnam könnte aus seiner letzten Ruhestätte entfernt werden. Das hätte bedeutet, dass sie am Tag des Jüngsten Gerichts nicht aus ihrem Grab hätten aufsteigen können.«
    Â»Das glaube ich auch.«
    Robertson blickte zu ihm auf. »Vielleicht hätte ich es nicht als Aberglaube bezeichnen sollen. Ich wollte nicht beleidigend sein.«
    Das klang beinahe wie eine Entschuldigung. Cooper winkte ab. »Schon gut.«
    Der Professor richtete sich mit einem Seufzen auf. »Niemand weiß, wann die Gesellschaft ihre Abneigung gegenüber dem Tod entwickelt hat. Doch er wird seit Jahrhunderten im Verborgenen gehalten. Heutzutage werden nur wenige Menschen Zeuge des Verwesungsprozesses. Dieses Privileg genießen nur diejenigen, die beruflich mit dem Tod zu tun haben.«
    Â»Pathologen, Bestattungsunternehmer?«, sagte Cooper. »Polizisten?«
    Â»Unsere Freunde und Helfer«, stimmte ihm Robertson zu. »Gott segne sie.«
    Cooper warf Fry einen Blick zu und merkte, dass es Zeit war zu gehen. Die Dämmerung hatte eingesetzt, und über den Kirchenfriedhof krochen Schatten. Sie ließen die Ränder der Gräber verschwimmen, machten die Inschriften unleserlich und ließen die Steinplatten etwas weniger kalt erscheinen. Zu viel Tageslicht stand dem Tod nicht.
    Â»Der ›Fleischverzehrer‹, Professor«, sagte er. »Was meinten die alten Griechen mit diesem Begriff?«
    Â»Die ursprüngliche Formulierung lautete lithos sarkophagos , ›Fleisch verzehrender Stein‹. Das spiegelte den Glauben wider, eine bestimmte Kalksteinart würde das Fleisch von Leichen vertilgen und sich deshalb

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