Todessymphonie (German Edition)
Sie konnte nur hoffen, dass der Gnom, den sie gestern Abend getroffen hatte, nicht wirklich ihr neuer Lieutenant würde.
Nach drei schnellen Meilen duschte sie, band ihre nassen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, zog sich eine neue dunkle Jeans und ein schwarzes Kashmir-T-Shirt an und schlüpfte dann in ihre liebsten Tony-Lama-Cowboystiefel. Elm war vermutlich einer von denen, die Wert auf die Einhaltung des Dresscodes legten, aber sie sollte verdammt sein, wenn sie Stoffhosen und Pumps zur Arbeit trüge. Sie nahm an, solange ihre Waffe und ihre Marke sichtbar waren, war es ziemlich offensichtlich, dass sie nicht privat unterwegs war.
Unten schnappte sie sich eine Cola light und zog ihren schwarzen Ledermantel über. Der Sommer stand schon dicht vor der Tür, aber morgens war es immer noch frisch. Seltsames Wetter. Während sie aus der Ausfahrt zurücksetzte, überlegte sie. Sollte sie ins Büro fahren und sich Elm stellen, oder sollte sie zu Sam in die Gass Street fahren und der Autopsie ihres gestrigen Opfers beiwohnen?
Ihr Handy klingelte. Wenn man vom Teufel spricht. Sie drückte auf Annehmen und begrüßte lächelnd ihre beste Freundin.
„Howza“, sagte Sam, und Taylor lachte. Es war ein Codewort aus ihrer Schulzeit auf der Father Ryan. Howza war ihre Art, die andere wissen zu lassen, dass sie sich Ärger mit den Nonnen eingefangen hatten. Keiner wusste mehr, wie sie darauf gekommen waren, aber es hatte sich bis heute gehalten.
„Mit wem hast du Ärger?“, fragte Taylor.
„Ich, Ärger? Ich habe gehört, dass du dir Schwierigkeiten eingehandelt hast.“
Taylor stöhnte. „Was genau hast du gehört?“
„Du hast den neuen Boss zurechtgewiesen.“
„Und hättest du auch die Güte, mir zu sagen, woher du das gehört hast?“
„Dein neuer Kumpel steht bei mir in der Lobby.“
„Einfach Renn?“
Dieses Mal lachte Sam. „Einfach richtig. Er ist wegen der Autopsie hier und hat sich Sorgen gemacht, dass du von dem Neuen zusammengeschissen wirst und deshalb zu spät bist.“
„Ich bin nicht zu spät.“
„Nein, bist du nicht. Er ist zu früh. Als ich gekommen bin, hatte er bereits auf mich gewartet, und ich war schon früh. Du musst ihm ein wenig Salpeter oder so geben, damit er ein wenig ruhiger wird.“
„Beeinträchtigt das nicht seine Libido?“
„Das würde vermutlich auch nichts schaden. Ich habe das Gefühl, er ist in dich verknallt.“
Taylor verdrehte die Augen. „Großartig. Danke für die Warnung. Ich fahre noch im Büro vorbei, bevor ich zu dir komme.“
„Da fällt mir ein, du willst vielleicht lieber keine Zeitung lesen. Wie es scheint, hat dein neuer Boss den Reportern jede Menge Einzelheiten vom Tatort erzählt. Vielleicht willst du mal mit ihm darüber reden.“
„Das habe ich gestern Abend versucht. Er hat nicht zugehört.“
„Streng dich mehr an. Wir sehen uns später.“
Sam legte auf, bevor Taylor etwas erwidern konnte. Verdammt. Es war an der Zeit, dem Feind ins Auge zu sehen.
Auf den Straßen herrschte unerträglich wenig Verkehr. Was hatte sie aber auch für ein Glück. Als sie auf den Parkplatz des Criminal Justice Centers einbog, war es noch nicht einmal 8:30 Uhr.
Das CJC war eine der Konstanten in ihrem Leben. Auf die eine oder andere Weise war sie in den letzten vier Jahren mindestens fünf Mal die Woche hier gewesen. Und die neun Jahre davor war sie gekommen und gegangen, hatte Verdächtige zur Aufnahme oder Befragung gebracht, sich mit Vorgesetzten getroffen, Prüfungen abgelegt … Dreizehn Jahre ihres Lebens war das hier ihre zweite Heimat gewesen. Klobiger grauer Beton mit einer rotbraunen Backsteinfassade, der Geruch des nahen Cumberland Rivers, die Hintertür mit dem Industrieaschenbecher voller Zigarettenkippen, all das sorgte dafür, dass sie eine vertraute Ruhe überkam.
Die dramatischen Veränderungen waren ausschließlich im Inneren des Gebäudes vorgenommen worden.
Der neue Chief hatte systematisch alles dezimiert, wofür das MetroNashville Police Department stand, was es erreicht und während der dreizehn Jahre, die sie Polizistin war, geschaffen hatte.
Die Veränderungen hatten subtil angefangen – ein neuer Vorgesetzter hier, eine Gruppenversetzung da. Taylor hatte sich keine allzu großen Gedanken darüber gemacht. Ein neuer Chief hatte sicherlich neue Pläne. Und dann hatte er angefangen, die oberen Managementpositionen mit seinen eigenen Leuten zu besetzen.
Dem war ein nahezu machiavellistischer Streich in der Administration
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