Todesstatte
haben menschliche Ãberreste, von denen wir inzwischen wissen, dass es sich um die Ãberreste von Audrey Steele handelt, die nie vermisst gemeldet wurde, weil sie eines natürlichen Todes gestorben und mit allem Drum und Dran eingeäschert worden ist. Oder zumindest hat man ihre Angehörigen in diesem Glauben gelassen. Ist das bis hierhin richtig?«
»Ja, Sir.«
Hitchens klopfte sich wieder gegen die Zähne und zeigte dann mit dem Filzschreiber auf Fry. Sie sah eine Spur von Speichel auf der Kappe glitzern.
»Falls die Asche nicht vermischt wurde, stellt sich die Frage, wer oder was anstelle von Audrey Steele eingeäschert worden ist. Man kann nicht einfach einen leeren Sarg in den Leichenwagen schieben. Das würde schon allein wegen des Gewichts auffallen. Die Träger hätten es gemerkt. Die Verbrennungsofentechniker hätten es gemerkt. Dazu hätte es einer Verschwörung bedurft, an der mindestens ein halbes Dutzend Leute beteiligt waren, wenn nicht mehr. ÃuÃerst riskant.«
»Das haben wir schon durchgesponnen. Das Naheliegendste wäre, anstelle des Leichnams irgendetwas anderes in den Sarg zu legen. Aber der Krematoriumsbelegschaft würde es trotzdem auffallen, wenn die Asche anders aussieht.«
»Mr. Lloyd hat uns die Computerdaten für den fraglichen Tag geschickt«, sagte Cooper. »Das war sehr hilfsbereit von ihm, da ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, ihn darum zu bitten. An den Daten zu Audrey Steeles Einäscherung ist nichts Ungewöhnliches.«
»Natürlich würde es niemandem auffallen, wenn man einen anderen Leichnam in den Sarg legen würde«, stellte Hitchens fest.
»Denken Sie an ein tatsächliches Mordopfer?«, fragte Fry.
»Was gäbe es für eine bessere Methode, um sich der Leiche zu entledigen? Kein Opfer, keine gerichtsmedizinische Untersuchung. Perfekt.«
»Und selbst wenn die sterblichen Ãberreste von Audrey Steele auftauchen würden, wären wir niemals in der Lage, sie einer vermissten Person zuzuordnen.«
»Ganz genau, Diane. Denn sie wurde nie vermisst.«
»Ohne die Gesichtsrekonstruktion...«
»Und ohne Detective Constable Coopers Beharrlichkeit«, sagte Hitchens.
»Na ja, das auch.«
»Haben Sie noch die Liste der vermissten Personen, Ben?«
»Der letzten achtzehn Monate? Ja. Aber die Sache hat einen groÃen Haken, nicht wahr? Wir wissen nicht, ob wir nach einer Frau suchen oder nach einem Mann. Wir haben keine Anhaltspunkte, was Alter, GröÃe und Hautfarbe betrifft. Nichts. Alles, was wir haben, ist Asche.«
»Ja, das ist ein Haken«, stimmte Hitchens zu. Er schwieg einen Moment lang. »Und wie ordnen wir Melvyn Hudson ein? Er ist der Boss von Hudson und Slack, nicht wahr? Also wäre er am ehesten in der Lage, einen Leichnam auszutauschen.«
»Wäre das allein überhaupt möglich?«, fragte Cooper.
»Die Mitarbeiter von Hudson und Slack wissen unter Umständen etwas. Sie könnten zumindest mitgeholfen haben, die Sache zu vertuschen. Das ist doch so ein Job, oder? Einer von diesen âºWir und dieâ¹-Jobs. Niemand versteht uns und weià unsere Arbeit zu schätzen, also müssen wir zusammenhalten, egal, was kommt«, sagte Fry.
»Möglich«, erwiderte Cooper. Fry hätte damit ebenso die Arbeit bei der Polizei beschreiben können, die ganz bestimmt auch ein »Wir und die«-Job war. »Könnte nicht noch mehr dahinterstecken? Könnte es nicht jemanden geben, der einen persönlichen Grund zur Vertuschung hat?«
»Und dann bleiben immer noch die Angestellten des Krematoriums«, sagte Hitchens.
»Die sind in dem Raum hinter der Kapelle, wo sie niemand zu Gesicht bekommt. Das wäre die ideale Situation für eine Person, wie Dr. Kane sie gerade beschrieben hat. Stellen Sie sich vor â man sieht jeden Tag, wie Menschen zu Asche reduziert werden. Nichts ist berechenbarer als Asche.«
Fry stand auf und ging rastlos im Zimmer auf und ab.
»Wenn Sie mich fragen, ist nichts so berechenbar wie die Meinung eines Experten.«
»Diane, setzen Sie sich wieder hin«, forderte Hitchens sie auf.
»Wissen Sie, ich bin mir nicht ganz sicher, was die Angestellten des Krematoriums betrifft«, sagte Cooper. Ihm war wieder das Terrarium in Mrs. Askews Haus eingefallen, mit seinen Muscheln und seinen Venusfliegenfallen, die ganz und gar nicht berechenbar waren.
»Warum?«,
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