Todessymphonie (German Edition)
unteren Zähne.
„Guten Morgen, Detective“, sagte er. Freundlich, nicht bedrohlich, entwaffnend. Taylor fiel nicht darauf herein. Alle ihre Sinne waren sofort in Alarmbereitschaft.
„Guten Morgen.“ Sie blieb vor ihm stehen, die Hände hinterm Rücken, das Rückgrat durchgedrückt. Sie wartete darauf, heruntergeputzt zu werden, doch es kam nichts.
„Kommen Sie doch bitte in mein Büro. Ich würde gerne einiges mit Ihnen besprechen.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und betrat den winzigen Raum, der einmal ihr Büro gewesen war. Sie folgte ihm und setzte sich in den Stuhl neben der Tür. Es gab gerade ausreichend Platz, dass sie ihre Beine ausstrecken konnte. Die Spitze ihres rechten Stiefels berührte die Ecke der Tür. Elm saß hinter dem Schreibtisch. Das vernarbte Holz war vollkommen frei von jeglichem Papier, und aller anderer Kleinkram, der sich im Laufe der Zeit normalerweise so ansammelt – Stifte, Kugelschreiber, Post-its, Einlieferungsscheine, Telefonnotizen –, war sorgfältig weggeräumt worden.
Irgendetwas brachte sie dazu, an die Decke zu schauen. Solange sie sich erinnern konnte, hatte es in der Ecke über dem Fenster einen großen braunen Wasserfleck gegeben. Sie hatte die Hausmeister unzählige Male gebeten, ihn wegzumachen, doch ihre Bitte war immer auf taube Ohren gestoßen. An diesem Morgen jedoch war der Fleck verschwunden, das Deckenpanel ersetzt worden. Sie wusste nicht, ob das ein Zufall war oder ob Elm tatsächlich an einem einzigen Morgen das geglückt war, worum sie jahrelang gekämpft hatte. Zufall, entschied sie. Eine andere vernünftige Erklärung gab es nicht.
„Also, Detective. Wir haben uns gestern nicht gerade von unserer besten Seite kennengelernt. Was eine Schande ist, denn ich sehe, dass Sie eine vorbildliche Akte haben und ganz sicher in der Lage sind, Anweisungen eines Vorgesetzten anzunehmen.“ Er hielt inne und schaute sich im Zimmer um, als würde er zu einem Publikum sprechen. Dann fand sein Blick den Weg zurück zu ihr. „So eine Schande, dass Sie in letzter Zeit so viel Ärger hatten. Ich nehme an, Sie haben nicht noch weitere, äh, Überraschungen in ihrem Keller?“
Taylor schaute ihn verärgert an. „Wie bitte?“
Elm tat ihre Verärgerung mit einer Handbewegung ab. „Sie hätteneventuell erwähnen können, dass der FBI-Agent, der gestern meinen Tatort gestürmt hat, Ihr Verlobter ist.“
„Das hat nichts mit meinem Job zu tun. Dr. Baldwin ist der führende Experte auf dem Gebiet des Profilings und hat bereits in der Vergangenheit oft mit der Metro zusammengearbeitet. Und zwar mit großem Erfolg, wenn ich das hinzufügen darf.“
„Ja, das habe ich gehört. Nun fühlen Sie sich doch nicht gleich angegriffen. Ich bin ja bereit, ihn bei diesem Fall helfen zu lassen, solange er mir nicht in die Quere kommt. Kommen Sie, wir vergessen den gestrigen Abend und fangen noch einmal neu an, einverstanden?“
Er streckte ihr über den Tisch hinweg die Hand hin.
„Morty Elm. Ich bin aus New Orleans, habe dort mit dem Chief zusammengearbeitet und war nur zu gerne bereit, hier an Bord zu kommen, als diese unglückliche Situation nach Ihrer, nun, nennen wir es, Disziplinierung verlangte.“
Bevor sie die Chance hatte, etwas zu erwidern, fuhr er fort.
„Ich würde gerne ein paar grundsätzliche Regeln festlegen. Ich bin gerne über alles informiert, was meine Detectives tun, also berichten Sie regelmäßig an mich. Ich ziehe es vor, Ihre Updates zu lesen. Wenn Sie also jeden Abend einen ausführlichen Bericht über ihre Tätigkeiten des jeweiligen Tages einreichen, würde mir das meine Arbeit sehr erleichtern. Außerdem möchte ich eine komplette Übersicht, wo sie bei jedem Ihrer Fälle stehen und wie Sie planen, vorzugehen, um sie zu lösen.
Ich führe ein strenges Regiment, also erwarte ich, dass sie morgens um acht Uhr an Ihrem Schreibtisch sitzen und sich außerdem an den Dresscode halten. Jeans dulde ich bei meinen Detectives nicht. Jedes Mal, wenn Sie das Büro betreten oder verlassen, werden Sie sich ein- und austragen. Außerdem erhalten Sie eine Liste, was auf Ihrem Schreibtisch zugelassen ist und was nicht. Ich habe heute Morgen mit Detective McKenzie gesprochen; er scheint mir ein formidabler junger Mann zu sein. Sie haben entschieden mehr Erfahrung als er und ich vertraue darauf, dass Sie ihn ein wenig führen und ihm alles beibringen, was er wissen muss.“
„Natürlich.“
„Dann verstehen wir einander. Keine Überraschungen mehr an
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