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Todessymphonie (German Edition)

Todessymphonie (German Edition)

Titel: Todessymphonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.t. Ellison
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anschauen und gucken, welche den Anforderungen des Frist-Ausstellungskatalogs entsprechen? Die Deadline ist Dienstag, die wollen wir auf keinen Fall verpassen. Oh, und danke!“
    Das Danke war ein Nachsatz. Aber war das nicht immer so?
    Er legte sein Frühstück – ein Vollkornbagel mit Bio-Erdnussbutter und eine Banane – auf den Tisch und schaltete den Computer ein. Die Kuriertasche wanderte auf den Stuhl neben dem Schreibtisch. Der Stuhl war mit einem strapazierfähigen, braun-orange gestreiften Tweedstoff bezogen. Damals war das alles, was er sich hatte leisten können, und er war positiv überrascht gewesen, dass der Stuhl besser aussah, als er online gewirkt hatte. Sein Tisch war aus solider Eiche, eine dicke, stabile Platte auf zwei Sägeböcken. Sein Bürostuhl – ergonomisch und aus geschmeidigem schwarzem Leder – war sein Hauptgewinn. Er konnte die Armlehnen herunterlassen, wenn er am Zeichentisch in der Ecke unter dem Bleiglasfenster arbeiten musste, das auf die Backsteinmauer des gegenüberliegenden Hauses hinausging.
    Der Computer brauchte exakt drei Minuten, um hochzufahren. Er nutzte die Zeit, um an einer Banane zu knabbern und den Taubendreck anzuschauen, der sich auf dem Sims über dem Fenster angesammelt hatte. Erstaunlich, in welch interessanten Formen er gelandet war. Das hing mit ihrer Fluggeschwindigkeit zusammen, das wusste er, aber trotzdem. Er fragte sich, ob Jason Pollock von etwas so Einfachem, so Organischem inspiriert worden war. Aber sogar ein Künstler seines Kalibers hätte diese Zufälligkeit nicht reproduzieren können.
    Ein Klingeln ließ ihn wissen, dass sein Computer hochgefahren und bereit war. Er suchte schnell die E-Mail vom Palazzo Strozzi in Florenz heraus und las die kurze Nachricht, die in gebrochenem Englisch verfasst war.
    Anbei bitte finden Sie die Bilder, die Sie für den Ausstellungsbeginn am 11. Juni angefordert haben.
    Grazie mille.
    Er klickte auf „Alle herunterladen“ und wartete, während sich sein Monitor mit immer mehr zauberhaften Bildern füllte. Der Palazzo Strozzi war ein wunderschönes Gebäude, ein ehemaliger Palast, das Zuhause der adligen Strozzi-Familie – eingeschworene Feinde der Medicis. Ein quadratischer Block aus Stein mit Säulen und einem offenen Innenhof. Er träumte davon, ihn eines Tages mal zu besuchen. Italien zu sehen, zwischen den historischen Gebäuden herumzulaufen, die Schönheit zu genießen, stundenlang die unschätzbaren Kunstwerke anzuschauen …
    Er konnte nicht anders. Er schaute auf die Strozzi-Bilder, schlenderte in Gedanken durch die Zeit, schwelgte in jedem kleinen Detail, erlebte alles durch die herrliche Kunstfertigkeit des Fotografen. Die kurzen Winkel, die Präsentation. Das perfekte Gleichgewicht des Lichts, um die Kunst würdig darzustellen, war einfach meisterhaft. Die Bilder atmeten ihre Farben auf seinen Bildschirm; die Skulpturen waren so echt, dass es schien, als könne man über einen Bizeps oder an einem Oberschenkel entlangstreichen und das Fleisch lebendig unter den Fingern pulsieren spüren.
    Der Fotograf dieser Bilder war wirklich sehr gut. Gavin hätte es selber nicht besser machen können. Er spielte ein Spiel mit sich selbst. Er kannte nur drei Fotografen von Museumssammlungen, die so talentiert waren.
    Wenn er raten müsste … Gavin sah sich die Fotos noch einmal in Ruhe an, schaute absichtlich nicht auf die Zeile am unteren Bildrand, die ihm die Antwort verraten würde. Die Perspektive war ungewöhnlich, der Lichtwinkel dramatisch. Es musste die Arbeit von Tommaso sein.
    Das war sein einziger Name. Tommaso hatte den Ruf, schwierig zu sein, aber er war einer der brillantesten Still-Fotografen der Szene. Ein Rockstar in der Kunstwelt.
    Gavin riskierte einen Blick. Er hatte recht. Die Fotos waren von Tommaso. Ein Glücksgefühl wirbelte durch seinen Magen. Er kannte seine Pappenheimer, so viel stand mal fest.
    Er schickte Wilhelmina eine Antwort, bestätigte, dass er die Bilder erhalten hatte und den Katalog rechtzeitig fertig hätte. Dann machte er sich an den mühsamen Prozess des Gestaltens.
    Gavin mochte seinen Job. Er war freiberuflicher Grafikdesigner und arbeitete oft für die Druckereien in Downtown Nashville. Außerdem erhielt er Aufträge von Werbeagenturen, Sportteams und allen kulturellen Einrichtungen der Stadt. Aber die Kunstfotos waren seine wahre Leidenschaft.
    Sein Studio lag in einer Seitenstraße vom Broadway in einem kleinen Laden direkt neben einem Thairestaurant. Der Geruch

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