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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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eines Trauergottesdiensts hörte, überkam ihn unweigerlich ein plötzliches Gefühl von Verlust. Es schien aus dem Nichts zu kommen, völlig unerwartet und unabhängig von den Gedanken, die ihm gerade durch den Kopf gingen. Dieses Gefühl war irgendwie mit der Musik verknüpft, tief verborgen im rohen Klang ungeübter Stimmen, die stockend in die erste Zeile von »Abide With Me« einsetzten.
    Doch es war lächerlich, allein vor einer Krematoriumskapelle zu stehen und so zu empfinden. Er versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, wessen Dahinscheiden gerade betrauert wurde. War es das von Shirley Bramwell oder das von Billy Booker? Ihre Namen hatten sich in sein Gedächtnis eingegraben, doch die Reihenfolge, in der sie eingeäschert wurden, hatte er bereits vergessen.
    Im Büro meldete er sich bei der Sekretärin an, die ihm sagte, dass Mr. Lloyd gerade in einer Besprechung sei, aber in Kürze zu ihm käme, wenn er warten wollte. Cooper sah auf die Uhr. Es war seine eigene Schuld – er war etwas zu früh dran. Er hatte es sehr eilig gehabt, aus dem Büro zu kommen, auch wenn die Alternative das Krematorium war.
    Â»Ich mache einen kleinen Spaziergang und komme in ein paar Minuten wieder her«, sagte er. Und die Frau wirkte erleichtert, ihn nicht mehr im Gebäude zu haben.
    Zumindest ließ der Regen ein wenig nach. Die kühle Luft war ziemlich erfrischend, als Cooper auf der Fahrbahn zur anderen Seite der Kapelle ging. Am Eingang liefen noch Trauernde vom vorangegangenen Gottesdienst umher, und einige von ihnen inspizierten die Blumenkränze. Jemand bedachte die Himmelspforten mit einem Ausruf der Bewunderung, wenngleich sie von einer anderen Einäscherung früher am Tag stammten und einem Fremden Tribut zollten. Diese Gruppe war völlig anderer Stimmung als diejenige, die gerade hineingegangen war. Sie schwatzten miteinander und lachten vor Erleichterung, draußen zu sein, trotz des Regens. Ihr Lachen wirkte allerdings fehl am Platz, nachdem hinter ihnen bereits der nächste Trauergottesdienst angefangen hatte und die Tränen flossen und die Musik für jemand anderen aufs Neue einsetzte.
    Zwei Limousinen warteten noch, um die trauernden Angehörigen fortzubringen, als bereits der nächste Leichenwagen auf die überdachte Wagenauffahrt rollte. Cooper beobachtete zwei Männer im schwarzen Gehrock, die offenbar die Verantwortung trugen. Mit äußerster Diskretion nahm sich einer von ihnen der Trauernden an, die hineingingen, während der andere sich um diejenigen kümmerte, die herauskamen.Vermutlich handelte es sich bei den beiden um Krematoriumsangestellte.
    Als sich die Menge auf dem Parkplatz zerstreute, blieben nur noch Cooper und die Fahrer der beiden Limousinen von Hudson und Slack zurück, die die Gelegenheit nutzten, eine Pause zu machen. Sie standen in ihren schwarzen Anzügen bei den Fahrzeugen, unterhielten sich und rauchten. Zumindest drei von ihnen – Billy McGowan und die anderen beiden, deren Namen er nicht kannte. Die Ausnahme bildete Vernon Slack, der die Motorhaube der vordersten Limousine öffnete, sich im Motorraum zu schaffen machte und den Ölstand oder die Keilriemenspannung prüfte.
    Cooper ging auf ihn zu. Slack blickte nicht auf, merkte jedoch, dass sich ihm jemand näherte. Er entsorgte verstohlen seine Zigarette im nächsten Blumenbeet, ging zurück zu seiner Limousine und zog einen gelben Lappen aus seiner Jacketttasche. Wenn er solche Sachen in seinen Taschen aufbewahrte, war es kein Wunder, dass sein Anzug nicht besonders gut saß.
    Als Cooper bei Vernon ankam, hatte dieser bereits die wuchtige Limousine zwischen sie beide gebracht. Er beugte sich vor und rieb die Regentropfen von der Karosserie. Es schien, als versuchte er, sein Gesicht aus Angst, irgendjemandem in die Augen sehen zu müssen, hinter dem Außenspiegel zu verbergen.
    Â»Mr. Slack?«
    Der Kopf des jungen Mannes tauchte auf der anderen Seite des Wagens auf. Er wirkte beunruhigt, antwortete jedoch nicht sofort. Seine Hand bewegte sich weiterhin automatisch über die Karosserie und rieb mit dem Lappen immer wieder über dieselbe Stelle.
    Â»Vernon, nicht wahr?«, sagte Cooper. »Vernon Slack?«
    Â»Ja.«
    Die Hand hielt schließlich inne. Vernon ließ sie seitlich am Körper sinken, ohne das Tuch loszulassen.
    Cooper hielt ihm seine Dienstmarke hin. »Sie haben nichts zu befürchten. Ich bin

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