Todesstatte
widerstand dem Bedürfnis, ihm den Filzschreiber aus der Hand zu reiÃen.
»Ich habe gerade einen Anruf bekommen«, sagte er. »Anweisungen von oben.«
»Oh?«
»Wir müssen etwas langsamer treten, was die Telefonbotschaften betrifft, Diane. Ab jetzt rennen wir nicht mehr nach jeder Meldung, dass jemand ein bisschen zu spät nach Hause gekommen ist, wie die aufgescheuchten Hühner durch die Gegend.«
»Wir können auch rumsitzen und abwarten, bis eine Leiche auftaucht«, entgegnete Fry. »Das ist vielleicht genau das, was er möchte.«
»Schon möglich. Aber wir stufen die Priorität der Anrufe herunter, bis wir weitere Beweise haben.«
»Bei allem Respekt, Sir, wir haben es hier mit einem Straftäter zu tun, der bald jemanden töten wird.«
»Streng genommen ist er kein Straftäter, Detective Sergeant Fry. Nicht, bis er tatsächlich etwas Illegales tut.«
»Er tätigt Drohanrufe.«
»Wem hat er denn gedroht?«, fragte Hitchens.
Fry schnitt eine Grimasse. »Dann eben Belästigungsanrufe.«
»Er verschwendet die Zeit der Polizei. Das ist das Schlimmste, was wir zu diesem Zeitpunkt über ihn sagen können.«
»Er benötigt psychiatrische Hilfe.«
»Tja, da stimme ich Ihnen zu. Er hat zweifellos irgendein Problem. Aber wir wissen nicht, ob er tatsächlich vorhat, jemanden umzubringen.«
»Was ist dann der nächste Schritt?«
»Wir warten ab. Polizeistreifen werden bei Gelegenheit alle in Frage kommenden Orte überprüfen, die wir ihnen genannt haben.«
»Bei Gelegenheit?«, sagte Fry. »Das könnte auch nie sein.«
Hitchens fuhr mit einem leichten Stirnrunzeln fort: »Und wir hoffen, dass die Spurensicherung an den Orten, von denen er die Anrufe getätigt hat, irgendetwas findet. Es gibt inzwischen zwei Orte, und mit jedem weiteren Anruf erhöhen sich die Chancen, dass übereinstimmende Spuren gefunden werden.«
»Und ich nehme an, wir bleiben hier hocken und hoffen, dass er wieder anrufen wird, um es uns ein wenig einfacher zu machen.«
»Möglich«, sagte Hitchens. »Aber es gibt eine Menge anderer Ermittlungen, auf die wir uns in der Zwischenzeit konzentrieren können.«
Der Detective Inspector blickte zu Cooper auf, als dieser wieder das Zimmer betrat.
»Wie geht es im Fall Audrey Steele voran, Ben? Ich habe mir überlegt, wir sollten ihr höhere Priorität beimessen, bevor sich die Sache herumspricht. Ein Zwischenfall wie dieser wird bei der Bevölkerung unter Umständen ziemlich heftige Reaktionen auslösen, und es soll doch nicht so aussehen, als würden wir nichts unternehmen.«
Cooper zögerte. Wenn man zu den rangniedrigsten Mitarbeitern der Abteilung gehörte, lief man stets Gefahr, sich in gegensätzlichen Anweisungen seiner Vorgesetzten zu verstricken.
»Detective Sergeant Fry hat vorgeschlagen, dass ich zunächst andere Wege prüfe, bevor ich die Möglichkeit in Betracht ziehe, dass eine unidentifizierte Leiche im Spiel war«, sagte er, nachdem er seine Worte sorgfältig gewählt hatte.
»Ich weiÃ, dass Asche vermischt wurde. Und wie kommen Sie voran?«
»Die Asche aus sämtlichen Urnen, die ich beschaffen konnte, wird gerade analysiert. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob uns das weiterbringen wird. Theoretisch dürfte es nicht möglich sein, dass im Krematorium Leichname verwechselt werden, es sei denn, es wurde absichtlich gemacht, also könnte es bei der einen Einäscherung bleiben, für die wir eine Erklärung brauchen.«
»Genau das ist es, worüber ich mir Sorgen mache. Es darf nicht so aussehen, als würden wir die ernstere Möglichkeit ignorieren, Ben.«
»Nein, Sir.«
Cooper wartete. Die Bedenken des Detective Inspectors wegen der Reaktion der Ãffentlichkeit würden vermutlich schwerer wiegen als Dianes Urteil hinsichtlich der Verwendung ihrer Ressourcen, doch aus dieser Debatte wollte er sich lieber heraushalten. Fry, die neben ihm stand, schwieg, doch er spürte, wie ihre Anspannung wuchs. Er vermutete, dass die Debatte später fortgesetzt werden würde, wenn er auÃer Hörweite war.
»Das Bestattungsunternehmen muss eine zentrale Rolle in der Angelegenheit gespielt haben, oder?«, sagte Hitchens.
»Hudson und Slack, ja. Sie stehen ganz oben auf meiner Besuchsliste.«
»Dann fassen wir noch einmal zusammen: Wir
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